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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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-Ergebnisse
ist es natürlich noch zu früh, aber die mikroskopischen Untersuchungen lassen
die Möglichkeit offen, dass die Haare am Tatort von den dreien stammen. Das
abgebrochene Plektrum entspricht dem Typ, den Schober vorwiegend spielt,
jedenfalls haben wir ein halbes Dutzend davon in seinem Gitarrenkoffer
gefunden. Die Fingerabdrücke darauf stimmen mit denen auf dem Fragment
überein.«
    Auf einem Stuhl am Fenster saß Bredemaier. Die Beine
gestreckt, präsentierte er seine dünn gelaufenen Ledersohlen. Seine Augen waren
geschlossen. Schwemmer bezweifelte, dass es ein Zeichen konzentrierten Zuhörens
war. Für ihn sah es mehr nach alkoholisiertem Wegdämmern aus.
    Schafmanns Handy klingelte, er meldete sich und
lauschte, wobei ihm die gesamte SOKO zusah. Außer Bredemaier.
    »Lassen Sie es ihn finden«, sagte Schafmann. »Und dann
schauen Sie, wo er es hinbringt.«
    Er klappte das Handy zu und wandte sich ans Plenum.
    »Kurzes Update: Severin Kindel ist in Grainau an der
Ruine. Er wurde von Georg Schober aufgefordert, etwas aus einem Versteck zu
holen. Vier Kollegen beobachten ihn und werden uns hoffentlich bald mitteilen,
dass er es gefunden hat.«
    Bredemaier gähnte und sah verschlafen im Raum umher.
    Die Diskussion drehte sich um die Handydaten in
Verbindung mit den Spuren.
    Eine junge Kollegin meldete sich zu Wort. Es war die
Neue von Schafmanns K1, Kriminaloberwachtmeisterin Zettel. »Die Spuren legen
also nahe, dass die gesamte Band am Tatort Reschberg war«, sagte sie. »Aber
wann?«
    Gute Frage, dachte Schwemmer, der sich vorgenommen
hatte, erst mal so wenig wie möglich zu sagen. Ist ja Schafmanns SOKO , sagte er sich. Dass Frau Isenwald
neben ihm saß, mochte auch eine Rolle gespielt haben. Er sah zu Bredemaier. Der BKA -Mann hatte die Füße wieder
ausgestreckt und ein Handy in der Hand, auf dem er nachlässig herumtippte.
    »Wenn alle Bandmitglieder zur Tatzeit da waren«, sagte
Zettel, »und noch mit zwei weiteren Personen gesprochen wurde, die sich im Tal
befanden, wären wir schon bei insgesamt sechs beteiligten Personen. Mit Petr
Bretcnik sogar sieben. Es könnten sogar neun sein, wenn die Benutzer der Handys
3 und 4 nicht dazugehörten.«
    »Aber die hatten keinen Kontakt zu den anderen«, sagte
Schafmann.
    »Vielleicht«, sagte Isenwald, »weil die Benutzer die
Täter sind.«
    »Wir sollten mit den Schlussfolgerungen abwarten, bis
der Tote aus Burgrain identifiziert ist«, sagte Schwemmer. »Dass er involviert
war, ist doch offensichtlich.«
    Bredemaier, der zwischenzeitlich eingeschlafen zu sein
schien, öffnete die Augen und zwinkerte ihm zu.
    * * *
    Severin betrachtete den schwarzen USB -Stick, der in dem Plastikbeutel
steckte. Ein billiges No-Name-Teil. » 4G «,
stand darauf, sonst nichts. Mit einem Achselzucken steckte er es in die
Manteltasche. Dann ging er langsam an der endlos langen Wand der Wagenhalle
entlang, stapfte durch Gras und Disteln zum Parkplatz, der mit Polizei- und
Zivilautos zugestellt war. Ein knappes Dutzend Schaulustige stand ebenfalls
dort. Einige musterten ihn neugierig, wahrscheinlich wegen seines
Satanistenkostüms. Ein junges Paar, das Arm in Arm an der Absperrung stand,
versuchte, nicht zu offensichtlich zu ihm herzusehen, und ein Tourist, ein
blasser Blondschopf in einer blauen Wanderjacke, starrte ihn unverhohlen an.
Der Mann hatte auf der Herfahrt im Zug im selben Waggon gesessen wie er. Jetzt
machten die Touris schon Ausflüge zur Ruine ihres Proberaums.
    Severins Handy läutete, die Nummer war unterdrückt. Er
zögerte, weil seine Erfahrung ihn lehrte, dass die Chance, ein Arschloch am
Apparat zu haben, bei unterdrückten Nummern etwa um den Faktor zwölf stieg.
Aber seine Neugier siegte.
    »Högewald«, sagte die Stimme am anderen Ende. »Spreche
ich mit dem Chef-Satanisten?«
    Severin schluckte. Silvie hatte es getan. Sie hatte
mit ihrem Vater gesprochen.
    »Ja«, sagte er.
    »Eins mal vorweg, junger Mann. Die Zahl, die Sie da
aufrufen, ist völlig illusorisch.«
    Zahl? Was für eine Zahl?, dachte Severin.
    »Über die Hälfte können wir reden.«
    »De Hälftn?«, fragte Severin verständnislos.
    »Na schön, weil Sie ein Freund von Silvie sind, sagen
wir drei statt zweieinhalb. Aber das ist dann komplett und vollständig
exklusiv, klar?«
    »Drei?«
    »Jetzt werden Sie nicht unverschämt. Für dreitausend
muss ‘ne alte Frau lange stricken. Fragen Sie mal Ihre Großmutter.«
    Severin traute seinen Ohren nicht. Dreitausend. Euro.
    Kein popeliger

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