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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Steuer.
    Chloe versuchte sich während dessen angestrengt zu erinnern, was sie eigentlich über die Minoer wusste. Was hatte Mom so oft erzählt? Wieso hatte sie nicht zugehört? Wenn ich gewusst hätte, dass die Archäologie eines Tages so wichtig für mich werden würde, dachte Chloe. Dann hätte ich meine genetisch bedingte Besessenheit nicht verleugnet und Archäologie studiert.
    Ein Neuankömmling riss Chloe aus ihren Tagträumereien. Der Aufsteigende Goldene Stier kam kraftvoll in den Raum gestampft, salutierte respektvoll vor den Versammelten und baute sich dann hinter Hreesos auf.
    Die familiäre Ähnlichkeit hätte nicht ausgeprägter sein können. Die beiden waren wahrhaftig golden. Hervorstechende Nase, fliehendes Kinn, dünnlippiger Mund und phantastisches, wallendes Blondhaar. Phoebus’ Augen waren eine Spur dunkler als jene von Hreesos, doch beide Männer hatten den gleichen sportlichen Körper und das gleiche ungezwungene herrschaftliche Gebaren.
    »Ich wollte, dass Phoebus heute zu uns spricht, da er bald, Iii, bald auf diesem Platz sitzen wird«, sagte Zelos. Ein Murmeln lief durch die Gruppe.
    »Männer und Frauen der Sippe«, setzte Phoebus an, »Prosta-tevo ist beinahe fertig. Auf Grund des jüngsten Missgeschicks in der Sippe der Muse«, - er neigte den Kopf vor Atenis -, »kommt es zu einigen Verzögerungen.«
    Sibylla war schockiert über die Hartherzigkeit des Aufsteigenden Goldenen - und Chloe musste ihr da Recht geben. Einen riesigen Vulkanausbruch als Missgeschick zu bezeichnen, erschien ihr eine makabre Untertreibung. Entweder das, oder der Mann setzte neue Maßstäbe an Ichbezogenheit.
    »Dennoch müsste Prostatevo bis zum Sonnwendfest so weit fertig sein, dass der Rat es in Augenschein nehmen kann.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch ab. »Außerdem muss ich als Aufsteigender Goldener in einer anderen Angelegenheit eine Klage vor diesem Forum vorbringen. Um genau zu sein, gegen einen Entschluss dieses Forums.«
    Abwartendes, unterkühltes Schweigen.
    »Das Amt des Spiralenmeisters ist von entscheidender Bedeutung für Aztlan. Viele Sommer der Unterweisung sind nötig, ehe ein Kandidat auch nur für würdig befunden werden kann, von Imhotep zu lernen. Niko war der klügste Schüler, den Imhotep je hatte.« Phoebus sah die anderen an. »Ihr habt wie ich zahllose Male genau diese Worte aus Spiralenmeisters Mund vernommen.«
    Chloes Blick wanderte durch den Raum. Die Spannung innerhalb des Rates war beängstigend. Aus irgendeinem Grund war sie in der Lage zu hören und zu sehen, obwohl eigentlich Sibylla am »Ruder« war. Es schien immer weniger von Sibylla übrig zu sein, mit dem sie sich streiten konnte.
    »Ein Blutschwur gilt seit langer Zeit -«
    »Seit Menschengedenken«, warf der Minos ein.
    »- als unverletztlich«, fuhr Phoebus fort, »doch ich bin der Ansicht, dass Spiralenmeister nicht mehr bei Verstand war, denn andernfalls hätte er niemals einen Fremden, einen Unbe-kannten in den Rat eingeschleust. Außerdem möchte ich anregen, dass dieser Cheftu seines Amtes enthoben wird, das daraufhin rechtmäßig Niko übertragen werden soll.«
    Das darauf einsetzende Palaver bewies, dass in der minoi-schen - aztlantischen - Welt die Regeln der konstruktiven Gesprächsführung noch unbekannt waren. Die Gruppe schien in zwei gleich starke Parteien geteilt, die eine Hälfte schrie, Imhotep habe den Mann ausgewählt und vereidigt, die andere gab dem abwesenden Spiralenmeister die Schuld an Posidios’ Tod.
    Der Streit wurde abrupt beendet, als der Boden zu beben begann und Verputz auf die Häupter des Rates herabregnete. Das Beben dauerte nur drei Sekunden, doch es erschütterte sie alle. Hreesos befahl eine Versammlungspause, und Chloe stolperte zusammen mit den anderen aus der Tür.
    Was sie vor allem brauchte, war frische Luft und festen Boden unter den Füßen. Unbedingt!
    Als sie wieder zusammenkamen, war offensichtlich, dass während der Unterbrechung geklüngelt und gemauschelt worden war. Chloe bemerkte die Blicke, die ausgetauscht wurden. Phoebus trug erneut seine Bedenken gegen den neuen Spiralenmeister vor, und Nekros erhob sich.
    »Ich war dabei, als Posidios seine Reise antrat«, sagte er. »Dieser Neue bewies, ob nun das Blut unserer Sippe in seinen Adern fließt oder nicht, großes Geschick. Imhotep hat das erkannt -«
    »Er war wahnsinnig geworden!«, fuhr Phoebus dazwischen.
    Wütend blickte Nekros den Aufsteigenden

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