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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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zeigte ein wunderschönes, verträumtes Lächeln voller weißer Zähne. »Phoebus ist zu einem richtigen Hengst herangewachsen. Hast du ihn gesehen? Zu schade, dass er Irmentis nicht vergessen kann.« Vena sah sie an. »Bist du bereit, essen zu gehen? Heute Abend wird der neue Spiralenmeister gefeiert. Er ist zwar ein Fremder, aber ich habe gehört, er ist ebenfalls .«
    »Ein Hengst?«
    »Iii, Sibylla, hast du ihn schon gesehen?« Vena schnurrte beinahe.
    »Lass uns gehen«, sagte Chloe. Sie war so bereit, wie es ihr überhaupt möglich war. Und sie glaubte nicht, dass sie Vena noch länger ertrug. Die Frau dünstete ... irgendwas aus. SexAppeal, der Chloe derart in der Nase stach, dass sie Vena am liebsten die Augen ausgekratzt und einer Katze zum Spielen hingerollt hätte.
    Als sie gemeinsam die breite Treppe hinabschritten, fiel Chloe auf, dass sie sich auf vorteilhafte Weise voneinander abhoben. Zusätzlich zu ihren faszinierenden Augen und den Lockenkaskaden konnte Vena mit etwa zehn Zentimeter langen Wimpern und einer Büste aufwarten, um die sie jedes Model von Victoria’s Secret beneidet hätte.
    Aber, dachte Chloe, Sibylla ist auch nicht ohne. Chloe hatte ihre eigenen Züge unter der karamellfarbenen Haut gesehen; sie hatte Massen an ebenholzschwarzem Haar mit einem Hauch von Rot darin und - Gott sei Dank! - ihre grünen Augen. Auch wenn sie nicht direkt üppig war, so wurde sie der barbrüstigen Mode durchaus gerecht.
    Würde Cheftu sie wiedererkennen?
    Der Festlärm schlug ihnen entgegen, noch ehe sie etwas sahen. Chloe fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, streckte die Schultern durch und machte sich darauf gefasst, ihrem Ehemann ein zweites Mal gegenüberzutreten. Ihn ein zweites Mal zu verführen und zu heiraten, falls nötig.
    Sie gesellten sich zu einigen anderen, einer Schar junger Frauen, alle parfümiert und angemalt und aufs Feinste herausgeputzt. Unwillkürlich wurde Chloe von der Spannung, auf einen Ball zu gehen, angesteckt, und sie musste lächeln. Heute Nacht würde sie mit Cheftu zusammen sein, selbst wenn sie ihn dazu unter Ileanas Tisch locken musste.
    Kommentare und in jeder Sprache unmissverständliche Blik-ke flogen ihnen zu, und Chloe hielt sich dichter an die übrigen Frauen, um den Augen und Händen der breitschultrigen, langhaarigen Männer zu entgehen. Der Duft von gebratenem Fleisch und Wein umhüllte sie. In dem Lärmen von Tausenden ging das melodiöse Plinkern der Saiten und das Rufen der Flöten fast völlig unter.
    Nachdem ihr Schutzwall von Damen sich in der Menge aufgelöst hatte, suchte Chloe eine Wand, wo sie sich anlehnen und ihren Blick über die Menge wandern lassen konnte. Ein Mosaik von Farben und Mustern stürzte auf sie ein. Böden, Wände, Decken, alles war fröhlich bemalt und bevölkert von Frauen und Männern in dem gleichen grellen Blau, Rot und Safrangelb. Vor einem Durchgang hatten sich Männer mit Irokesenfrisur und dem Hosenbeutel und Schurz der Seesoldaten postiert - Hreesos’ Leibwächter. Ein riesiger Herd stellte den
    Mittelpunkt des Saales dar, und direkt daneben stand ein riesiger Bottich, wo eine junge Nymphe, bis zu den Knien im Wein watend, die Ernte des Rebstocks in Rhytone schöpfte und dazu Küsse austeilte.
    Langsam, allen Liebkosungen ausweichend und ein-, zweimal leichte Schläge austeilend, durchquerte Chloe den Raum und trat in den nächsten. Dort war es, soweit das überhaupt möglich war, noch voller. Sie konnte sich kaum rühren und fühlte sich unangenehm an frühere College-Partys erinnert. Mit ausgestreckten Händen arbeitete Chloe sich in den dritten Raum vor. Dort standen überall im Raum verteilt Tische für drei Personen. Auf dem Podest sah sie die verschiedenen Throne für die Sippe der Olympier stehen.
    »Wirst du bei der Sippe sitzen?«, fragte Vena.
    Ein vertrautes Lachen ließ ihr das Blut gefrieren, und Chloe drehte sich um. Es stimmte also, er war hier. In dieser Zeit. Sie war so erleichtert, dass sie zu atmen vergaß. Sie würden wieder zusammen sein. Tränen traten ihr in die Augen, während sie ihm zusah.
    Er sah so eindeutig minoisch aus, dass sie sich einen Augenblick lang fragte, ob dies tatsächlich Cheftu war. Doch im selben Moment erhob sich jede Zelle ihres Körpers, um ihm zu salutieren. Irgendwie war sein Haar länger geworden, er trug einen engen, bunten Schurz, und auf seiner Brust, wie auch an seinen Oberarmen und Fußgelenken, gleißte Gold. Um seinen Hals lag ein Anhänger, und eine zweite Scheibe

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