Die Seherin von Knossos
Erfüllung kam.
Sanft drückte er ihren Körper gegen seinen, fassungslos darüber, dass er tatsächlich Chloe in seinen Armen hielt.
»Grâce à Dieu«, flüsterte er gegen ihren Hals.
»Amen«, sagte Chloe.
Die vormorgendliche Kühle weckte Chloe; sie schlug die Augen auf und sah zu den leicht getönten Wolken auf, den Atem angehalten vor Angst, sie könnte nur geträumt haben. Cheftu wälzte sich bibbernd im Schlaf herum und versuchte, sich näher an sie heranzuschieben. »Es ist kalt«, sagte sie. Ihre Hände und Füße waren taub. Ganz offenkundig war der Sommer noch nicht angebrochen. Seine Arme umschlossen sie, und Chloe schickte sich in ihr Los, dass ihre eine Seite vor Kälte zittern solle, während die andere unter der Berührung seiner heißen Haut zerschmolz. Sie seufzte zufrieden.
Wieso war er immer so warm? Er war ein wandelnder Radiator! Sie kuschelte sich an ihn und schmiegte ihren Körper gegen sein festes, starkes Fleisch. Ein Arm lag als Kissen unter ihrem Kopf, und seine Finger ruhten leicht auf ihrer Flanke. Der andere Arm schob sich quer über ihre Hüfte und drückte sie wohlig an seinen Bauch.
Wie wundersam ist es doch, mit einem Mann zu schlafen, dachte Chloe. Sie war überzeugt, dass der kleine Glücksrefrain, den sie hörte, von ihrem Blut gesungen wurde. Wie war das geschehen, wie waren sie wieder zusammen gekommen?
Es war ein Wunder! Nichts Geringeres!
Sie sah nach oben. Das Gold und Orange der Wolken hatte sich im Widerschein der aufgehenden Sonne zu Rosa und Lavendel aufgehellt. Es war ein phantastischer Morgen, sie würden einen phantastischen Tag miteinander verbringen - Chloe erstarrte. Die Morgendämmerung. Bei der Morgendämmerung würde Cheftu auf die Probe gestellt. War das schon heute? Nein, man hatte ihm wegen des Katers einen Aufschub gegeben, entsann sich Chloe.
Die Pyramiden-Prüfung, wie sah die eigentlich aus?
»Du denkst so laut, dass ich nicht schlafen kann«, grummelte Cheftu in ihr Ohr. Die Härchen auf ihrem Nacken und ihren Ohren stellten sich auf, und ihr lief ein Schauer über den Leib. »Gefällt dir das?«, flüsterte er leise und fuhr die Windungen ihres Ohres mit der Zunge nach. Chloe spürte, wie ihr heiß wurde, und drehte sich auf die andere Seite, um ihn aufzunehmen, ihn zu umarmen, vollkommen reglos, ganz dem Genuss hingegeben.
Dann begann sich Cheftu langsam und mit einem leisen Stöhnen zu bewegen. Er löste sich so weit von ihr, dass die kühle Luft über ihre heiße Haut strich, dass er beinahe jede Verbindung unterbrach, um dann in ihr zu versinken, tief, Zentimeter um Zentimeter, als würde ihn eine magnetische Kraft zu ihr hinziehen, sodass sie am Ende Hüfte an Hüfte lagen. Chloe verfolgte, wie ihr Körper seinen ganz und gar aufnahm, bis sie nur noch ein Leib waren.
Rein goldenes Licht fiel über die Wipfel der Bäume im Garten, und Chloe wälzte sich unter ihm hin und her, die Hüften hochgewölbt, um ihn ganz zu spüren, die Finger so fest mit seinen verwoben, dass die Knöchel weiß hervortraten, auf den aufsteigenden Wellen dahinfliegend. Cheftu schob das Kinn vor, sein Blick wurde düster, dann begann er fester zu stoßen. »Fast hätte ich dich verloren«, keuchte er heiser. »Du gehörst mir!«
Chloes Beine begannen zu weh zu tun, wund gerieben, wie sie waren, bis sie vor Schmerz das Gesicht verzog, nur um gleich darauf nach mehr zu betteln, als er ihre Hüften anhob und tiefer, fester, schneller zustieß. Ihr Atem hallte laut durch den von Vogelgesang durchzogenen Morgen, und sie fuhr mit den Händen über seinen Rücken, spürte die Kraft, die Gier, die wohltuende Bedrohung seines Körpers.
Es hatte keinen Anfang und kein Ende, es rollte wie Wellen an den Strand, in immer höheren Brechern, bis ihre Schreie von seinem Mund geschluckt wurden, seine Zähne über ihre Zunge strichen und daran sogen, sein Schweiß sich glitschig über ihre Haut verteilte. Bei seinem letzten Stoß biss Cheftu sie in den Nacken, hielt sie fest umklammert, rieb sich an ihr, und Chloe warf sich in dem Gefühl, fast in einzelne Moleküle zu zerplatzen, vom Boden hoch, um ihn noch näher, noch tiefer zu spüren ...
»Ich kann mich nicht mehr rühren«, sagte er nach einer Weile.
»Wieso nicht?«, murmelte Chloe halb im Schlaf.
»Ich glaube, mein Samen ist ein schnell wachsender Rebstock, der mich jetzt in dir fest hält.«
Chloe lächelte unter seiner Schulter. »Das klingt schön. Wie bei einer Wassermelone.«
Er schwieg einen Moment. »Einer
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