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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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ausrutschte. Seine Augen glänzten. »Du hast Pläne für eine neue Stadt?«
    Es war eine zentrale Frage, und der Rat würde sie mit Sicherheit stellen. Phoebus spürte einen Kitzel der Vorfreude. Diese Stadt bot ihm die Möglichkeit, etwas von Dauer auf Aztlan zu hinterlassen. »Ja. Zwischen dem Berg Apollo und Echo. Es ist ein idealer Naturhafen. Für die Fremden ist es leichter, dort anzulegen, als in die Lagune zu segeln.«
    Spiralenmeister schüttelte zustimmend mit dem Kopf.
    »Atenis wird sich um die Verschönerung der Stadt kümmern«, fuhr Phoebus fort. »Ich habe mit Talos gesprochen, und er hat mir versichert, dass das neue Metall, an dem er arbeitet, jedem Rost widerstehen wird.«
    Spiralenmeister bedeutete ihm, fortzufahren.
    »Nun, es fehlt nur noch die Zustimmung des Rates, Familien aus den verschiedenen Sippen dorthin umzusiedeln, ansonsten ist alles bereit.«
    Spiralenmeister ließ die Knöchel knacken, ein sicheres Zeichen dafür, dass er nachdachte. »Mein altes Gehirn ist müde, Junge. Sag noch mal, wozu brauchst du diese Stadt?«
    Phoebus verkniff sich ein Lächeln. Spiralenmeisters Gehirn war schärfer als das von mehreren Dutzend jungen Skoloman-tikern, doch auf diese Weise konnte Phoebus einüben, was er dem Rat vortragen würde. »Indem wir Prostatevo erbauen, bringen wir das Beste, was unser Imperium zu bieten hat, an einem Ort zusammen. Die Oberhäupter werden nicht länger von einer Sippe zur anderen reisen müssen; stattdessen können sie alles, was sie benötigen, an einem einzigen Ort eintauschen.«
    Phoebus ging auf und ab. »Jedes Stadtviertel wird einer Sippe vorbehalten sein. Innerhalb dieses Viertels werden Mitglieder dieser Sippe leben und arbeiten, in ständiger Verbindung mit dem Sitz ihrer Sippe, um die Handelsrouten auszuarbeiten.«
    »Das ist ein radikaler Gedanke. Seit Generationen von Sommern haben die Menschen nicht mehr von ihren Sippen getrennt gelebt.« Mit seinem Einwand wollte Spiralenmeister ganz offenkundig das Oberhaupt Nekros imitieren.
    »Besucher unseres Imperiums werden erkennen, wie effektiv wir Aztlantu arbeiten: an der harmonisch erbauten Stadt, den Künsten unserer Handwerker und Arbeiter, dem modernen Hafen und einem erhabenen Tempel zu Ehren Kelas. All dies wird Aztlans Macht verdeutlichen und geballt vor Augen führen.«
    »Was ist mit Apis?«
    Phoebus machte kehrt. »Es gibt keine Nüstern des Stieres, auf denen wir bauen können. Wer Apis Ehrerbietung erweisen will, kann problemlos mit dem Schiff zur Pyramide der Tage auf dem Berg Stronghyle segeln oder über Land zum Berg Apollo pilgern.«
    Spiralenmeister saß schweigend da, und Phoebus wartete ab. »Du hast die Frage mit dem radikalen Gedanken noch nicht -«
    »Gut.« Phoebus seufzte tief. »Es bricht eine neue Zeit an, Ratsmitglieder. Ich bin Hreesos. Prostatevo wird unserem Im-perium Wohlstand bringen. Es soll vollbracht werden.«
    Spiralenmeister lachte leise. »Das wird Nekros gar nicht gefallen - immerhin verliert er dadurch einen Bruder -, aber er wird dir folgen.«
    Phoebus näherte sich dem Tisch, an dem Spiralenmeister gearbeitet hatte. »Was tust du da?«
    »Es ist das Elixier.«
    »Nur ...«
    »Bevor du etwas sagst, Junge, sollst du wissen, wie dicht vor dem Ziel wir sind.«
    Phoebus blickte auf die Phiolen und Flaschen mit getrockneten tierischen und pflanzlichen Substanzen.
    »Es ist nicht möglich«, sagte er.
    Spiralenmeister knurrte leise auf Ägyptisch vor sich hin, dann zerrte er Phoebus hinter sich her. In der dunkelsten Ecke des Raumes zog Spiralenmeister schließlich voller Stolz einen Vorhang zur Seite.
    Ein Schwein lag flach atmend auf seiner Seite. Die Augen waren glasig, doch es lebte.
    Phoebus spürte, wie seine Adern vereisten. »Du hast es getan?«
    »Genau. In dem Leib des Schweines schlägt das Blut des gestürzten Kindes.«
    Im vorgestrigen Sonnenuntergang war ein Kind von der Klippe gestürzt. Beim Aufprall hatte es sich das Genick gebrochen, doch ein Sims hatte verhindert, dass der kleine Leib auf den Felsen zerschmettert wurde. Noch ehe das Blut ins Stocken gekommen war, hatte Spiralenmeister versucht, es in den Leib eines Schweines zu leiten. Die beiden Stoffe waren seiner Überzeugung nach einander äußerst ähnlich. Das Elixier würde durch Alchem beides miteinander verbinden, das Schwein mit dem Blut eines Menschen.
    Es war obszön. Und faszinierend.
    »Hat es sich bewegt? Kann es sich bewegen?«, fragte Phoebus.
    »Jetzt, wo wir wissen, dass wir das Blut eines

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