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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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meinem Ring zu tun?«
    »Dein Ring kommt aus Aztlan«, erklärte ihm Ipiankhu. »Würdest du mir also liebenswürdigerweise erklären, woher du ihn hast?«
    War das ein Zeichen?, fragte sich Cheftu. »Führt Ägypten Handel mit Aztlan?«
    Ipiankhus Blick wurde eindringlicher. »Wir liefern ihnen die Apis-Stiere für ihre Rituale. Jetzt verlangen sie mehr von uns.«
    »Was denn?«
    »Politische Gefangene. >Gäste des Imperiums< nennt sie der Gesandte. Doch in diesen Notzeiten fällt es mir noch schwerer, einen Ägypter zu bitten, sich von Familie und Freunden zu trennen und in ein fremdes Land zu ziehen.«
    Cheftus Magen zog sich zusammen, und er spürte ein unruhiges Kribbeln. War dies vielleicht seine Bestimmung? Der Grund dafür, dass er in dieser Zeit und an diesem Ort gelandet war? »Ich werde gehen.«
    Der Wesir sagte nichts, er sah ihn nur an. Cheftu nahm den Ring an sich - er passte perfekt an seinen Finger. »Ich habe keine Frau«, meinte er kühl. »Kein Amt, keine Felder, kein Heim. Nichts hält mich an diesem Gestade.« Er blickte in Ipi-ankhus haselnussbraune Augen. »Im Gegenteil, es bereitet mir Qualen, Ägypten so hungern zu sehen und zu wissen, dass ich nicht helfen kann.« Er bewegte die Hand und beobachtete, wie die fremdartigen Symbole Flammen sprühten, sobald die Sonne darauf traf. »Du brauchst Ägypter hast du gesagt.«
    Ipiankhu stemmte die Fingerspitzen gegen die Schläfen. »Du bist Ägypten doch treu ergeben, oder nicht?«
    »Ich habe mein Leben für mein Land gegeben«, sagte er. Auf mehr Arten, als du dir vorstellen kannst.
    »Wie geht es deiner Schulter?«
    Cheftu berührte seine linke Schulter. Abgesehen von einem gelegentlichen Ziehen konnte er den Arm problemlos bewegen. Seine linke Hand machte ihm die größten Sorgen. Er würde üben müssen, ehe er sie wieder uneingeschränkt gebrauchen konnte. »Sie ist einigermaßen geheilt.«
    Der Wesir klappte den Mund auf, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder. »Ich werde Pharao, ewig möge er leben!,
    und Imhotep von deinem Wunsch unterrichten.«
    Cheftu erhob sich, da er offenbar entlassen war, und kehrte in seine Gemächer zurück. Mit einem Gefühl der Hilflosigkeit legte er sich auf seine Liege und badete in den warmen Sonnenstrahlen, die auf seine Beine fielen.
    »Herr?« Ein Sklave rüttelte ihn wach.
    »Der Wesir fragt nach dir.«
    Eilig legte Cheftu Schurz und Kragen an, zog den Bleiglanz nach und stopfte sein Stoppelhaar unter ein gefaltetes Kopftuch.
    Imhotep und Ipiankhu saßen auf einem Balkon auf der Rückseite des Palastes. Mücken krabbelten auf dem Geländer herum, doch die Sklaven mit ihren Fächern und Klatschen trieben sie zurück. Cheftu hatte Imhotep seit der Operation des Pharao nicht mehr gesehen. Ein Sklave brachte einen Stuhl, und Cheftu setzte sich den beiden gegenüber.
    »Kennst du die Aztlantu?«, fragte Imhotep.
    Cheftu schüttelte den Kopf.
    »Nun, das gehört mit zu den ärgerlichsten Dingen an ihnen«, sagte Imhotep.
    Cheftu zog die Stirn in Falten. »Was denn, Herr?«
    »Alle anderen Menschen schütteln den Kopf, wenn sie verneinen, und nicken, wenn sie zustimmen. Bei den Aztlantu ist es genau umgekehrt.«
    »Sie nicken, wenn sie verneinen?«
    »Genau.« Imhotep rieb seine große Nase. »Ausgesprochen ärgerlich.«
    Cheftu lächelte höflich.
    »Warum also willst du Ägypten im Stich lassen?«
    »Ich will es nicht im Stich lassen, Herr, ich will Ägypten helfen.«
    »Warum?«
    Cheftu atmete tief durch und flehte im Stillen le bon Dieu um
    Beistand an. »Meine Herren, ich werde euch ein großes Geheimnis anvertrauen. Aus Gründen, die ich selbst nicht verstehe, bin oder war ich ein Werkzeug des höchsten Gottes.« Imhotep erbleichte, doch Ipiankhu beobachtete ihn wissend.
    »Die Tote, die man neben mir gefunden hat, war mein Weib.« Er schluckte seine Tränen hinunter. »Wir haben von heute an in vierhundert Jahren geheiratet. Lasst mich von der Kammer berichten, die wir entdeckt haben ...«
    Die Gesichter der beiden Edelleute glichen schlagartig den glatten Fassaden von Menschen, die es mit einem Wahnsinnigen zu tun haben, doch sie lächelten höflich, wenn auch ohne seinen Blick zu erwidern. »Ihr habt uns auf der Rennbahn für die Apis-Stiere gefunden, doch in der Zeit, die wir verließen, befand sich dort eine geheime Kammer mit bemalten Wänden, auf denen diese Geschichte dargestellt war.«
    »Was für eine Geschichte?«
    »Wie wir dorthin kamen und worin unsere Bestimmung lag, solange wir dort

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