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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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waren.« Cheftu richtete den Blick auf Imhotep. »Ein Mann, ein uralter Mann namens Imhotep hat uns in der Wüste gefunden, von heute an in vierhundert Jahren, und uns das Leben gerettet. Er besaß eine Schriftrolle mit unserer Geschichte, eine Prophezeiung für den Tag, an dem wir gerettet würden. Du musst sie geschrieben und an ihn weitergegeben haben. An eurer Verwandtschaft gibt es keinen Zweifel. Er stammt von dir ab.«
    Ihre Neugier war geweckt. Cheftu legte die Hand mit dem aztlanischen Ring auf den Tisch zwischen die beiden Becher mit Bier.
    »Schickt mich nach Aztlan. Lasst mich Ägypten auf diese Weise dienen.«
    »Senwosret hat dich an seinem Hof aufgenommen«, sagte Ipiankhu.
    »Meine Fähigkeiten als Arzt würden meinen Wert als Pfand doch bestimmt steigern, oder?«
    Widerstrebend nickten beide Männer. »Wir müssen Pharaos, ewig möge er leben!, Zustimmung einholen, doch ich glaube, dass Meine Majestät diese Lösung nicht gutheißen wird.«
    Würden die Aztlantu ihn zurückbringen?, fragte sich Cheftu. Er kreuzte den Arm vor der Brust und kehrte in seine Gemächer zurück. Er versuchte, seine Bestimmung zu erfüllen, indem er den wenigen Hinweisen folgte, die er erhalten hatte. Aii, Chloe, wenn du mir zusiehst, wenn du mich sehen kannst, dann verrate mir, was ich tun soll.
    Senwosret drehte sich um. Er stand in einem ausgemalten Alkoven, einen Türsturz aus Sandstein über seinem Kopf, eine in brillanten Farben dargestellte Geschichte auf der Wand hinter ihm. Inmitten fein gezeichneter Hieroglyphen war die Gestalt einer Frau abgebildet, der Größe der Darstellung nach gewiss eine Göttin oder Priesterin. Er konnte ihre langen, umgedrehten Finger erkennen, ihr Profil mit der geraden Nase, ihr hautenges Kleid und die Fußkettchen - und ihre grünen Augen.
    In ihren grünen Augen schien ein unirdisches Feuer zu brennen. Senwosrets Blick fiel auf die Worte »Priesterin eines unbekannten Gottes, hergesandt, um seine Wunder aufzuzeichnen, und danach in eine andere Welt zurückgekehrt.«
    Pharaos Haut kribbelte, und er wandte sich ab. Zu seiner Rechten war die Wand schwarz und sorgsam mit einem ungleichmäßigen Muster von Sternen bedeckt. Zu seiner Linken sah er einen Satz, dessen Hieroglyphen scheinbar aus Feuer geformt waren.
    Dann zerschmolz die Mauer, und er erblickte Zerstörung und Grauen, wie es seiner Kenntnis nach noch keines gegeben hatte: blutgefüllte Seen; vom Himmel fallendes Feuer; erstickende Dunkelheit, die Ihre Klauen in seine Kehle zu schlagen schien; dann ein so zorniges Bild, dass er schrie und schrie ...
    Er erwachte, zitternd, schwitzend und um Luft ringend. Sklaven standen ängstlich im Halbkreis um sein Bett. »Wasser«, krächzte er und setzte die Schale an seine Lippen, bis die Flüssigkeit das Brennen in seiner Kehle linderte und ihm über Kinn und Brust tropfte. Er keuchte, als wäre er durch das gesamte Marschland gerannt. »Ipiankhu«, sagte er. »Und Imhotep!« Die Sklaven starrten ihn mit ängstlichen schwarzen Augen an. »Jetzt gleich!«
    Kurz darauf standen beide Männer vor ihm. Ipiankhus Kinn glänzte rötlich im Fackellicht, und Imhotep zuckte zusammen, als einer der Sklaven eine Amphore fallen ließ. Sie hörten Senwosret zu, der ihnen seinen Traum erzählte. Er bemerkte, wie sie Blicke untereinander tauschten, und donnerte schließlich los: »Was? Was habe ich gesagt, dass ihr euch so komplizenhaft anschaut?«
    Ipiankhu antwortete ihm mit bebender Stimme. »Meine Majestät, ewig mögest du leben! Du hast eben die gleiche Geschichte erzählt wie der Magus Nechtmer, iii, Cheftu.« Er sah Imhotep an. »Diese grünäugige Frau war sein Weib. Sie ist auf der Rennbahn der Apis-Stiere gestorben. Cheftu hat uns von diesen Plagen erzählt, die du im Traum gesehen hast.«
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Das bedeutet, dass der Mann die Wahrheit gesprochen hat, so unbegreiflich sie auch erscheinen mag.«
    Senwosret lächelte melancholisch.
    »Was ist schon Wahrheit?«
    Da sie annahmen, dass die Frage rhetorisch gemeint war, schwiegen der Wesir und der Magus. Senwosret zwirbelte sein Ohrläppchen zwischen den Fingern. »Wo soll sich dieser Raum befinden?«
    »Tief unten in den Apis-Kammern.«
    »Bringt die Stiere weg.«
    »Was?«
    »Seid ihr taub? Bringt die Stiere anderswohin, erbaut einen neuen Tempel für Apis. Und baut diese Kammer nach, und zwar genau.«
    »Meine Majestät«, stammelte Imhotep, »das bedeutet, dass wir Tausende von Stieren an einen noch unbekannten Ort

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