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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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weiche Wärme zog ihn unwiderstehlich an. Seine Hand spürte die Schwere ihres Busens, die andere lag auf ihrem flachen Bauch.
    Wieder brannten Tränen in seinen Augen. Wenn ich die Augen zumachen würde, könnte ich mir dann einbilden, es sei Chloe? Würden dann die Schmerzen vergehen? Dazu war es zu spät. Es war besser, wenn er verschwand, nach Aztlan oder wohin auch immer, um dort die Bestimmung zu erfüllen, die ihm der Ring prophezeit hatte, und dann . was? Er wollte diese Frau noch ein letztes Mal lieben. Ein letztes Mal wollte er die Augen schließen und sich einbilden, seine Gemahlin läge neben ihm.
    Er ließ seine Hand nach unten gleiten und spürte, wie ihn Flammen überliefen. Mit jedem Kuss auf ihre Wange, ihren Hals und ihre Schulter spürte er ihre Lust anwachsen. Ihr Körper schmiegte sich um seinen, und gleich darauf rieb sie sich wie eine Katze an seiner Brust. Sekunden später lagen sie Angesicht zu Angesicht gegenüber und er bettelte sie an, in welcher Sprache auch immer, ihn anzusehen. Er wob seine Finger in ihr Haar, bis sie den Kopf ganz still hielt, und zwang sie, in seine Augen zu blicken.
    Grüne Augen, glasig vor Lust, aber ohne Liebe. Sie hielt ihn mit aller Kraft und zog die Stirn in Falten, während sie gemeinsam mit ihm um Erlösung kämpfte. Cheftu schloss die Augen, plötzlich unwillig, die Intimität seines Blickes mit ihr zu teilen, doch dann begann sie zu stöhnen, und er schlug die Augen wieder auf.
    Er sah in die grünen Schatten ihrer Augen, als wäre er wie glühendes Metall in Fleisch versenkt worden. Hinter den Mauern von Kultur und Konstellation erblickte er Chloe. Er zog das Haar der Frau zurück und starrte in ihre Augen, während er sein Fleisch in ihres rammte. Dort war Chloe! Er konnte sie sehen!
    Mit einem erzürnten, entmutigten und erleichterten Heulen ergoss Cheftu sich in Sibyllas Körper. Sie weinte, küsste und liebkoste ihn, bis Cheftu, plötzlich klar im Kopf, von ihr herunterrollte.
    Sibylla blieb, um Luft ringend, liegen. Er beugte sich über sie, blickte in ihre Augen, suchte. War es möglich? Oder war es nur ein Traum? Grüne Augen. Warm, aber nicht Chloes. Cheftu wandte sich ab. Steh zu deinem Ehebruch, ermahnte er sich. Spinn keine Lügen, um dich für deine Tat zu rechtfertigen. Chloe ist fort. Du hast ihren zerschmetterten Leib gesehen. Befriedige deine Lust, wenn du musst, aber sieh nicht in jeder grünäugigen Frau, die dir begegnet, gleich Chloe. Sibylla rollte sich zur Seite und war im nächsten Moment eingeschlafen, während Cheftu auf dem Rücken lag und an die Decke starrte.
    Angewidert von sich selbst kroch er über sie hinweg, dann schnappte er seinen Schurz, ließ als Bezahlung den Anhänger mit dem Horus-Auge zurück und schlüpfte in seine Sandalen. Sie blieb liegen, in eine Wolke lockigen Haares gehüllt, die Mysterien ihres Leibes vom Schlaf beschirmt. Bleiglanz war über ihr Gesicht verschmiert, was ihn an sein eigenes Gesicht erinnerte, deshalb ging er zum Wasserspiegel, um seine Augenschminke neu aufzutragen. Sie rührte sich nicht.
    Die Sonne bezeugte, dass es bereits spät am Nachmittag war. Er war müde, halb verhungert und hatte ihr außerdem nichts zu sagen. Er war ein Gefangener, so anständig man ihn auch behandelte, ein Mann, der nichts zu verlieren hatte.
    Aber du hast Chloe gesehen.
    Er wandte sich von der Schlafenden ebenso ab wie von seinen Gedanken an Chloe. Sie war tot. Wenn er über den Verlust nicht hinwegkam, würde er noch wahnsinnig werden. Denk nie wieder ihren Namen, dachte er. Bitte, Gott, mach dadurch den Schmerz erträglicher. Leise stahl er sich aus der Tür und wan-derte herum, bis er den gepflasterten Platz und die fliegenden Händler wieder gefunden hatte. Kurz darauf kehrte er zum Schiff zurück.

    AZTLAN
    »Du bist mir etwas schuldig«, sagte sie leise und kehlig. Zelos blickte seine Tochter an und spürte einen Schauder des Ekels. Der erste Blick war immer der schlimmste. Blasse Haut, hell und durchsichtig wie der Bauch eines Fisches. An ihrem Hals und unter der hauchdünnen Haut an ihren Schläfen konnte er die hellblauen Linien erkennen. Sie hatte dunkelblaue Augen, mit langen Wimpern besetzt, doch kalt und raubtierhaft wie die einer hungrigen Bestie.
    »Ich bin der Goldene Stier«, erwiderte Zelos grob. »Ich schulde dir gar nichts.«
    Mit starken Fingern umschloss Irmentis sein Handgelenk. »Du weißt, was Ileana getan hat. Sie hat es deinetwegen getan! Wenn du nicht ständig deinen Schurz ausgezogen

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