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Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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ganz schön eklig aussieht, und der Vampir kriecht schon langsam herum. Was mit dem großen Loch in seiner Brust und der schwarzen Säure, die er überall verteilt, auch kein schöner Anblick ist.«
    Jubals Stimme brach den Zauber, den Traian um Joie gewoben zu haben schien, und nur widerwillig löste sie den Blick von ihm und richtete ihn auf die Kreatur, die verzweifelt mit ihren Krallen über den Höhlenboden fuhr und ihr verlorenes Herz suchte.
    »Lamont sieht ganz schön wütend aus«, bemerkte sie.

Kapitel vier
    U nd er ist nicht der einzige Vampir hier«, stimmte Traian zu. »Seine Freunde sind schon auf dem Weg hierher und haben Mord im Sinn.«
    Er musste Joie und ihre Geschwister in Sicherheit bringen. Das Netzwerk aus Höhlen war ein riesiges Labyrinth. Wie sollte er ihnen so schnell ein Konzept erklären, das sie alle für unmöglich halten würden? Er sah Joie an. Sie war ein Wunder für ihn, etwas ebenso Unvorstellbares, wie ihr und ihren Geschwistern die Vampire und seine eigene Notwendigkeit, Blut zu sich zu nehmen, erscheinen mussten. Sicher fühlten sie sich, als wären sie in einem Albtraum gefangen, während er selbst meinte, einen schönen Traum zu träumen.
    Der Vampir rappelte sich zu einer halb sitzenden Stellung auf dem Boden auf, und schwarzes Blut und Speichel rannen an seinem Kinn hinunter, als seine geröteten Augen sich in einer Mischung aus Hass und Furcht Joie zuwandten. Seine krallenartigen Fingernägel bohrten sich in das Eis, und er zog sich einen weiteren Zentimeter auf das schwarze Herz zu. Dabei starrte er unablässig Joie an.
    Traians Brust wurde schmerzhaft eng, und sein Herz begann zu rasen. Er schmeckte Furcht in seinem Mund. Angst war ihm fremd, etwas, das er schon seit Hunderten von Jahren nicht mehr verspürt hatte. Als der Vampir jetzt jedoch der einzigen Frau, die Traian etwas bedeutete, mit seinen Blicken stumme Rache schwor, drehte die Furcht Traian fast den Magen um. Warum hatte seine Seelengefährtin auch ausgerechnet hier erscheinen müssen – in einem Labyrinth von Höhlen und in einem Moment, in dem er seiner enormen Kraft beraubt war –, und dazu noch mit einem Bruder und einer Schwester im Schlepptau? Er hatte Jahrhunderte nach ihr gesucht, und gerade als er am verwundbarsten war, erschien sie. Was für grausame Scherze das Schicksal sich erlaubte!
    Joie! Sieh ihn nicht so direkt an! Sonst kannst du sehr leicht in seinen Bann geschlagen werden.
    Nur widerwillig löste sie den Blick von dem Vampir. »Was zum Teufel hast du mit meinem Messer angestellt, du Unmensch? Hast du eine Ahnung, was eine solche Klinge kostet?«, fuhr sie Jubal an und streckte die Hand nach dem Messer aus, das sie ihm gegeben hatte. »Gib her! Ich glaube, ich werde es noch brauchen.«
    Der Vampir fauchte und versprühte säurehaltiges Blut über den Boden, das sich tief ins Eis hineinbrannte. Seine rot glühenden Augen verhießen wieder schlimme Rache.
    Gabrielle schnappte nach Luft und schlug die Hände vors Gesicht. »Ich will weg von hier, Joie! Ich bin nicht wie du und Jubal. Ich kann das nicht.«
    Ihr Bruder legte einen Arm um sie. »Wir bringen dich hier heraus, Gabby«, versprach er ihr und sah dann fragend Traian an. »Kannst du das Monster töten? Wir haben Streichhölzer dabei und könnten es verbrennen.«
    Ein entsetzter Laut entrang sich Gabrielle. »Wir sollen es bei lebendigem Leib verbrennen?«
    »Wir müssen etwas unternehmen«, sagte Joie entschieden und trat einen Schritt auf den Vampir am Boden zu.
    Traian packte sie jedoch und zog sie mit einer entschiedenen Bewegung hinter sich. Sie war besorgt um ihre Schwester und hatte Gewissensbisse, weil sie Gabrielle und Jubal in eine solch gefährliche Situation gebracht hatte. Aber er konnte nicht zulassen, dass sie selbst sich in Gefahr begab, solange er das widerliche Wesen töten konnte. Er gab Jubal und Gabrielle ein Zeichen, sich von dem Vampir zu entfernen, und beide traten vorsichtig zurück.
    Lamont fuhr mit seinen grässlichen Geräuschen fort und zog mit seinen Krallen tiefe Scharten in das Eis. Das schwarze Herz wackelte hin und her und rollte ein paar Zentimeter auf die ausgestreckte Hand des Untoten zu.
    Jubal gab seiner Schwester das Messer. »Lass uns von hier verschwinden, solange es noch möglich ist. Ich glaube nicht, dass ich noch mehr von diesen Dingern sehen will.«
    »Und ich werde so tun, als hätte ich all das nie erlebt«, sagte Gabrielle entschieden und holte tief Luft, als ein Zittern sie durchlief.

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