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Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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an ihrer Wade und versuchte gleichzeitig, den Vampir im Auge zu behalten.
    »Wenn ich kein Blut bekomme, werden wir alle sterben«, entgegnete Traian ruhig. »Das ist eine Tatsache. Ihr braucht mich, um euch hier herauszubringen, und ich brauche Blut.« Der Blick, den er auf sie richtete, war fest und aufrichtig.
    Joie atmete scharf ein, als sie die Hand nach Gabrielle ausstreckte, sie von ihm wegriss und hinter ihren Rücken zog. »Entlass sie sofort aus diesem Zwang!«
    »Wir haben nur noch ein paar Minuten.«
    »Dann verschwende keine Zeit.« Ihre Hand mit dem Messer schwankte nicht, und genauso fest war auch ihr Blick.
    Traian sagte leise etwas zu ihren Geschwistern, worauf Jubal sofort von ihm zurücksprang und in der Bewegung noch die Waffe zog. Dann legte er einen Arm um Gabrielle, die Tränen in den Augen hatte und ihr Gesicht an seine Schulter drückte.
    »Für jemanden, der angeblich so verdammt geschwächt vom Blutverlust ist, kommst du mir noch stark genug vor.«
    Ich bin noch nie einem Vampir mit dieser Art von Kraft begegnet, Joie. Falls er noch stärker wird und uns angreift, sind wir in ernsten Schwierigkeiten.
    In Schwierigkeiten sind wir so oder so , hielt Joie dagegen.
    Prüfend sah sie Traian an. Sein Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert, nicht einmal angesichts ihres Messers oder Jubals Pistole. Er erwiderte nur ruhig und entschlossen ihren Blick.
    »Sag uns, was hier los ist!«, schlug Joie vor. »Es ist ja nicht so, als sähen wir nicht den Zombie auf dem Boden und seine jämmerliche Dracula-Imitation. Du hast vergessen zu erwähnen, dass du selbst ein bisschen was von einem Vampir hast, als du meinen Bruder an dich zogst und ihn in die Kehle beißen wolltest.«
    »Ich bin Karpatianer und gehöre einer Spezies an, die unglücklicherweise die Fähigkeit besitzt, voll und ganz zum Vampir zu werden. All die Geschichten, die ich dir bei unseren nächtlichen Gesprächen erzählt habe, sind wahr. Ich habe sie mir nicht nur ausgedacht, um dich zu unterhalten. Ich habe die Kämpfe erlebt; sie waren nicht erfunden. Ich brauche Blut, um zu überleben, aber wir töten nicht für Nahrung. Ich habe Hunderte von Jahren den Vampir bekämpft.« Seine Stimme war genauso fest wie sein Blick. »Dieser hier wird sich wieder erheben, und er hat Freunde. Ihr könnt sie nicht aufhalten, und ich kann es auch nicht ohne Blut, um meine Kräfte wiederherzustellen.«
    Jubal griff nach Joie und versuchte, sie von dem Verwundeten wegzuziehen, als sie einen Schritt auf ihn zuging. »Das ist Blödsinn, Joie.«
    »Seht euch Lamont an, und dann entscheidet, ob ich die Wahrheit sage«, entgegnete Traian nur ruhig.
    Joie hob eine Hand. »Ich muss ihm glauben, Jubal. Eine furchtbare Angst baut sich in meinem Magen auf, und ich kann andere kommen spüren – du etwa nicht?« Sie reichte ihrem Bruder ihr Messer, ohne sich ihrer zitternden Hand zu schämen. »Falls ich jetzt den größten Fehler meines Lebens mache, erwarte ich von dir, dass du mich rächst.«
    Dann ging sie zu Traian, der noch immer kraftlos an der Eiswand lehnte, und nahm im Gehen ihren Helm ab. »Also mach schon – aber vergiss nicht, dass mein Bruder ein exzellenter Schütze ist, der nie sein Ziel verfehlt, und dass du, falls du wie diese Kreaturen bist, uns selbst gelehrt hast, wie man dich ins Jenseits schicken kann.«
    Traian erwiderte nichts, doch er legte seine schlanken Finger um ihr Handgelenk und zog sie langsam und unerbittlich zu sich heran. Joies Herz setzte einen Schlag aus, und dann begann es wild zu pochen, doch ob aus Furcht oder aus Erregung, hätte sie selbst nicht sagen können. Sie wusste nur, dass ihr Mund plötzlich wie ausgetrocknet war und ihr Innerstes in erschreckendem Tempo zu zerfließen schien. Traians Augen verdunkelten sich, sein Blick konzentrierte sich voll und ganz auf sie und schien alles andere – und jeden anderen – auszuschließen, als er sie in seine starken Arme zog.
    Joie spürte jeden seiner harten, durchtrainierten Muskeln und die kontrollierte Kraft in ihnen. Er hätte nach Schweiß und Blut riechen müssen, aber sein Duft war frisch und sauber, von unverfälschter Männlichkeit und betörend sexy. Die Welt um sie herum schien zu verblassen; die Gefahr war plötzlich nicht mehr von Belang, als seine starken Arme sie umschlangen und so fest umfangen hielten, dass ihr Herz im gleichen Rhythmus wie das seine schlug. Sie legte die flache Hand an seine Brust und konnte seinen starken Herzschlag darunter spüren.

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