Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)
Wassers war hier lauter, aber woher es kam, war nicht zu sagen. Das Rauschen, das durch die Kammer schallte, machte es unmöglich festzustellen, wo sich der unterirdische Strom befand.
Warst du schon mal hier? , fragte Jubal, um die telepathische Verbindung zwischen ihnen allen zu erproben.
Nein. Ich glaube jedoch, dass es eine Magierhöhle ist.
Joie gab einen erstickten Laut von sich und blickte sich zu Gabrielle um, als sie stehen blieben, um nach dem besten Weg zurück zur Erdoberfläche Ausschau zu halten. Magierhöhle? Ich wage kaum zu fragen.
Traian wusste, dass es viel verlangt war, diesen drei Menschen seine Welt verständlich machen zu wollen. Sie waren buchstäblich ins kalte Wasser geworfen worden und kämpften nun ums Überleben gegen Kreaturen, die sie nur aus Horrorfilmen kannten. Er wollte Joie in die Arme nehmen und sie trösten, aber es gab kaum Trost an einem Ort, der so voller Gefahren steckte.
Sie haben die blutigen Haare gefunden. Wir müssen weiter und uns immer links halten. Ich kenne die ungefähre Richtung, doch wir müssen laufen, so schnell wir können.
Über ihnen gerieten die Stalaktiten ins Schwanken, und überall um sie herum war das Unheil verkündende Geräusch von zerspringendem Eis zu hören. Traian fing an zu rennen, als die ganze Kammer unter wiederholten lauten Donnerschlägen erbebte. Dicke Eisbrocken, die groß genug waren und genügend Kraft besaßen, um sie zu töten, sollte einer von ihnen sie treffen, wurden von den Wänden auf sie zugeschleudert.
Gabrielle schrie auf und ließ Joies Hand los, um panisch über das Eis davonzurennen.
»Verhaltet euch ruhig!«, zischte Traian. »Halte sie auf!«, fügte er an ihren Bruder gewandt hinzu.
Jubal stürzte Gabrielle nach, packte sie und stieß sie um, als ein langer Eiszapfen auf den Boden krachte und in tausend Stücke zerbrach, die wie Geschosse in alle Richtungen flogen. Traian holte Joie ein, zog sie in die Arme und zerquetschte sie fast an seiner Brust, als noch mehr der eisigen Speere auf sie herunterregneten und ganze Eisblöcke krachend aus den Wänden brachen.
»Bleibt, wo ihr seid!«, rief Traian Jubal leise zu.
Mit Joie in seinen Armen rannte er los und wich Speeren und Eisbrocken aus, bis er es zu Jubal und Gabrielle geschafft hatte. Dann kauerte er sich neben sie und schob Joie zwischen sich und ihre Geschwister, bevor er sich daranmachte, neue Energie zu sammeln. Der Aufbau ging so schnell und kraftvoll vor sich, dass statische Elektrizität von den Wänden und vom Boden abprallte.
Traian schützte die Gruppe, so gut er konnte, indem er einen Schutzschild um sie wob, sodass die scharfen konischen Eiszapfen und mächtigen Eisbrocken nur noch gegen die unsichtbare Barriere schlugen und auseinanderbrachen. Die Heftigkeit und Geschwindigkeit der auf sie zufliegenden Geschosse war beängstigend mitanzusehen, als immer mehr der vibrierenden Stalaktiten von der Decke abbrachen. Sie brauchten nur aufzublicken, um die großen, scharfkantigen Säulen aus purem Eis auf sich herabstürzen zu sehen.
Ist das normal? , fragte Joie. In den Höhlen, die ich erforscht habe, ist mir so etwas noch nie begegnet. Es war ein regelrechter Beschuss, der Angriff einer Höhle, die aufgebracht über die Störung war und die Eindringlinge mit eisigen Geschossen bombardierte, um sie zu vertreiben.
Traian, der spürte, wie Joies Herz raste, zog sie noch fester an sich, um sie mit seinem Körper zu beschützen. Aber seine Kräfte schwanden schnell. Die Stofffetzen in seinen Wunden waren blutdurchtränkt. Er brauchte schnellstens heilende Erde und mehr Blut, und sie waren noch immer ein gutes Stück vom nächsten Ausgang entfernt. Verirren konnten sie sich nicht, weil er die Richtung kannte, doch wo die einzelnen Tunnel und Kammern endeten, hätte auch er nicht sagen können.
Nein. Aber ich bringe euch hier heraus. Sie können diesen Angriff auf uns nicht lange aufrechterhalten. Sowie er nachlässt, rennen wir auf den schmalsten Gang zur Linken zu.
Gabrielle hörte ihn über die telepathische Verbindung aller und hob den Kopf, um den Fremden anzusehen. Sein Gesicht war bleich, und kleine weiße Linien hatten sich darin eingegraben. Sie stieß ihren Bruder an, der sich über die Schulter nach Traian umsah.
Schaffst du es? , fragte Jubal ihn. Glaubst du, dass du diesem Angriff standhältst?
Ich habe keine andere Wahl . Mehr gab es nicht dazu zu sagen. Er tat, was getan werden musste. In ihrer Wut gaben die Vampire ihr Bestes, um ihre
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