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Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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von der Kopfhaut und mit Wurzel, also reißt es nicht einfach nur ab«, wies Traian die anderen an, während er sich selbst ein Haar auszupfte.
    Jubal runzelte die Stirn, aber er befolgte die Anweisung und reichte Traian das Haar. Gabrielle tat es ihm nach. Traian zog ein Fetzchen Stoff aus der Wunde an seinem Bein, ignorierte Gabrielles nur mühsam unterdrückten Protest und verwob ein paar blutbefleckte Fäden mit den Haaren.
    »Bleibt, wo ihr seid!« Unter den verblüfften Blicken aller erhob er sich in die Luft, schwebte über das Eis zu einem Tunnel rechts von ihnen und sammelte noch mehr Energie. Dann warf er das Gemisch aus Haaren und Fäden in die Höhle und sandte einen machtvollen Luftzug durch den Tunnel.
    »Ich werde euch alle zu der Kammer tragen, durch die ihr hereingekommen seid, und dann müssen wir rennen, so schnell wir können. Aber bemüht euch, leichtfüßig zu laufen. Vampire haben ein ausgezeichnetes Gehör. Sie sollen glauben, wir hätten uns nach rechts gewandt, während wir uns nach links bewegen«, fuhr Traian fort. »Falls möglich, lauft im Gänsemarsch hintereinander.«
    Jubal nickte zustimmend. »Ich übernehme die Nachhut«, erbot er sich.
    Traian nahm Joies Hand und zog sie hinter sich her, und Joie wiederum ergriff Gabrielles Hand.
    Wenn wir uns auf telepathische Weise verständigen, werden mein Bruder und meine Schwester uns verstehen, solange wir körperlich mit ihnen verbunden bleiben. Und wir können unsere Schritte aufeinander abstimmen , erklärte Joie, die versuchte, sich Traians Bewegungen anzupassen und ihre Füße dorthin zu setzen, wo die seinen gewesen waren. Ihre Steigeisen an den Schuhen erleichterten ihr das schnelle Laufen auf dem Eis und verhinderten, dass sie ausrutschte, aber sie befürchtete, dass die Schrammen im Eis den Vampiren auffallen würden.
    Die Vampire werden dem Geruch des Blutes folgen, und ich verursache unsere Geräusche.
    Gabrielle streckte eine Hand nach Jubal aus, der seine Waffe in den Gürtel steckte und so leichtfüßig wie möglich in die Fußstapfen der Schwester trat.
    Ich verstehe nicht ganz, wie du das fertiggebracht hast, aber du hast es geschafft, eine Art Feuerball zu erzeugen, und bist sogar geflogen, also muss ich dir wohl glauben , sagte Joie. Sie war noch immer sorgfältig darauf bedacht, sich auf telepathische Weise zu verständigen, damit ihre Stimmen nicht durch die Höhlen schallten.
    Ein Karpatianer braucht Blut zum Überleben , erklärte Traian, während sie durch den Tunnel von der blutbesudelten, rußgeschwärzten Kammer wegeilten. Wir töten diejenigen, die uns Blut geben, aber nicht, sondern behandeln sie mit dem ihnen gebührenden Respekt. Wir Karpatianer können uns nicht in der Sonne aufhalten, und wir müssen unter der Erde schlafen.
    Er hielt es für nötig, die drei Menschen so schnell wie möglich aufzuklären, damit sie sich zu helfen wussten, falls sie von ihm getrennt werden sollten. Außerdem konnte er aufrichtiges Interesse bei ihnen allen spüren. Gabrielle war Wissenschaftlerin, weswegen diese neuen Erkenntnisse auf jeden Fall ihre Neugier wecken würden. Jubal würde die Erklärungen so auffassen, wie sie gemeint waren – als eine Hilfestellung, um ihnen das Überleben zu ermöglichen. Und Joie … Traians Herz verkrampfte sich. Sie war seine Seelengefährtin, und er hatte noch nicht einmal richtig Zeit gehabt, die Wahrheit dessen zu verinnerlichen.
    Weiter , verlangte Joie. Wenn du kein Vampir bist, woher sind diese Monster dann gekommen?
    Wir Karpatianer sind eine Spezies, die nahezu unsterblich ist. Und ich sage »nahezu«, weil auch wir unter gewissen Umständen sterben können. Wenn wir nicht unsere Seelengefährtin finden, die Frau, die die andere Hälfte unserer Seele ist – und es gibt nur eine –, verlieren wir unsere Emotionen und die Fähigkeit, Farben zu sehen. Die Welt wird dann für uns zu einem öden, bitteren Ort.
    Der Tunnel machte eine unerwartete Biegung und entließ sie in eine weitere große Kammer. Diese hatte glatte, blaugrüne Wände an drei von vier Seiten, und die verschiedenen Eisschichten waren hier noch viel deutlicher zu erkennen. Von diesem saalartigen Raum gingen mehrere Gänge ab, und die hohe Decke war gespickt mit scharfen Stalaktiten, die wie riesige eisige Speere von ihr herabhingen. Eine Wand, an der Wasser herabgelaufen und gefroren war, war nicht glatt wie die anderen, sondern mit Eisklumpen bedeckt, von denen viele groß wie Felsbrocken waren. Das Geräusch des

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