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Die Sehnsucht der Pianistin

Die Sehnsucht der Pianistin

Titel: Die Sehnsucht der Pianistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Nachtigall Nora Roberts
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aber du warst es wirklich. So hübsch und lebendig und dann dieses schöne, dichte Haar.“ Sie berührte zärtlich Vanessas Haar. „Manchmal habe ich nur dagesessen und dir beim Schlafen zugesehen. Ich konnte gar nicht glauben, dass du mir gehörst. Solange ich mich erinnern kann, habe ich mir immer ein Heim und Kinder gewünscht. Oh, ich wollte ein ganzes Haus voller Kinder. Das war mein einziger Ehrgeiz.“ Sie schaute auf das zerknüllte Taschentuch. „Als ich dich bekam, war das der glücklichste Tag meines Lebens. Du wirst das verstehen, wenn du erst selbst ein Baby hast.“
    „Ich weiß, dass du mich geliebt hast.“ Vanessa wählte ihre Worte sehr vorsichtig. „Darum war ja auch alles so schwierig. Aber ich glaube, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu sprechen.“
    „Vielleicht nicht.“ Loretta wusste nicht, ob der Zeitpunkt für eine umfassende Erklärung überhaupt einmal kommen würde. Diese Erklärung könnte ihr die Tochter wieder entfremden, nachdem sie gerade begonnen hatte, ihr Herz zu öffnen. „Ich möchte nur, dass du Folgendes weißt: Ich verstehe, dass du versuchst zu vergeben, und das ohne Erklärung. Das bedeutet mir sehr viel.“ Sie griff nach der Hand ihrer Tochter. „Heute liebe ich dich eher noch mehr als damals, als man dich in meine Arme legte. Ich werde dich immer lieben, egal wohin du gehst oder was du tust.“
    „Ich liebe dich auch.“ Vanessa drückte die Hand ihrer Mutter flüchtig an ihre Wange. „Das habe ich immer getan.“ Und das hatte auch am meisten wehgetan. Sie stand auf und lächelte mühsam. „Ich glaube, du solltest jetzt schlafen gehen. Du willst doch morgen gut aussehen.“
    „Ja. Gute Nacht, Vanessa.“
    „Gute Nacht.“ Leise und behutsam schloss sie die Tür hinter sich.

8. KAPITEL
    V anessa hörte das Geräusch an der Fensterscheibe und blinzelte schläfrig. Regen? Sie versuchte sich daran zu erinnern, weshalb es so wichtig war, dass es heute nicht regnete.
    Die Hochzeit! Im nächsten Augenblick saß sie kerzengerade im Bett. Die Sonne stand am Himmel, und ihre Strahlen drangen durch die halb offenen Vorhänge. Aber da war wieder das Geräusch, und dann ein Klappern.
    Das war kein Regen. Sie sprang aus dem Bett. Es waren Kieselsteine. Sie lief zum Fenster und riss es auf.
    Und da war Brady. Breitbeinig stand er im Trainingsanzug im Garten, den Kopf zurückgelegt und die Hand voller Kieselsteine.
    „Wird aber auch Zeit“, flüsterte er, als er sie sah. „Seit zehn Minuten werfe ich Steinchen an dein Fenster.“
    Vanessa legte den Ellbogen aufs Fensterbrett und stützte das Kinn in die Handfläche. „Warum?“
    „Um dich aufzuwecken.“
    „Schon mal was vom Telefon gehört?“
    „Ich wollte deine Mutter nicht wecken.“
    Sie gähnte. „Wie spät ist es denn?“
    „Bereits nach sechs.“ Als er sah, dass Kong in den Ringelblumen scharrte, pfiff er den Hund herbei. Jetzt standen beide unten und schauten zu ihr herauf. „Kommst du jetzt endlich?“
    Sie lächelte spitzbübisch. „Mir gefällt der Anblick von hier oben.“
    „Du hast genau zehn Minuten, bevor ich herausfinde, ob ich noch an einer Regenrinne hinaufklettern kann.“
    „Dann habe ich ja keine Wahl.“ Lachend schloss sie das Fenster. Ein paar Minuten später schlich sie in ihren ältesten Jeans und einem ausgebeulten Pullover aus der Hintertür. Jeder Gedanke an ein romantisches Abenteuer verflog, als sie Joanie, Jack und Lara erblickte.
    „Was geht hier vor?“, fragte sie.
    „Wir schmücken.“ Brady drückte ihr einen Pappkarton in die Hand. „Krepppapier, Luftballons, Hochzeitsglöckchen und all das Zeug. Wir dachten, wir machen hier alles schön und feierlich für die Hochzeitszeremonie und lassen nur die Gartenparty anschließend drüben bei Dad steigen.“
    „Immer neue Überraschungen.“ Sie machten sich an die Arbeit. Flüsternd und mit unterdrücktem Gelächter stritten sie darüber, wie man eine Rolle Krepppapier am besten über einen Ahornbaum drapierte. Bradys Vorstellung von „schön und feierlich“ schloss auch ein halbes Dutzend Hochzeitsglöckchen in den Zweigen und einen Haufen Luftballons mit ein.
    „Es ist ein Hochzeitsempfang, kein Zirkus“, meinte Vanessa kopfschüttelnd. Brady war in die alte Platane geklettert und schmückte sie frohgemut mit Krepppapier.
    „Es ist eine Feier“, gab er zurück. „Erinnert mich daran, wie wir jedes Mal zu Halloween Mr. Taggerts Weide eingewickelt haben. Gib mir noch etwas Rosa.“
    Wider

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