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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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Page hierher.“
    „Und Ihr habt den Hof nie verlassen?“
    „Wo sollte ich denn hin? Wo der König ist, ist der Mittelpunkt der Welt. In Frankreich ist es sicher genauso.“
    „Ja. Wie Ihr kam auch ich an den Hof, als ich noch sehr jung war. Ich kenne nichts anderes.“
    „Es ist ein wunderbares Abenteuer, nicht wahr?“
    „So habe ich es immer empfunden.“ Und das hatte sie wirklich. Es war ein erregendes, gefährliches Abenteuer, das sie gut zu meistern verstand. Doch man konnte nicht für immer ein Abenteurer bleiben. Das konnte nicht alles im Leben sein.
    Er zuckte die Achseln. „Ich kenne nichts, was ich lieber täte. Ohne königliche Gunst ist einfach nichts zu machen.“
    Sie schlenderten weiter und umrundeten Brunnen und Bänke. Auf einer kleinen Lichtung spielte man eifrig Blindekuh. Die Schreie und das Lachen der jungen Spieler – es waren Pagen und Hofdamen – hallten fröhlich wider.
    War sie je jung gewesen? Marguerite fürchtete, nein. Und wie Nikolai von sich und seinem Leben als fahrender Schauspieler sagte, spürte auch sie, dass sie alt wurde. Jeden Tag älter, bis ihr nichts mehr Freude bereitete. Noch nicht einmal das Katz-und-Maus-Spiel mit den Engländern und Spaniern.
    Was, wenn sich der Duque und die Duquesa, was die neue Allianz betraf, als ein Hindernis erweisen würden? Würde sie sie auslöschen können, wie es ihr aufgetragen war?
    Marguerite schüttelte den Kopf. Das verschwommene Gefühl der Verwirrung wurde immer stärker. Sie wäre gerne geflohen, doch sie konnte nirgendwo hin. Master Tilney hatte recht – es gab keinen anderen Ort als den Hof. Sie besaß nichts als die Fertigkeiten einer Spionin und Mörderin, hatte keine Familie oder Freunde. Ganz gleich, was sie auch erwarten mochte, sie hatte keine andere Wahl, als weiterhin ihre Arbeit zu tun.
    Sie umfasste Tilneys Arm fester. „Ihr wart bei den Treffen zwischen König Henry und Bischof Grammont dabei, nicht wahr?“
    „Natürlich. Es sind sehr delikate Verhandlungen, und der König benötigt eine Menge Ratschläge.“
    Ratschläge – gewiss, und jeder würde anders lauten: die Ratschläge Wolseys zugunsten der Franzosen, die Ratschläge Königin Katharinas zugunsten der Spanier. Katharina stand zurzeit zwar nicht hoch in der Gunst, doch das konnte sich jederzeit ändern.
    „Die Comtesse de Calonne macht sich Sorgen wegen ihres Gatten“, sagte Marguerite. „Sie ist besorgt, die lange Reise hierher, die gerade im Winter so gefährlich war, könnte sich als nutzlos erweisen.“
    „Ich bin sicher, dass die Comtesse viele Ängste hegt, wie das bei Damen in ihrem Zustand eben so ist“, bemerkte er nachsichtig. „Doch ich bin mir auch sicher, dass der Gedanke, ihre Reise sei vergebens gewesen, nicht dazugehören sollte.“
    Marguerite verlangsamte ihre Schritte und sah ihn an. Er musste mehr wissen. Er musste wissen, ob die Verhandlungen zugunsten der Franzosen verliefen oder nicht. Männer wollten nie mit Frauen über Politik reden. Sie glaubten, zarte weibliche Wesen könnten die verwickelten Vorgänge überhaupt nicht verstehen. Marguerite war ziemlich geübt darin, diese Annahme zu ihrem Vorteil zu nutzen. Sie konnte die Männer dazu bringen, ihr Dinge zu erzählen, die eigentlich höchster Geheimhaltung unterlagen.
    Sie schenkte ihm ein süßes Lächeln und trat etwas näher an ihn heran, sodass er ihr Parfum riechen und sehen konnte, wie ihr helles Haar im Licht glänzte. „Es ist weise vom König, Euch sein Vertrauen zu schenken, Master Tilney“, murmelte sie.
    Er erwiderte ihr Lächeln mit einem erwartungsvollen Grinsen. Als könnte er nicht anders, streckte er die Hand aus und berührte eine Locke ihres Haars. „Ich nehme nur einen unwichtigen Platz bei Hofe ein.“
    „Ich bin überzeugt, dass das nicht stimmt. Jemand, der so klug ist, so gut aussehend …“
    Er küsste sie, und sie schmiegte sich an ihn, ließ die Hände leicht auf seinen Schultern ruhen. Er küsste gut. Sinnlich. Auch schien er viel Erfahrung zu besitzen. Sein Kuss war äußerst verheißungsvoll. Erst ganz sanft und dann immer leidenschaftlicher suchte er mit seiner Zunge die ihre. Er umfasste ihre Taille und zog Marguerite eng an sich.
    Doch sie spürte nichts. Nein, weniger als nichts, sie fühlte sich, als säße sie in einer Falle. Eingesperrt, gefangen, und sie konnte nicht entkommen. Ihr Herz hämmerte in plötzlicher Angst, ihr ganzer Körper wurde kalt und steif. Sie konnte es nicht tun!
    Marguerite stemmte sich fest gegen

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