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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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er. Sein schweres wollenes Gewand raschelte, während er jetzt näher kam. Es war, als besäße er auch die Flügel einer Krähe, und Marguerite hatte das Gefühl, als würden sie sich um sie legen. Sie trat noch einen Schritt zurück.
    „Eure Aufmerksamkeiten waren nur schwer zu übersehen“, sagte sie.
    „Ich musste dicht bei Euch bleiben, um Euch zu beschützen.“ Seine Augen glänzten hell und eindringlich im verblassenden Mondlicht.
    „Mich beschützen? Oder mich bespitzeln?“
    „Oh nein, nein, Madame! Ich war nicht derjenige, den man als Spion auf Euch angesetzt hat. Ich bin Euer Freund, Euer wahrer Freund.“
    Ihr Freund . „Ihr habt den Brief geschrieben“, keuchte sie.
    „Ich wollte Euch vor der Gefahr warnen, in der Ihr schwebt. Euch von den Spaniern und ihrem verderblichen Einfluss fernhalten. Und doch seid Ihr geradewegs zu ihnen gelaufen! Ihr hörtet nicht auf mich!“ In seiner Stimme schwang immer noch diese angespannte Verzweiflung mit, gemischt mit Entrüstung, als wäre sie eine Katechismusschülerin, die einfach nicht lernen wollte und seinem Unterricht nicht lauschte.
    Marguerite atmete tief durch und unterdrückte das kurze Aufflackern ihres eigenen Zorns. Zorn würde ihr nicht helfen. Also verlieh sie ihrer Stimme einen weichen, versöhnlichen Klang, lockend und beruhigend. „Ich bin nur eine törichte Frau, Vater. Ich verstand Eure Botschaft nicht. Natürlich versuchtet Ihr, mir ein Freund zu sein. Ich hätte nie etwas anderes gedacht.“
    „Ich bin immer Euer Freund gewesen! Habe mich immer um Euch gesorgt. Immer, seitdem ich zum ersten Mal Eure große Schönheit sah. Mir war sofort klar, Ihr würdet anders sein, Ihr würdet begreifen .“ Er schüttelte heftig den Kopf. „Aber jetzt kenne ich die Wahrheit. Ich weiß, wie anders Ihr tatsächlich seid.“
    Marguerite zitterte im kalten Nachtwind. „Was meint Ihr?“
    „Ich weiß, was Ihr wirklich tut. Man sagte es mir. Ihr seid eine Spionin des Königs.“
    Sie versuchte, ihre Überraschung zu verbergen, jenen Schauer über die Erkenntnis, dass jemandem – einem Priester – ihre Identität enthüllt worden war. Sie versuchte sogar zu lachen, als wäre das nur ein großer Unsinn. „Aber Pater Pierre, woher habt Ihr denn solche Ideen! Ich verstehe nur etwas von Kleidern und Parfums …“
    „Hört auf!“, schrie er plötzlich und schoss vor, um ihren Arm zu packen. Marguerite sprang zurück und hob ihre langen Röcke, damit sie ihm zwischen die Beine treten und dann flüchten konnte. Doch mit erstaunlicher Kraft hielt er sie fest.
    „Hört sofort auf!“, wiederholte er zischend. „Mich könnt Ihr nicht belügen, denn ich kenne Eure wahre sündige Natur. Der Comte de Calonne hat es mir erzählt.“
    „Der Comte!“
    „ Oui, und noch etwas: Der Comte hat den Auftrag, Euch zu töten. Ich soll hier sein Gehilfe sein. Deshalb schrieb ich Euch diesen Brief, deshalb müsst Ihr mir jetzt zuhören.“
    Marguerite spürte ein heftiges Rauschen in ihren Ohren, ein Rauschen wie von einem herannahenden Sturm, einer Flut, die sie zu verschlingen drohte. Der Boden wankte unter ihren Füßen. „Ihr lügt.“
    „Das tue ich wirklich nicht. Euch kann ich nicht länger anlügen. Niemals wieder.“
    Ihr wurde so schwindelig, dass Marguerite befürchtete, sie müsste ohnmächtig werden. In Anbetracht der Tatsache, dass ihr gerade die Nachricht von ihrer geplanten Hinrichtung überbracht worden war, wäre das ziemlich dumm gewesen. Oder war das alles nur ein übler Trick?
    Durch den Nebel hindurch spürte sie, wie Pater Pierre sie zu einer Marmorbank führte und ihr half, sich zu setzen. Er ließ sich neben ihr nieder, aber nicht dicht genug, um sie zu berühren. Jetzt würde sie sicher leicht fliehen können. Aber als sie ihn genauer betrachtete, merkte sie, dass sie gar nicht fliehen wollte. Denn sie war sich jetzt sicher, dass er die Wahrheit sagte. Auf seine seltsame, linkische Art sorgte er sich um sie. Er hatte ihr diese Botschaft geschickt und hatte die ganze Nacht auf sie gewartet, um sie erneut auf die Gefahren hinzuweisen, die auf sie lauerten.
    „Erzählt es mir“, sagte sie. „Ihr schriebt den Brief. Warum kamt Ihr nicht einfach zu mir, wenn Ihr mich warnen wolltet?“
    „Wie konnte ich? Ihr hättet mir nicht geglaubt.“
    „Ich bin nicht sicher, ob ich Euch jetzt glaube.“
    Er blickte sie mit seinem schmalen, angespannten Gesicht an, und zum ersten Mal sah Marguerite, wie jung der Priester eigentlich war, so jung wie sie

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