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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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Stuhl neben seine Koje.
    Das Schiff schlingerte bedenklich, und manches Mal hatte sie das Gefühl, bergauf klettern zu müssen, und dann wieder, wie auf einer Rutschbahn hinunterzusegeln. Sie ließ sich bedächtig nieder. »Ich habe mich entschlossen, auf der Sea Snake zu reisen. Und sagen Sie doch Harriet zu mir«, schlug sie mit einem gewinnenden Lächeln vor. »Wir haben so vieles gemeinsam erlebt, das verbindet doch. Oder etwa nicht, Mortimer? «
    Hardings Miene wurde noch vorsichtiger, was Harriet geflissentlich ignorierte und sich stattdessen trotz seines Protests eine Weile damit beschäftigte, sein Kissen zu richten und seine Decke zurechtzuziehen. Als sie dann jedoch so weit ging, seine heiße Stirn mit einem feuchten Tuch abzutupfen, stieß er ihre Hand weg.
    »Und außerdem hätte ich noch ein paar Fragen an Sie, die in einem freundschaftlichen Klima viel besser besprochen werden«, fuhr sie mit unverminderter Freundlichkeit fort.
    Harding sah sie beunruhigt an, sofern man bei seinem harten, ausdrucklosen Gesicht davon reden konnte. Aber Harriet hatte Zeit genug mit ihm verbracht, um darin lesen zu können. Das war etwas, das Charles ihm abgeschaut haben musste. Die beiden waren sich darin wirklich erschreckend ähnlich. »Ich wüsste nicht«, knurrte er sie an, »was wir beide …«
    »Über den Jungen? «, schlug Harriet vor. Sie lächelte schmal, als Hardings Gesicht sich noch mehr verschloss. Es war ein Lächeln, das Lan Meng vorsichtig hätte werden lassen und auch Harding misstrauisch machte. Es war ein Zeichen dafür, dass Harriet Dorley sich an etwas festgebissen hatte und erst wieder davon ablassen würde, bis sie alles wusste. » Meinen Jungen?«, fragte sie nach.
    Harding warf einen Blick auf die immer stärker schwingende Laterne. »Wir bekommen Sturm. Sollten Sie nicht schon seekrank in Ihrer Koje liegen, anstatt harmlose Männer zu quälen?«
    Er hatte nicht unrecht. Das Schiff glitt von einem hohen Wellental ins andere, und die Querbrecher schlugen so heftig über das Deck, dass man das Wasser über die Kajütendecke rauschen hörte. Harriet stand auf und balancierte hinüber zu den zersprungenen Fenstern. Die Läden waren schlecht geschlossen. Der hohe Seegang presste bei jeder Welle Wasser herein, und wenn sie aufbrachen, würden die Fenster völlig zersplittern. Sie zerrte sie fester und schob energisch den Riegel vor.
    Sie lächelte Harding wohlwollend an, als sie zu ihm zurückkehrte. »Ich werde nicht seekrank, das sollten Sie inzwischen schon bemerkt haben. Und was ›meinen Jungen‹ betrifft – das waren Ihre Worte, als Sie mir auf charmante Weise erklärt haben, dass Sie nicht mir zuliebe mein Leben gerettet hätten, sondern Charles’ wegen.« Harriet hatte schon längst begriffen, dass Harding in Charles weit mehr sah als einen Arbeitgeber. Harding war um einiges älter als Charles, vermutlich nicht viel jünger als James Daugherty. Da war es nicht unwahrscheinlich, wenn so ein unbeweibter, kinderloser Einsiedler irgendwann begann, einen Sohnesersatz zu suchen. Und Charles eignete sich ihrer Meinung nach hervorragend dazu. Wahrhaftig, wenn sie darüber nachdachte, dann müssten alle ihre Söhne genauso aussehen und sein wie er. Höchstens ein bisschen weniger verbohrt. Was sie nun allerdings von Harding erhoffte, war eine Versicherung, dass Charles sie mochte, sie vielleicht sogar liebte – eine Bestätigung dessen, was Lan Meng ihr erzählt hatte.
    »Fahren Sie zur Hölle«, sagte Harding mit einem Grinsen, das fast liebenswürdig zu nennen war, dann drehte er den Kopf weg.
    »Weshalb haben Sie mir nicht gesagt, dass Charles noch lebt?«, fragte sie vorwurfsvoll.
    »Fangen Sie schon wieder damit an?« Er warf ihr einen genervten Blick zu.
    »So lange, bis ich eine Antwort habe, die nicht nur aus einem Fluch besteht.«
    »Damit Sie nicht aus der Rolle fallen«, erwiderte er mit einem hinterhältigen Lächeln. »Frauen sind zwar gute Schauspielerinnen, aber mir lag einiges daran, alles möglichst echt zu gestalten.«
    »Die Ohrfeige tut mir nicht leid«, bemerkte Harriet. »Eigentlich hätten Sie zwei verdient.«
    Harding schloss die Augen, seine Stimme klang müde. » Eigentlich sollten wir quitt sein. Schließlich habe ich Ihre Kugel abgefangen.«
    Nein, da hatte er unrecht. Dafür schuldete sie ihm sogar etwas. Aber da sie annahm, dass diese Offenbarung ihn jetzt nur aufgeregt hätte, behielt Harriet sie vorläufig für sich. Sie blieb noch kurze Zeit sitzen, aber als sie

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