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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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Harriet zweifelte nicht daran, ihren Willen durchzusetzen.
    »Sie gehen vom Schiff? Das ist schade, ich hätte gern ein wenig mit Ihnen geplaudert. Vielleicht wäre es uns gelungen, einige Missverständnisse auszuräumen?« Diese wie eine Bitte ausgesprochene Frage hätte Harriet beinahe weich werden lassen. Jessica war wirklich nett, aber Harriet hatte nicht die Absicht, mit ihrer Rivalin zu sympathisieren.
    »Ich glaube kaum, dass es der Mühe wert wäre.« Sie drängte weiter.
    »Wenn Sie nur wüssten, was dieser Harding mir und meinem Mann angetan hat, würden Sie nicht so sprechen. Er und James Daugherty …«
    Harriet wirbelte herum. »James Daugherty ist tot«, unterbrach sie die andere scharf. »Schon seit vielen Jahren. Und was Captain Harding betrifft, so hat er mir das Leben gerettet!« Für Harriet war Harding kein Verbrecher. Nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt, kein Waisenknabe, ein fieser Pirat, wenn man es genau nahm, aber einer, der unzweifelhaft an Charles hing und ihn und sie beschützte.
    »Seien Sie doch froh, wenn ich das Feld räume«, platzte sie zornig heraus, »dann …« Sie unterbrach sich. Fast hätte sie sich und ihre Eifersucht verraten.
    Jessicas Augen wurden groß. »Oh, jetzt verstehe ich erst«, sagte sie überrascht. »Wie dumm von mir, nicht eher daran zu denken! Sie sind misstrauisch, was die Beziehung zwischen Charles und mir betrifft, nicht wahr?«
    Harriet sah sich außerstande zuzugeben, dass ihr schlechtes Benehmen Jessica gegenüber einem simplen, wenn auch glühenden Gefühl der Eifersucht entstammte. Sie drehte sich um und stapfte davon; sie musste von hier weg, ehe sie sich vollends lächerlich machte.

    Johnson war leichter zu überreden, sie mit einem Boot übersetzen zu lassen, als Harriet gedacht hatte. Lan Meng kam natürlich mit. In der Großen Kajüte der Sea Snake trafen sie auf den Doktor, der nach seinem Patienten gesehen hatte.
    »Captain Harding geht es besser«, erwiderte er auf ihre Frage. »Jetzt schläft er allerdings, ich habe ihm etwas verabreicht, um zu verhindern, dass er zu viel herumläuft, sonst bricht die Wunde wieder auf.«
    Lan Meng ging an Deck, während Harriet sich in der Großen Kajüte auf eine Seekiste setzte, um aufs Meer hinauszustarren und zu sinnieren. Die Fenster waren zersprungen, einige Scherben lagen auf dem Boden. Von allen Seiten ertönte das Hämmern der Zimmerleute, die das Schiff wieder seetüchtig machten.
    Nun gut, diese Jessica konnte nichts dafür, dass sie gefangen genommen worden war, und Harriet war die Letzte, die nicht alle Hebel in Bewegung gesetzt hätte, um eine Geschlechtsgenossin aus einer derart entsetzlichen Lage zu befreien. Völlig unverständlich war aber Harriets Mitleid mit Charles. Und dennoch konnte sie es nicht völlig wegschieben. Er hatte die Frau wiedergetroffen, der seine Liebe galt, und konnte doch nichts anderes tun, als sie wieder zu ihrem Mann zurückzubringen, das musste ihn hart treffen. So wie sie schmerzte zuzusehen, wie liebevoll er mit der anderen umging, während er sie mit eisiger Höflichkeit behandelte. Das tat so weh, dass sie ihn am liebsten geschlagen oder losgeheult hätte. Da war es schon besser, sich so weit wie möglich von den beiden entfernt zu halten, auch wenn ihr Umzug auf die Sea Snake einer Flucht glich.
    Als Lan Meng sich zu ihr gesellte, starrte sie immer noch auf die Wellen. Ihre Freundin setzte sich neben sie, beobachtete sie eine Zeitlang und sagte dann: »Du benimmst dich wie ein dummes englisches Huhn.«
    Harriet drehte den Kopf weg, um nicht den Ausdruck von Scham und Kränkung zu zeigen. »Ich weiß«, sagte sie leise. »Ich habe sehr unhöfliche Dinge gesagt.«
    »Das auch. Aber du kannst nicht das Herz von diesem sturen Esel zurückgewinnen, wenn du diese Lady beleidigst und dann noch davonläufst«, sagte Lan Meng weise. »Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich dich Huhn nenne.«
    »Sie hat Captain Harding die Hand abgehackt«, machte Harriet einen würdelosen Versuch, ihre Freundin gegen Jessica einzunehmen. Diese wehrte jedoch ab.
    »Ja, ja, und ich schneide ihr dafür die Kehle durch, wenn nötig. Aber nicht du. Das ist nicht deine Sache.«
    Harriet sah sie flehend an. »Meinst du, er liebt sie?«
    »Du hast mich nicht um meine Meinung gefragt, als du mit ihm ins Bett gesprungen bist«, meinte Lan Meng mitleidslos. »Warum jetzt?«
    Harriet ließ den Kopf hängen.
    »Charles schätzt dich. Nein, mehr, liebt dich«, fuhr die Chinesin sanfter fort.

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