Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)
freuen, wenn Sie mich nach Ihrer Rückkehr besuchten.«
»Das werde ich.« Wenn er vernünftig war, machte er in Zukunft einen großen Bogen um dieses Mädchen. Die Hitze verstärkte sich, sein Herz schlug schneller, und sein Atem beschleunigte sich. Mit einem Mal wurde die Vorstellung, diese vollen Lippen zu kosten, übermächtig. In ihrem – durch Verlegenheit und Aufregung leicht geröteten – Gesicht wirkten sie wie blutrote Rosen. Der Vergleich war wie schlechte Poesie, aber Charles fiel im Moment nichts Besseres ein. Und er konnte auch an nichts anderes denken als daran, diese glänzenden Blütenblätter mit seinen Lippen zu berühren, ihren Duft einzuatmen, sie zu kosten. Selbst wenn er Gefahr lief, sich dafür eine Ohrfeige einzuhandeln. Oder Prügel mit dem Schirm. Das war es wert.
Er bemühte sich um ein leichtes Lächeln. »Da wir das nun geklärt haben, könnte es doch nicht schaden, unseren Abschied etwas freundschaftlicher zu gestalten, nicht wahr?«
Freundschaftlicher? Harriet sah Charles verwundert an, aber als er auf sie zutrat und sein Blick ihre Lippen suchte, verstand sie. Er kam so nahe, dass er sie fast berührte. Harriet war es, als hätte sie plötzlich zu wenig Luft zum Atmen. Eine ungewohnte Erregung hatte sie erfasst, und eine verräterische Wärme kroch ihren Hals hinauf in ihre Wangen. Zuerst wollte sie von ihm abrücken, aber dann blieb sie stehen und sah ihn an. Seine Augen waren wie dunkler Bernstein. Noch nie hatte sie Augen gesehen, die sich so verändern konnten. Wieso hatte sie früher nur gedacht, sie wären einfach nur braun?
Harriet wusste nicht, wie ihr geschah. Ihr Herz schlug heftig und so laut, dass sie beinahe sicher war, Charles müsse es ebenfalls hören. Er fasste sie leicht an den Oberarmen, um sie etwas zu sich zu ziehen. »Ich darf doch?«, fragte er leise. Harriet bemerkte, dass sein Blick ihre Lippen nicht losließ. Auch sein Atem ging schneller. Sie nickte, sprechen konnte sie jetzt nicht. Was hatte er denn vor? Er wollte sie doch nicht etwa küssen?
Ein Zucken ging über sein Gesicht, dann war es wieder beherrscht. Seine Hände wanderten langsam über ihre Schultern hinauf und legten sich um ihre Wangen. Jetzt war sein Gesicht so dicht vor ihrem, dass sie seinen Atem fühlen konnte. Ihr wurde bewusst, dass sie Charles zwar schon nahe gewesen war, aber noch niemals so sehr, dass sie den kleinen Schimmer nachwachsenden Bartes auf seinem Kinn wahrnehmen konnte. Er roch nach frisch gewaschenem und gestärktem Leinen, nach Pferd, ein wenig nach Schweiß und dann so gut nach Mann.
Sie atmete tief ein, um sich seinen Geruch einzuprägen, die Erinnerung musste immerhin ein paar Wochen überdauern. Sein Blick hob sich von ihren Lippen, und Harriet sah zum ersten Mal Leben darin. Ein kurzes Aufglühen, das ihr den Atem nahm. Und endlich senkte sich sein Mund auf ihren.
Harriet wollte kühl bleiben. Gelassen. Freundschaftlich eben. Schon um sich nicht zu verraten. Aber in dem Moment, als seine Lippen ihre berührten, gab ihr Körper dem Druck seiner Hände wie von selbst nach. Er zog sie näher heran. Sie spürte seinen harten Körper, seine Arme, die sie umschlossen, fühlte Geborgenheit, als sein Mund sich auf ihren legte, und dann wachsende Erregung, als der Druck sich verstärkte. Sie seufzte in seine Lippen, als Charles sich nicht damit begnügte, sie einfach zu küssen, sondern begann, seine Lippen auf ihren zu bewegen, mit deren Weichheit zu spielen und sie dann sachte mit seiner Zunge zu teilen, diese tiefer wandern zu lassen, bis Harriet sich ihm weiter öffnete. Dieser Kuss war die sinnlichste, zärtlichste Verführung, die Harriet sich vorstellen konnte, und sie gab sich ihr völlig hin, ohne einen Gedanken an Jahan, ihre Eltern oder den Rest der Welt zu verschwenden.
Erst als Charles sich von ihr löste, wurde ihr klar, dass sie nicht mehr aufrecht und gefasst vor ihm stand, sondern eng an ihn geschmiegt an seiner Brust lag, einen Arm um seinen Nacken geschlungen, die Finger in seinen Kragen verkrallt und die zweite Hand in seinem Haar vergraben, um ihn zu sich zu ziehen und festzuhalten.
»Oh …« Es bedurfte einiger Willensanstrengung, ihre Finger von seinem Haar zu lösen und sich aufrecht hinzustellen. Und noch mehr Zurückhaltung, ihn nicht doch noch zu berühren. »Das … es tut mir leid«, murmelte sie tödlich verlegen, als Charles’ dicke Haarsträhnen ins Gesicht und bis auf die Schultern fielen. Sie konnte sich nur noch dunkel
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