Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)
veränderte. Ein leichtes Lächeln legte sich um seine Lippen.
Charles’ Ärger verflog bei diesem reizenden Anblick ein wenig. Es war schließlich keine Überraschung, dass sie in diesen verfluchten Prinzen verliebt war. Welche Frau hätte da wohl widerstehen können, wenn ein Kerl mit solchem Süßholzgeraspel daherkam – auch wenn er von Harriet doch mehr Verstand erwartet hätte.
»Es tut mir leid, Miss Harriet, ich hatte kein Recht, hier hereinzuplatzen und Ihre Unterhaltung mit Jahan zu stören. Ebenso wenig wie ich ein Recht hatte, meine Schlüsse daraus zu ziehen.« Am liebsten wäre er ihm nachgelaufen, um ihm noch nachträglich einen Kinnhaken zu verpassen. »Ich bin auch nur gekommen, weil ich nicht gehen wollte, ohne Ihnen nochmals Lebewohl zu sagen.« Harriets sich vertiefende Gesichtsfarbe ließ ihn hinzufügen: »Sie wussten also schon, weshalb Ihr Vater mich sprechen wollte?«
»Mutter hat es mir gesagt.« Harriet streckte angriffslustig ihr Kinn vor.
Sie hatte ein reizendes Kinn. Und wunderbare Lippen. »Und Sie billigen seinen Vorschlag nicht?«, fragte er, um einen neutralen Tonfall bemüht. Seltsam, dass ihn dieser Gedanke störte. Er hatte nicht die geringste Absicht, sich mit einer Frau wie ihr das Leben schwerzumachen, aber die Erkenntnis, dass sie ihn erst gar nicht als Ehemann in Erwägung zog, war ärgerlich.
»Natürlich nicht!« Ihre dunkelblauen Augen funkelten, und ihre Nasenflügel bebten. »Sie wollen doch nicht sagen, dass Sie auf diesen Handel eingehen würden!«
»Darüber zu diskutieren wäre im Moment nicht passend«, erwiderte er, »da ich ja, wie Ihnen bekannt ist, morgen abreisen muss. Wären die Umstände allerdings …« Harriet unterbrach ihn, indem sie einen raschen Schritt auf ihn zu machte, seine Hand ergriff und diese heftig schüttelte.
»O Charles, ich bin so froh, dass wir das geklärt haben! Ihre Freundschaft, Ihre Hilfe bei dem Ball, unsere angenehmen Gespräche und Ihre Liebenswürdigkeit heute Nachmittag haben mir so viel bedeutet, es ist mir immer eine Freude, Sie zu sehen, und ich würde dieses harmlose und unschuldige Vergnügen nicht durch Missverständnisse getrübt sehen wollen, wirklich, ich weiß nicht, was Vater eingefallen ist, uns beide in eine derart peinliche Situation zu bringen, und um ganz ehrlich zu sein: Sie wären einfach zu gut für mich!«
Sie hatte diese Sätze ohne Unterbrechung, ohne Atem zu holen, herausgesprudelt, und Charles schaffte es, ihre Worte ohne ein Blinzeln hinzunehmen. Er hatte zwar nicht die Absicht, sie zu heiraten, aber harmlos und unschuldig waren nicht unbedingt die Begriffe, die er im Zusammenhang mit ihr benutzt hätte.
Und ihr lag offensichtlich wirklich einiges daran, ihn nicht zu kränken. Er hatte Harriet in den letzten Wochen gut genug kennengelernt, um zu wissen, dass sie weder aus Höflichkeit log noch um besondere Freundlichkeit bemüht war, wenn sie diese nicht ehrlich meinte. Das war eine weitere Eigenschaft, die sie schätzenswert machte: Sie war aufrichtig.
Er blickte auf ihre Hand, die seine hielt, legte seine zweite darüber und streichelte sanft mit dem Daumen über ihren Handrücken. So weiche Haut. Sogar hier und auf ihrem Handgelenk waren Sommersprossen, bis der enganliegende Ärmel die Haut verdeckte. Wenn er seinen Blick und seine Finger jetzt über diesen Unterarm hinaufwandern lassen könnte, würde er überall dort Sommersprossen finden. Zarte, hellbraune Flecken auf dieser unwahrscheinlich weißen Haut. Bis ganz hinauf, die Oberarme, die Schultern, zweifellos auch …
Ein dezentes Räuspern riss ihn aus seinen Betrachtungen. »Charles?«
Er blickte ertappt von Harriets Ausschnitt hoch und bemerkte zu seinem Ärger, dass ihm heiß geworden war. Viel zu heiß für diese Situation. An verschiedenen Stellen seines Körpers sogar glühend heiß. Er setzte sein ausdruckslosestes Gesicht auf und widerstand dem Impuls, sein Halstuch zu lockern. Und seine Hose. Verflucht, so etwas war ihm schon lange nicht passiert. Allein die Vorstellung, diese Frau unbekleidet zu sehen, sich mit Händen, Augen und Lippen an ihrem reizvollen Körper gütlich zu tun und jede Stelle zu betrachten, hatte ihn erregt wie einen Halbwüchsigen. »Dann wird es wohl Zeit, dass ich mich verabschiede«, sagte er rauh.
Harriet blickte bedeutsam auf ihre Hand, die fest in seinen lag. »Ja, ich denke, das stimmt. Leben Sie wohl. Und … Charles? Vielleicht lassen Sie ja einmal von sich hören? Ich würde mich sehr
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