Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
trinken. Ich brauche es nicht.«
»Sei nicht albern. Du brauchst es.«
»Mir geht es schon besser.«
Er sah sie prüfend an. »Ich will keine heroische Frau, sondern eine mit gesundem Menschenverstand. Den du in letzter Zeit bedauerlicherweise hast vermissen lassen. Vermutlich liegt es an der Hitze.« Die Trockenheit ließ seine Stimme noch brüchiger klingen.
»Du bist derjenige, der sich hier heldenhaft aufführt«, erwiderte sie.
»Ich bin kein Held«, brummte Christopher. »Ich bin ein Schurke. Und wenn du das Wasser nicht trinkst, werde ich etwas noch viel Schurkischeres tun.«
»Und was?«, fragte sie fasziniert.
Sein Blick ließ sie erschauern. »Erstens könnte ich dir die Nase zuhalten und dir das Wasser einfach in den Mund gießen.«
»Das wäre dumm. Du könntest es verschütten.«
Seine Miene wurde noch düsterer. »Oder ich könnte dich ins Wasser werfen. Du sagtest doch, dass du baden wolltest.«
»Wir alle müssen baden«, erwiderte sie kühl. »Allerdings denke ich, dass die Salzschicht auf der Haut es hinterher noch schlimmer machen würde.«
»Dann gehorche deinem Ehemann und trink.«
»Du musst auch trinken«, antwortete sie störrisch. Ihr Mund fühlte sich besser an, weniger trocken und geschwollen. Trotzdem war sie noch durstig.
Er sah sie einen Moment gelassen an. Hinter dem Schiff war der Himmel im Osten bereits dunkel, und ein blasser Mond stand dicht über dem Horizont.
Christopher hob die Tasse an die Lippen und trank. Sie verfolgte mit ihrem Blick, wie er schluckte, sah den Adamsapfel unter seiner braunen Haut hüpfen. Er nahm noch einen Schluck, und Honorias Mund zitterte vor Neid.
Dann legte er seinen Finger unter ihr Kinn, hob ihren Kopf an und küsste sie. Wasser, wunderbares, weiches Wasser liebkoste ihre Zunge. Sie genossen die Flüssigkeit gemeinsam, und er löste seinen Mund von ihren Lippen. Sie teilten auch den nächsten Schluck und den nächsten. Dann hielt Christopher Honoria die Tasse hin. »Einer ist noch drin.«
»Nimm du ihn.«
»Spielst du wieder die Heldin? Trink ihn, verdammt.«
Sie gehorchte, als er sie streng ansah. Bevor sie das Wasser herunterschluckte, küsste sie ihn. Er grinste und tauchte noch einmal seine Zunge in ihren Mund, bevor er den Kuss beendete.
Dann zog er sie mit dem Rücken an sich und stellte die leere Tasse auf das Deck. Es war endlich ein wenig frischer geworden. Trotz der heißen Tage waren die Nächte noch kühl. Honoria schmiegte sich an Christophers Brust, froh über seine Wärme. Sie streckte ihre nackten Füße auf der Bank aus und streichelte mit den Zehen Christophers Wade.
Wenn es immer so wäre, dann wäre sie glücklich. Wenn eine Ehe nur aus zärtlichen Liebkosungen und Trost bestünde, gelegentlich akzentuiert durch Anfälle wilder Leidenschaft, dann hätte sie wahrhaftig eine großartige Partie gemacht.
Sie verschränkte ihre Finger mit denen ihres Gemahls und fuhr mit dem Fuß über sein Bein. Zu Hause in Charleston verbrachten die Gentlemen sehr viel Zeit im Club mit ihren Kumpanen, während die Ladys das Haus führten, nähten und Veranstaltungen für wohltätige Zwecke organisierten. Piraten traten, soweit sie wusste, nicht in Clubs ein, Grayson Finley ausgenommen. Wahrscheinlicher war, dass sie ihre Zeit in irgendwelchen Hafenkaschemmen verbrachten, in denen höchst liederliche Frauen verkehrten. Beschäftigten sich die Piratenfrauen mit Stickereien oder kümmerten sie sich um die Kinder, während ihre Piratengatten in stinkenden Hafenkneipen Bierkrüge leerten und zotige Lieder sangen?
Honoria hatte den Eindruck gewonnen, dass Mrs. Colby einiges dagegen einzuwenden hätte, wenn ihr Ehemann eine ordinäre Frau auf seinem Knie balancierte. Wahrscheinlich würde sie höchstpersönlich in die Kaschemme marschieren und einen Bierkrug über Colbys Lockenkopf ausleeren. Honoria lächelte, als sie es sich vorstellte, während ihr gleichzeitig die Augen zufielen.
Durch ihre schläfrige Mattigkeit drang Christophers Stimme. »Dieses Leben ist hart für dich«, sagte er.
Das stimmt , dachte sie. Sie hatte Schwielen auf den Handflächen, und ihr Haar war trocken und verfilzt. Sie benötigte dringend eine Rosenwassercreme für ihre Hände und eine Lavendelspülung für ihr Haar.
»Wir segeln bald nach Charleston«, fuhr Christopher fort.
Tatsächlich? Charleston schien ihr so weit weg und war so unwichtig. »Werden wir dorthin rudern?«, erkundigte sie sich.
Christopher musste sich zu ihr herunterbeugen, um sie zu
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