Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
Deck. Sie jubelten und lachten und kletterten blitzschnell in die Wanten.
Honoria hielt sich an der Bank fest und atmete den süßen Wind ein. Sie schloss die Augen, zwang sich, sich auf die berauschende Wirkung der frischen Brise zu konzentrieren, auf die Bewegung des Schiffes, als die Segel sich aufblähten. Bewegung bedeutete Hoffnung. Sie würden nicht hier sterben.
Honoria öffnete die Augen. Christopher half seinen Männern an den Winschen. Die Muskeln spielten auf seinem nackten Rücken. Colby stand neben ihm und brummte mit seiner tiefen Stimme vollkommen falsch ein Lied.
Manda war nicht bei ihnen. St. Cyr hatte das Ruder übernommen, und auch bei ihm war nichts von Manda zu sehen. Honoria kniff die Augen zusammen und ließ ihren Blick über das Deck gleiten. Christophers Schwester war nirgendwo zu entdecken.
Obwohl die gesamte Mannschaft des Schiffes an Deck war, einschließlich Mrs. Colby, die wie ein Seemann die Leinen straffte, waren Manda Raine und Mr. Henderson auffallend und interessanterweise abwesend.
15.Kapitel
S ie segelten in den nächsten drei Tagen vor dem Wind und machten gute Fahrt Richtung West-Südwest. Das Wasser war zwar immer noch rationiert, aber die Zuteilungen wurden größer, je näher sie ihrem Ziel kamen.
Trotz Christophers Enthüllung von James’ perfidem Verhalten fühlte Honoria sich so glücklich wie schon viele Jahre nicht mehr. Sie erwachte bei Sonnenschein, frischer Luft und Christophers Schnarchen, frühstückte gemütlich mit Mrs. Colby in der Kombüse, übernahm das Ruder unter Mr. Carews Aufsicht, dinierte mit Christopher und den Offizieren in seinem Kartenraum und lehnte sich an die Heckreling, um die Sterne zu studieren, bis Christopher sie unter Deck ins Bett brachte.
Dort erinnerte er sie mit seinem Mund, seinen Händen und seinem ganzen Körper daran, dass er ihr Ehemann war.
Allerdings enthielt er sich jeder Anmerkung zu den Themen Liebe, Charleston und der Zukunft. Was ihr nur recht war. Sie wollte das Hier und Jetzt genießen, mit ihm, in der Sonne und der Freiheit dieses Schiffes. Die schwierigen Entscheidungen konnten sie auch an einem anderen Tag treffen.
Allerdings ergab sich nie die Gelegenheit, mit Manda zu reden, obwohl sie davon überzeugt war, dass die junge Frau ein Gespräch dringend brauchte. Christopher beschäftigte seine Schwester ständig, und er hielt sie dabei auch stets von Mr. Henderson fern. Christopher hatte Mandas Abwesenheit auf Deck, als der Wind auffrischte, ebenfalls bemerkt, auch wenn er nichts gesagt hatte.
Wenn Manda jetzt mit ihnen aß, war Mr. Henderson auf Wache und umgekehrt. Wenn die beiden zusammen an Deck waren, arbeitete Manda am Heck, während Henderson im Bug beschäftigt war.
Honoria versuchte mehrmals, das Thema Manda und Mr. Henderson bei Christopher zur Sprache zu bringen, aber er knurrte nur und brachte sie auf höchst einfallsreiche und faszinierende Art und Weise zum Schweigen.
Christopher wollte sein Gold, und er konzentrierte sich vollkommen darauf. Die Mannschaft kannte ihr wahres Ziel immer noch nicht, obwohl Honoria gehört hatte, wie einige Seeleute gemurmelt hatten, dass ihr Kurs nach Charleston nicht mehr stimmte. Aber sie vertrauten ihrem Captain.
Seine rastlose Energie überwältigte Honoria manchmal geradezu. Er hatte so viel erreicht, seit er auf der anderen Seite der Welt ausgesetzt worden war. Er hatte seine Mannschaft gefunden, seine Offiziere, seine Schwester, ein neues Schiff, und hatte dabei noch seine Frau eingesammelt. Jetzt wollte er sein Gold und damit zu Ende führen, was er begonnen hatte. Dabei würde er sich durch nichts aufhalten lassen, weder durch das wachsende Interesse seiner Schwester an Henderson noch durch seine unruhige Mannschaft, noch durch seine Gemahlin.
Und ganz bestimmt nicht durch das Schiff, das hinter ihnen im Norden am Abend des vierten Tages auftauchte.
Sie scharten sich beim Schrei des Ausgucks an Deck. St. Cyr betrachtete das Schiff in gewohntem Schweigen, Colby fluchte leise, und Manda spähte besorgt durch ihr Fernrohr. Henderson lehnte sich an die Reling, nicht weit von ihr entfernt. Seine Brille glänzte in der grellen Sonne.
Christopher wusste sehr genau, wer ihnen da gefolgt war. Honoria, die neben ihm stand, legte schützend die Hand über die Augen und spähte in die Sonne. Er sah, wie sie errötete, als sie die Umrisse des Schiffes erkannte. Sie wusste es also auch.
Er sagte nichts, bis der Seemann es von dem Krähennest auf dem
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