Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
wünschte sich, sie hätte es gelernt, und zwar mit Gewalt. Denn das Wetter blieb unverändert heiß, und es regte sich kein Lüftchen. Die schwitzenden Männer stanken, die Nahrungsmittel vergammelten. Und ausgerechnet in diesem Moment erwischte er Honoria dabei, wie sie ihrem kranken Freund Mr. Carew heimlich eine Extraportion Wasser gab.
14.Kapitel
H onoria hatte Christopher noch nie so wütend erlebt wie in diesem Moment, als er sie im Heck zur Rede stellte. Seine Miene war wie aus Stein gemeißelt, doch seine Augen loderten vor Zorn.
Honoria hielt mit erhobenem Kopf dagegen. »Ich habe es nicht gestohlen! Es war meine Ration. Damit kann ich machen, was ich will.«
»Nein. Entweder du trinkst es oder gießt es über Bord.«
»Lächerlich. Außerdem brauchen Ladys nicht so viel Wasser wie Männer.« Sie schluckte, was ihr schwerfiel, weil ihre Kehle bereits ausgetrocknet war. »Jedenfalls hat es sein Fieber gesenkt.«
Christophers Augen funkelten drohend. »Das ist mir gleichgültig, selbst wenn er jetzt eine Hornpipe tanzen würde! Du brauchst das Wasser, Honoria. Du kannst schneller an einem Hitzschlag sterben, als du ahnst.«
Sie glaubte ihm. Die Hitze lastete schwer auf ihnen, und ihr dünnes Kleid war vollkommen durchgeschwitzt. Sie wünschte, sie würde es wagen, ihren Oberkörper zu entblößen, wie Manda es mit ihrem merkwürdigen Tuchstreifen um die Brüste tat, aber vor einigen Dingen schreckte die sittsame Honoria tatsächlich zurück.
»Er brauchte das Wasser«, wiederholte sie eigensinnig.
Christopher sah sie böse an. »Geh nach unten und bleib dort. Carew wird heute Nachmittag ohne dich auskommen müssen.«
Sie stapfte davon, behielt jedoch das letzte Wort. »Ich weiß«, warf sie über die Schulter zurück, »warum du nicht über deine Gefühle reden willst, Christopher Raine. Du hast nämlich keine!«
Noch in derselben Nacht widerlegte er sie. Er nahm sie mit zum Heck, als die Sonne gerade den Horizont küsste und der Himmel sich zu einem kühlen, bläulichen Zwielicht verfärbte.
Er hat sich in letzter Zeit wirklich angewöhnt, mich herumzukommandieren , dachte Honoria, aber es war jetzt viel zu schwül, um zu streiten. Letzte Nacht hatte er nicht einmal mit ihr geschlafen; sie hatten nur nebeneinander gelegen und die kühle Nachtluft eingesogen, die durch das offene Fenster in die Kabine strömte. Sie waren erschöpft von Hitze und Durst.
Statt dieses verrückten Verlangens hatte sie Frieden und Trägheit gespürt, das Wohlgefühl genossen, seinen kräftigen Körper neben dem ihren zu spüren. Sie hatte wach gelegen und beobachtet, wie das Mondlicht über seinen nackten Oberkörper glitt. Die Schatten hatten seine Narbe ebenso umspielt wie seine perfekte Brust und seine Schultern.
Auch jetzt zog seine Schönheit sie in ihren Bann, als er am Heck auf sie wartete. Das Abendlicht umschmeichelte seine hochgewachsene Gestalt. Er trug wegen der Hitze nur eine Hose, was ihr nicht schlecht gefiel.
Ungeduldig winkte er sie zu sich, also riss sie sich aus ihrer Verzückung und ging zu ihm.
Er führte sie zu der Bank am Heck und setzte sie sanft hin, nahm neben ihr Platz, streckte sein langes Bein hinter ihr aus und zog sie in seine Arme. Dann nahm er eine Tasse Wasser vom Deck. Sie war aus Kupfer und bereits am Rand grün angelaufen, gleichzeitig jedoch von Tau überzogen. Ihr trockener Mund sehnte sich danach.
Christopher hielt ihr die Tasse an die Lippen. »Trink.«
Dieser Aufforderung hätte es nicht bedurft. Honoria öffnete den Mund, und er goss die kühle Flüssigkeit zwischen ihre Lippen. Hinreißendes, wunderbares Wasser! Es störte nicht im Geringsten, dass es ein wenig muffig und kupfern schmeckte.
Sie trank einen zweiten Schluck und spürte dem kühlen Nass nach, als es durch ihre Speiseröhre floss. Hätte man ihr zu Hause so etwas angeboten, hätte sie nur hochmütig abgelehnt. Sie bevorzugte Saft mit etwas Zucker und Zimt. Doch in diesem Moment kam ihr dieses abgestandene, laue Wasser absolut himmlisch vor.
Christopher beobachtete, wie sie trank. Seine Wimpern verhüllten seine Augen. Es überraschte sie, dass er ihr eine Extraportion zugestand. Christopher beharrte darauf, dass sich alle an die Regeln hielten, und verlangte sich selbst dabei viel härtere Mühsal ab.
Honoria nahm einen dritten Schluck, bevor sie es begriff. »Das ist deine Ration!«, stieß sie hervor.
»Ja, und ich kann damit verfahren, wie es mir beliebt.«
Sie verzog das Gesicht. »Du musst es
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