Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
aus.
Christopher sah ihr nur zu und genoss es, ihr endlich wieder so nahe zu sein, dass er ihr Lachen hörte.
*
Das gute Wetter – kaum Wolken, keine Stürme – veränderte sich, als sie nach Süden segelten. Es wurde drückend heiß. Die Männer zogen alles bis auf die Hosen aus. Die beiden Seeleute, die Christopher in Siam an Bord genommen hatte, trugen nur Lendenschurze, die ihre Geschlechtsteile verbargen, und sonst nichts. Manda hatte sich ein buntes Tuch um ihre Brüste geschlungen und trug dazu eine Hose. Ihre braune Haut schimmerte in der Sonne.
Selbst Honoria hatte immer weniger unter ihren Leinen- und Musselinkleidern an. Christopher fiel diese hinreißende Tatsache jedes Mal auf, wenn sie an Deck kam. Wenigstens war das eine kleine Entschädigung für die sengende Hitze.
Ihre Nase wurde erst leuchtend rot, dann schälte sich die Haut ab. Mrs. Colby versorgte sie mit einer Creme, und Honoria lief mit einem graugrünen Tupfer auf der Nase herum. Aber niemand lachte über sie. Stattdessen machte die stark nach Eukalyptus riechende Creme sehr rasch die Runde unter den anderen Seeleuten.
Christopher beobachtete die gleißende Sonne, die immer heißer vom Himmel brannte. Die Wolken wurden weniger und verschwanden schließlich ganz. Bis sich letztendlich, wie er es befürchtet hatte, auch der Wind vollkommen legte. Das Schiff wurde langsamer, bis es mit schlaffen Segeln nur noch dahindümpelte. Wie sehr sie es auch versuchten, sie fanden keine Brise.
Er befahl den Männern, unter Deck zu bleiben, damit sich so viele wie möglich vor der Sonne schützen konnten, obwohl es im Vordeck und den Kabinen genauso stickig war. Die Stimmung war gereizt, und das Wasser wurde knapp.
Christopher hatte schon früher mit Wassermangel zu tun gehabt. Die meisten Seeleute kannten das Problem. Er befahl sofort eine drastische Rationierung des Trinkwassers. Ein Becher pro Tag für jeden Mann und jede Frau, außer für die Kranken.
Zwei Dutzend Peitschenhiebe und Kürzung der Ration waren die Strafe für jeden, der Wasser stahl oder darum kämpfte. Auf einigen Schiffen stand darauf sogar die Todesstrafe. Wenn jemand deswegen starb, war für die anderen mehr Wasser übrig. Aber Christopher brauchte seine Mannschaft lebendig.
»Ein kranker Mann braucht mehr Wasser«, versuchte Honoria zu erklären.
»Ein kranker Mann schläft den ganzen Tag in seiner Hängematte«, konterte Christopher. »Während die anderen in der Hitze arbeiten. Also bekommt er weniger. Außerdem wird sich morgen früh die halbe Mannschaft krankmelden, wenn ich verkünde, dass Kranke mehr Wasser bekommen.«
Honoria wirkte nicht überzeugt.
Sie stritt mit ihm darüber, weil der junge Carew krank geworden war. Er hatte nicht die Pest, Gott sei Dank, oder die Cholera oder etwas anderes, was die Starcross zu einem Geisterschiff machen würde. Er hatte nur Fieber, von zu viel Arbeit und Sonne.
Honoria übernahm es, sich um ihn zu kümmern. Sie mochte Carew. Er hatte ihr gezeigt, wie man das Schiff steuerte und wie man erkannte, wann zusätzliche Segel gesetzt werden sollten oder der Wind gefährlich umschlug. Alles, ohne sie anzuschreien. Er war ein sehr geduldiger Lehrer, wofür sie ihm sehr dankbar war. Und jetzt war sie seine sanfte Krankenschwester, sehr zu Christophers Missfallen.
Als er sie deshalb tadelte, hatte sich Honoria innerhalb eines Herzschlages von der verführerischen Piratenbraut in die vornehme Südstaatenlady zurückverwandelt. »Du hast keinen Funken Mitgefühl im Leib, Christopher. Ich tue einfach nur meine Pflicht an jemandem, der weniger Glück hat als ich.«
»Er hat Schnupfen, keine Pocken!«, fuhr Christopher sie an. »Und deine Pflicht ist es, dich um mich zu kümmern!«
Sie warf ihm einen hochmütigen Blick zu. »Ich weiß, du wurdest ausgeraubt und abgeschlachtet, damals in China oder wo auch immer. Du tust uns allen sehr, sehr leid.« Sie schritt davon und weigerte sich den Rest des Tages, auch nur mit ihm zu reden.
Er rächte sich, indem er sie in dieser Nacht liebte, bis sie keuchend nach Luft rang und nicht mehr stehen konnte. Erst dann erlaubte er ihr, sich hinzulegen.
Es war die reinste Hölle, mit einer Frau verheiratet zu sein, die einfach das Prinzip von Gehorsam nicht verstehen konnte. Vermutlich hatte man ihr in ihrem vornehmen Elternhaus in Charleston niemals etwas abgeschlagen. Die hübsche einzige Tochter einer wohlhabenden Familie hatte Gehorsam befohlen, ihn aber nie selbst geleistet.
Christopher
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