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Die Seidenstickerin

Die Seidenstickerin

Titel: Die Seidenstickerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Küchenfee!«
    Mit einem Augenzwinkern bedankte sich Dame Bertille bei Alix, die sie ständig für ihre Haushaltsführung und für ihre gute Küche lobte. Und auch der alte Gauthier war wieder so selbstbewusst wie früher und erinnerte in nichts mehr an den gebrochenen Mann, den Alix vor der Weinschänke aufgesammelt hatte. Allerdings hatte er auch wieder zu seiner ruppigen Art zurückgefunden.
    Daran merkte man ganz deutlich, wie viel Temperament er noch besaß und dass er nicht wirklich lebensüberdrüssig war.
    Zu Alix war er aber immer freundlich, er widersprach ihr nicht und hätte sie auch nie vor den Kopf gestoßen. Ihr gegenüber war er grundsätzlich liebenswürdig und großzügig.
    Es kam schon vor, dass er eine andere Meinung vertrat als Jacquou, aber sie wurden sich immer schnell wieder einig. Weil sie beide intelligent waren, hielten sie sich nie lange mit überflüssigen Diskussionen auf. Die beiden Männer verstanden sich viel zu gut bei der Arbeit, als dass sie sich ernsthaft gestritten hätten.
    Und was das große Haus an der Place Foire-le-Roi betraf, so wiederholte der alte Meister Gauthier immer wieder, dass es ihnen zustand und sie es nach seinem Tod erben würden.
    In der Werkstatt arbeitete Gauthier für vier und kümmerte sich nicht darum, was die anderen machten. Das war ihm wichtig, damit er nicht auf den Gedanken kam, die Werkstatt zu leiten, was er schließlich lange genug getan hatte.
    Für den Webermeister Jacquou und seinen geschickten Vorarbeiter Arnold war er ja nur eine Aushilfe, aber was für eine! Er wusste es sehr wohl, schwieg aber und tat einfach seine Arbeit.
    »Der König bricht nach Italien auf, sobald es Winter wird. Dann werden wir mit unserer ›Jagd auf das Einhorn‹ fertig sein.«
    »Soll das etwa heißen, dass Ihr und Jacquou …«
    Der Maler fiel ihr ins Wort.
    »Ja, das soll heißen, dass wir mit der Armee des Königs reisen werden.«
    »Was für wunderbare Aussichten. Aber glaubt Ihr nicht, dass die Reise sehr gefährlich wird?«
    »Da mache ich mir gar keine Sorgen. Außerdem ist es eine ausgezeichnete Gelegenheit, Louis XII. kennen zu lernen«, meinte der Maler, ohne seine Genugtuung zu verhehlen.
    »Meint Ihr wirklich?«
    »Wenn der König erfährt, dass Künstler in seinem Gefolge mitreisen, will er mit Sicherheit ihre Bekanntschaft machen.«
    »Wie schade, dass ich nicht mitkommen kann!«, murmelte Alix, tröstete sich dann aber mit dem Gedanken, dass jede Generation ihren eigenen König hat. Ihr Zeitalter war nun einmal das von Louise und Marguerite, und ihr König sollte eines Tages der kleine François sein.

Die Abenteuer der Seidenstickerin Alix gehen weiter. Lesen Sie hier den Anfang des nächsten Bandes.
     

1
     
    Seit Jacquous Abreise verging die Zeit für Alix wie im Flug. Vor lauter Arbeit wusste sie kaum noch, wo ihr der Kopf stand. Maître Jacques Cassex und seine Frau waren nämlich dabei, sich unter den Teppichwebern von Tours einen Namen zu machen, während Pierre de Coëtivy dieser Stadt anscheinend für immer den Rücken gekehrt hatte.
    In der Werkstatt mussten sie ihr Arbeitstempo steigern, um die »Jagd auf das Einhorn« zum verabredeten Termin fertig zu stellen. Dann hatte der Vogt von Chartres, als er anlässlich des großen Jahrmarkts in Tours ihrer Werkstatt einen Besuch abstattete, mehrere Wandteppiche bestellt, die der Künstler Van Orley malen sollte, der sich gerade in Tours aufhielt.
    Der Maler und Jacquou waren an einem Wintermorgen im Gefolge des Königs aufgebrochen, voller Hoffnung und gegenseitiger Zuneigung, die während der langen Reise noch zunahm. Seither leitete Alix die Werkstatt mit dem Mut und der Tatkraft, die man von ihr kannte.
    Nachdem die »Jagd auf das Einhorn« an Seigneur de La Tournelle ausgeliefert worden war, konnte sie sich jetzt an den Auftrag für den Vogt von Chartres machen.
    Ein kalter, trockener Winter kündigte sich an. Sobald Alix frühmorgens die Werkstatt öffnete, wurden Kerzen und Fackeln um die Webstühle herum angezündet. Manchmal mussten die Weber allergrößtes Geschick beweisen, damit die Schatten, die ständig um die Lichtquellen flackerten, sie nicht bei der Arbeit störten.
    Arnold und seine Frau waren beide Meister und konnten auch unter schwierigsten Bedingungen arbeiten, aber Mathias und Florine hatten noch viel zu lernen. Weder Hitze noch Kälte, weder Dunkelheit noch Müdigkeit durften sie aufhalten, wenn sie eines Tages zu den erfahrenen Webern gehören wollten, wie es der Plan

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