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Die Seidenweberin: Roman (German Edition)

Die Seidenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seidenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Niehaus
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Gesicht, und er bewegte unruhig im Schlaf seine Hände, scharrte mit den Füßen und murmelte Unverständliches.
    Erschreckt versuchte Fygen, ihn wach zu rütteln, doch ihre Bemühungen zeigten keine Wirkung. Besorgt wand sie sich unter seinem großen Körper hervor, kletterte aus der Koje und rieb sich den kribbelnden Arm, der unter Peters Gewicht taub geworden war. Wieder schüttelte sie Peter, doch seine ganze Reaktion bestand darin, ein Auge zu öffnen und sofort wieder zu schließen, ohne sie recht wahrgenommen zu haben. Angst überkam Fygen, fürchterliche Angst. Peters Atem ging langsam, schwer und rasselnd. Rasch kleidete sie sich an und hastete an Deck, um kurz darauf mit einer Schüssel kalten Meerwassers und ein paar Tüchern zurückzukehren. Immer wieder legte sie feuchte Lappen auf Peters heiße Haut, nahm die warmen Tücher ab, um sie wieder in kaltes Wasser zu tauchen und ihm erneut aufzulegen. Stunde um Stunde kämpfte sie verbissen gegen das Fieber an. Stunden, in denen sie haderte. Das Schicksal konnte nicht so grausam sein, ihr Peter wieder wegzunehmen, jetzt wo sie ihn gerade wiedergefunden hatte.
    Das Fieber sank so überraschend, wie es gekommen war, und machte der Kälte Platz. Peter fror. Sein Körper zitterte und schlotterte, seine Zähne schlugen aufeinander, dass er Fygen entsetzlich leidtat. Wieder stob sie los, um schwere wollene Decken herbeizuschaffen, die sie über ihm auftürmte. Doch der Schüttelfrost hatte ihn hartnäckig im Griff, und so blieb ihr nichts übrig, als sich selbst zu entkleiden, zu ihm unter die Decken zu schlüpfen und ihn mit ihrem eigenen Körper zu wärmen wie eine Katzenmutter ihr Junges.
    In ihrer zweiten Nacht auf See verlor Fygen beinahe alle Hoffnung. Abwechselnd fieberte Peter und redete wirr oder fror schrecklich. Doch dann lag er nur mehr still und schwach da, fast regungslos. In Ermangelung eines Geistlichen an Bord hatte der Kapitän ein Gebet über dem Kranken gesprochen, seine Seele dem Herrn befohlen und das Kreuz über ihn geschlagen. Fygen kniete neben seiner Koje und betete so inbrünstig, wie sie es noch nie getan hatte.
    Endlich hatten sie den Hafen von Dordrecht erreicht. Mit Hilfe eines Karrens schafften Eckert und Fygen den Schwerkranken in die Herberge am großen Markt, wo sie der kahlköpfige Gastwirt mit einem Redeschwall begrüßte und ihnen sofort seine bequemste Kammer zur Verfügung stellte. An eine Weiterreise war vorerst nicht zu denken.
    Tagelang war Peter ohne Bewusstsein. Das Fieber war gewichen und hatte seinen Körper schwach und ausgezehrt zurückgelassen. Kaum konnte Fygen ihm ein wenig Wasser oder ein paar Löffel der starken Brühe einflößen, die der Gastwirt jeden Mittag frisch für Peter bereitete. Und so musste sie hilflos mit ansehen, wie er zusehends schwächer wurde.
    Eckert war ein Mann der Tat. Das Warten in Dordrecht machte ihn nervös und verdrießlich, und sein unruhiges Hin- und Herlaufen fiel Fygen zusätzlich auf die Nerven. Ohnehin war es an der Zeit, dass jemand sich um Haus und Geschäft kümmerte. In Köln wäre Eckert weit mehr von Nutzen als hier. Und so war er mehr als erleichtert, als Fygen ihm eines Morgens nahelegte, auf dem nächsten Schiff, das den Rhein hinauffuhr, nach Köln zurückzukehren. Sie selbst würde so lange in Dordrecht bleiben, bis Peter wiederhergestellt und in der Lage wäre, nach Hause zu reisen, oder aber … Sie weigerte sich schlichtweg, diesen Gedanken zu Ende zu denken.

    Abwesend saß Fygen am Fenster und blickte schwermütig auf das muntere Treiben auf dem Marktplatz hinab. Sah, wie unter lautem Rufen große Fuhren Holz auf schwerfälligen Karren weggeschoben und mächtige Getreidesäcke auf Ochsengespanne verladen wurden.
    »Könnte ich etwas Wasser bekommen?«
    Fygens Kopf flog herum. Das war Peters Stimme. Krächzend zwar, aber recht klar und deutlich vernehmbar. Er war wach. Mit zwei Schritten war sie an seinem Bett. Seine Augen blickten klar. Peter hatte das Bewusstsein wiedererlangt. Dem Himmel und allen Heiligen sei Dank!
    Vorsichtig stützte sie ihm den Rücken und hob einen Wasserbecher an seine rissigen, ausgetrockneten Lippen. Dabei musste sie das Gesicht abwenden, damit er nicht die Tränen der Rührung erblickte, die ihr unter den langen Wimpern hervorquollen.
    Von da an besserte sich Peters Zustand. Langsam zwar, denn er war völlig entkräftet, doch jeden Tag ein Stückchen mehr. Nach einer Woche war er so weit, dass er bei den Mahlzeiten den Löffel selbst

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