Die Seilschaft
beseitigt.»
«Nun, nicht ganz», widersprach Sabine. «Ihr Skelett ist ja noch übrig.»
«Richtig. Fragt sich nur, ob das so geplant war.»
«Wie meinst du das?»
«Wenn wir schon so einen kreativen Mörder haben, der eine Leiche bis auf die Knochen entsorgen kann, dann fragt man sich doch, wieso er das Skelett zurückgelassen hat?Eigentlich wäre davon auszugehen, dass er auch die Knochen auf Nimmerwiedersehen verschwinden lässt. So hätte er ganze Arbeit geleistet und uns vor ein noch größeres Rätsel gestellt, beziehungsweise hätte er es gar nicht zu einer Mordermittlung kommen lassen. Petra Bauer wäre damit auf Lebenszeit vermisst geblieben.»
«Hast du schon daran gedacht, dass der Mörder mit der Beseitigung der Leiche vielleicht noch gar nicht fertig war?»
«Du meinst, das Laugenbad war nur der erste Schritt?»
Sabine nickte. «Danach sieht es doch aus, oder? Bloße Knochen sind leichter zu entsorgen als ein kompletter Körper. Ich habe im Internet mal nachgeschaut. Dort steht, dass das menschliche Skelett nur einen Anteil von zwölf Prozent am Körpergewicht hat. Auf Petra Bauer übertragen, hätte sich der Mörder also nur um sechs Kilogramm Knochen kümmern müssen, handlich verpackt in einer Tasche oder einer Tüte.»
«Aber das Skelett besteht aus über zweihundert Knochen. Große, kleine, lange und kurze. Die muss er schon gut verteilen, damit wir sie nicht wieder zusammensetzen können.»
«Wer spricht von verteilen?» Sabine schüttelte verwundert den Kopf. «Große Knochen werden zerschlagen, und die kleinen gehen in den Abfall. Das ist eine saubere und endgültige Lösung.»
Wie pragmatisch Frauen doch sein können, dachte Kilian.
Schneider kam zur Tür herein. Auch er roch den frischen Kaffee. «Kann ich auch einen haben?»
«Setz dich», antwortete Sabine, «ich hol dir eine Tasse.»
Kilian legte den Bericht des Anthropologen zur Seite.
«Was gibt es Neues?»
Dem besorgten Gesicht Schneiders nach zu urteilen, waren es keine guten Nachrichten.
«Ich habe nun mit allen gesprochen, die auf der Liste standen. Unter ihnen hat niemand auffällig reagiert, wennich sie nach der Waldhütte befragt habe. Sie haben gefeiert, aufgeräumt und den Schlüssel wieder zurückgebracht. Dabei ging er von Hand zu Hand. Der eine brachte das Essen, der andere das Bier und der dritte Bänke und Tische. Unmöglich, da jemand Bestimmtes herauszupicken.»
«Bist du mit den Schlüsseldiensten weitergekommen?»
«Alle in Würzburg ansässigen habe ich durch. Keiner will so ein altes Ding gesehen haben, und schon gar nicht den unsrigen.»
«Und in den Nachbargemeinden?»
«So weit bin ich noch nicht. Es war ohnehin eine Sisyphusarbeit, die Würzburger abzuklappern.»
Sabine kam wieder ins Zimmer und reichte ihm eine Tasse.
«Und wenn der Schlüssel vielleicht ganz woanders nachgemacht wurde?»
Schneider nickte. «Dann können wird das sowieso vergessen.»
Doch Kilian wollte nicht so schnell aufgeben.
«Besorg dir die Gelben Seiten und schicke jedem Schlüsseldienst eine E-Mail mit dem Bild des Schlüssels. Irgendwo muss das Ding doch aufgetaucht sein.»
«Das dauert Jahre», entgegnete Schneider.
«Nicht, wenn wir die Adressen in einer Datenbank haben», korrigierte Sabine. «Dann gehen die Mails innerhalb von ein paar Minuten raus.»
«Gute Idee», sagte Kilian. «Die Gelben Seiten gibt es doch auch auf CD, oder?»
«Schon so gut wie erledigt», antwortete Sabine, «ich habe eine da.»
«Was mache ich dann?», wollte Schneider wissen.
«Du überprüfst noch einmal den Familien- und Freundeskreis von Petra Bauer. Vielleicht haben wir etwas übersehen.»
«Aber das habe ich doch schon alles gemacht.»
«Wir müssen sichergehen, dass der Mörder nicht in der Familie oder unter den Freunden zu finden ist. Befrag sie dieses Mal unter der Maßgabe von Petras politischen Ambitionen. Von wem glaubte sie profitieren zu können, wer hat sie gefördert und so weiter. Irgendwer muss etwas wissen. Petra Bauer hat sich bestimmt jemandem anvertraut. Und den müssen wir finden.»
Missmutig trank Schneider seine Tasse leer.
«Was macht eigentlich der Schorsch?», fragte er unvermittelt.
«Was meinst du?»
«Na, woran arbeitet er? Es wäre ja dumm, wenn sich unsere Ermittlungen überschneiden.»
Womit war Heinlein heute offiziell beschäftigt?
Erneut lag ihm der auswärtige Termin auf der Zunge. Sabine jedoch war nicht nur schneller, sondern auch einfallsreicher als er.
«Der Schorsch ist zur
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