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Die Seilschaft

Die Seilschaft

Titel: Die Seilschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Rezeptionist hatte nicht übertrieben. Das Zimmer war einfach, eng und ungemütlich. Länger als eine Nacht wollte man sich hier wirklich nicht freiwillig aufhalten. Doch einen Vorzug hatte es. Das winzige Gaubenfenster ging zum Hof mit Sicht auf das Gästehaus. Von hier aus hatte Kilian alles im Blick. Er musste nur abwarten und im richtigen Moment die Treppe hinuntereilen.
    Er betete darum, dass dieser Moment bald kam. Der Boden war hart, und seine Wunde schmerzte.

30
    Das Aufheulen eines Motors ließ Kilian aufschrecken.
    Er war am Gaubenfenster eingeschlafen. Sein Rücken schmerzte, und für einen Moment war er wie gelähmt. Doch als er das einzig erleuchtete Fenster am Gästehaus sah, hinter dem Ute Mayer und Reiner Schachtner stritten, war er hellwach.
    Es musste mitten in der Nacht sein. Bis ein Uhr hatte er durchgehalten, dann zwang ihn die Müdigkeit in den Schlaf. Er erhob sich und stand unsicher auf den Beinen.
    Nur nicht schlappmachen, jetzt galt es. Die Treppe hinunter, hinaus zur Tür, quer über den Hof. Da stand ein Motorrad zwischen den Nobellimousinen und dem Tourbus. Vor ein paar Stunden war es noch nicht da gewesen. Offenbar ein später Gast in dieser Wildnis.
    Oben im zweiten Stock ging etwas zu Bruch. Schachtner brüllte, eine Tür schlug zu.
    Kilian nahm zwei Stufen auf einmal die Treppe hinauf. Seine Seite schmerzte, er biss sich auf die Lippen. Im zweiten Stock angekommen, kam ihm Ute Mayer entgegen.
    «Sind Sie noch immer hier?», rief sie ihm aufgebracht zu.
    «Wo ist Schachtner?», fragte Kilian atemlos.
    Sie trug etwas in der Hand. Eine Akte.
    «Wo soll er schon sein? In seinem Zimmer natürlich.»
    «Was ist passiert?»
    Sie antwortete nicht und ging an ihm vorbei. Er hielt sie fest.
    «Was ist passiert?», wiederholte er.
    «Die Sache hat System», giftete sie ihn an. «Schon vergessen?»
    «Was haben Sie da in der Hand?»
    «Etwas, das Sie nichts angeht.»
    «Das tut es sehr wohl.»
    Er nahm ihr die Akte aus der Hand und öffnete sie. Doch statt des erhofften Beweismaterials starrte er in einen leeren Umschlag.
    «Wo   …?»
    Ute Mayer grinste ihn mitleidig an. «Sie kommen zu spät.»
    Kilian hastete zur Tür und stieß sie auf. Schachtner saß auf dem Bett, vornübergebeugt. Zu seinen Füßen lag ein Bündel Papiere, achtlos verstreut. Er schluchzte.
    Kilian näherte sich ihm.
    «Geht es Ihnen gut, Herr Schachtner?»
    Er blickte auf. Sein Gesicht offenbarte Verzweiflung und Resignation zugleich.
    «Diese Hexe will mich zerstören.»
    «Womit? Was hat sie getan?»
    Schachtner zeigte auf die Papiere vor ihm.
    «Damit.»
    Kilian nahm ein paar Seiten auf. Auf den ersten Blick sah es nach einem Sitzungsprotokoll aus. Er las Schachtners Namen, auch Werner Schwerdt war mit von der Partie und noch ein paar andere, deren Namen er schon mal gehört hatte, aber nicht zuordnen konnte.
    «Was ist das?»
    «Das Protokoll eines Treffens in Garching bei München.»
    «Was besagt es?»
    «Es legt fest, wie vorzugehen ist, falls wir nicht die erforderliche Mehrheit erringen.»
    Kilian konnte sich keinen rechten Reim darauf machen.
    «Was ist daran so außergewöhnlich?»
    «Wer im Falle eines Falles Parteivorsitzender wird.»
    «Ist das nicht gewöhnlich der Ministerpräsident?»
    Schachtner blickte auf.
    «Auf jeden Fall nicht der amtierende.»
    «Sie haben also bereits die Nachfolge bestimmt, während der jetzige noch in Amt und Würden ist?»
    Schachtner nickte.
    «Zumindest hat jeder, der in diesem Protokoll auftaucht, sich klar gegen ihn ausgesprochen, falls wir es nicht schaffen.»
    «Und wenn doch?»
    Schachtner schaute ihn fragend an.
    «Was glauben Sie, was passiert, wenn diese Papiere in die falschen Hände kommen oder gar auf dem Schreibtisch des Ministerpräsidenten landen?»
    Kilian blätterte weiter. Er stieß auf fotokopierte Rechnungen eines Clubs namens Sunshine in Berlin, einer Bar Chérie in Wien, einer Masseuse Lin in Hamburg und so weiter. Sie alle trugen Schachtners Unterschrift.
    Schließlich fiel ihm ein Kreditvertrag über zwei Millionen Euro zu einem Zinssatz von eins Komma fünf Prozent in die Hände. Diese konkurrenzlosen Konditionen waren dem Aufsichtsratsmitglied Schachtner zugebilligt worden. Hatte dieselbe Bank nicht erst kürzlich Milliardenzuschüsse erhalten, reihenweise Filialen geschlossen und Mitarbeiter entlassen, um die verspekulierten Verluste aufzufangen?
    «Haben Sie diese Unterlagen von Ute Mayer bekommen?», fragte Kilian.
    Schachtner nickte.
    «Weiß

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