Die Seilschaft
zuvor einen Blick hineinwerfe.»
«Wieso das?»
«Schließlich muss ich mich zu den Umständen des Todes des Landesgruppenchefs äußern können.»
«Reicht dafür mein Bericht nicht aus? Außerdem ist das doch Sache der Kollegen in Aschaffenburg.»
«Ja, sicher. Wir haben bereits telefoniert und uns darauf verständigt, dass wir das über das Präsidium in Würzburg laufen lassen.»
«Dann will die Polizeipräsidentin also Einblick in Schachtners Akte haben?»
Klein wurde ungehalten. «Mensch, Kilian, jetzt stellen Sie sich nicht so begriffsstutzig. Ich soll die Stellungnahme für die Polizeipräsidentin vorbereiten.»
Natürlich, das war Kleins Job. Allerdings war Kilian noch immer nicht klar, wofür er dann Schachtners dubiose Akte benötigte. Sie war der Auslöser der Tat, sicher, aber mehr auch nicht.
«Und wenn Sie schon dabei sind», sprach Klein weiter, «dann möchte ich auch das Band haben, auf dem Ute Mayer zu hören ist.»
«Sie meinen, das von der Wahlkampfveranstaltung auf dem Unteren Markt?»
Klein nickte. «Das Originalband, bitte, und alle davon angefertigten Kopien.»
Jetzt wurde die Sache klar. Ute Mayers gute Kontakte sorgten gerade dafür, dass sie wieder eine weiße Weste erhielt. Niemand durfte gegen sie etwas in der Hand haben.
Kilian zollte ihr stillschweigend Respekt. In wenigen Stunden hatte sie es verstanden, an den richtigen Strippen zu ziehen, um sich aus der Schusslinie zu bringen. Sogar Klein hatte in ihrem kleinen Marionettentheater eine Rolle erhalten – die des Wachtmeisters Dimpelmoser, der tapsig und flapsig auf Räuberjagd geschickt wurde.
Kilian wurde das allmählich zu viel.
«Werner Schwerdt ist seit gestern Abend verschwunden.»
Anstatt Interesse an seinem Duz-Freund zu zeigen, blieb Klein gelassen.
«Liegt denn etwas gegen ihn vor?»
«Er hat Schachtner kurz vor seinem Tod getroffen.»
«Damit war er wahrscheinlich nicht der Einzige.»
«… und sein Aufenthalt zum Zeitpunkt von Schachtners Tod ist auch nicht geklärt.»
«Ist das wichtig?»
«Ja, es gab nämlich noch eine dritte beteiligte Person am Tod von Schachtner.»
Nun hatte er Kleins Aufmerksamkeit.
«Wen?»
«Ich konnte sie nicht erkennen, aber sie hat mich daran gehindert, Schachtner vor dem Freitod zu bewahren. Damit wird aus Selbstmord vorsätzliche Tötung.»
«Sie verdächtigen Werner Schwerdt?»
«Ich kann es nicht ausschließen. Dazu muss ich aber mit ihm sprechen. Wissen Sie, wo er sich aufhält?»
Klein reagierte verärgert.
«Wie kommen Sie darauf? Ich habe nichts mit ihm zu schaffen.»
Ich will nichts mehr mit ihm zu schaffen haben,
sollte es wohl richtig heißen.
«Was mache ich jetzt?», fragte Kilian. «Lasse ich ihn nun suchen oder nicht?»
«Ihre Entscheidung», entgegnete Klein lapidar. «Wenn Sie ihn für die dritte Person halten, nur zu.»
Sie waren an ihren Autos angekommen. Bevor Klein einstieg, erinnerte er Kilian an seine Aufgabe.
«Ich erwarte die Akte und das Band in einer Stunde auf meinem Schreibtisch.»
Auf dem Weg in die Kriminalinspektion kämpfte Kilian mit sich, ob er Klein geben sollte, wonach er verlangte. Was auch immer da im Hintergrund lief, er war nicht gewillt, den Handlanger für finstere Geschäfte zu spielen. Er würde sich absichern, um selbst ein Pfund in der Hand zu haben, sollte er in die Schusslinie geraten.
Und Ute Mayers Schuld war kein schlechter Anfang.
«Wie ist es gelaufen?», fragte Sabine aufgeregt, als er ins Büro kam.
«Einfacher, als ich dachte. Der Alte war mehr daran interessiert, dass wir keinen Wind um Schorschs Erkrankung machen, als dass wir uns mit dem psychologischen Dienst in Verbindung setzen. Er redete von Teamgeist, meinte aber nur Klappehalten.»
«Das sieht ihm ähnlich. Aber wenigstens hat das Versteckspiel nun ein Ende.»
«Da bin ich mir nicht so sicher.»
«Was meinst du damit?»
Kilian erzählte von den Vorkommnissen der vergangenen Nacht und dem Gespräch mit Klein.
«Glaubst du, er hängt da mit drin?», fragte Sabine.
«Ich weiß langsam überhaupt nicht mehr, was ich glauben soll. Gestern war Schwerdt noch sein Duz-Freund, und heute lässt er ihn wie eine heiße Kartoffel fallen. Auffällig ist, wie sehr er um Ute Mayers Wohlergehen bemüht ist.»
Er reichte Sabine das Band und Schachtners Akte.
«Bevor du ihm das übergibst, fertige eine Kopie an und erzähl niemandem davon. Ich brauch etwas in der Hinterhand, wenn es schmutzig wird.»
Sabine nahm es entgegen.
«Wir mussten Lutz
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