Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seilschaft

Die Seilschaft

Titel: Die Seilschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
Vom Netzwerk:
sprechen möchte.»
    «Ich bin keineswegs an ihrer sexuellen Ausrichtung interessiert.»
    «Darum geht es nicht», widersprach Ute Mayer.
    «Worum dann?»
    «Es ist die widerrechtliche Aufzeichnung eines Gesprächs zwischen mir und dem ehemaligen Staatsminister für Finanzen.»
    «Dem ehemaligen?»
    «Ja.»
    Nun also zeigte sich ein weiteres Gesicht dieses seltsamen Clubs. Kilian war gespannt, wer noch auftauchen würde.
    «Wer hat die Aufzeichnung gemacht?»
    «Alle Gespräche, die ich von meinem Handy aus tätige, werden verschlüsselt. Der Einzige, der über die notwendige Technik verfügt, um ein verschlüsseltes Gespräch zu entschlüsseln, ist der Bundesnachrichtendienst.»
    Eine offizielle Abhörerlaubnis war nicht so leicht zu bekommen, wenn es stimmte, was sie sagte. Folglich musste der BND auf eigene Faust gearbeitet haben. Gab es nun plötzlich einen dritten Mitspieler, oder steckte die Staatskanzlei dahinter?
    «Das heißt, Sie wurden abgehört.»
    «Ich nehme es an.»
    «Wer sollte dies veranlasst haben?»
    «Gute Frage. Das wüsste ich auch gern.»
    Kilian verkniff sich ein Schmunzeln. Die Situation hatte etwas Komisches an sich – die Erpresser wurden nun selbst erpresst.
    «Ich erhielt ähnliche Post», fügte Sandra Wagner hinzu.
    Sie holte vom Nachtschränkchen eine Akte und legte sie auf den Tisch.
    «Allerdings lag sie nicht vor meiner Tür, sondern auf meinem Bett.»
    «Es war jemand in Ihrem Zimmer?»
    «Ich war im Badezimmer und habe geduscht. Als ich zurückkam, lag sie da.»
    «War die Tür nicht abgeschlossen?»
    «Ich habe nicht darauf geachtet.»
    Konnte das stimmen? Eine Frau, die duschte, schloss nicht ab?
    «Um welches Material handelt es sich bei Ihnen?», fragte Kilian.
    «Über die Jahre häufen sich nicht nur Erfolge an, sondern auch Fehler, Versäumnisse und Irrtümer», antwortete Sandra Wagner. «Jemand muss sehr tief gegraben haben, um diesen Dreck ans Tageslicht zu zerren. Vor allem musste er wissen, wo er zu graben hatte. Schließlich liegen diese Dokumente nicht frei herum.»
    «Haben Sie jemanden in Verdacht?»
    «Nicht direkt. Es kommen aber nur wenige Personen dafür in Betracht.»
    «Wie zum Beispiel?»
    «Werner Schwerdt. Er hat die Verbindungen, einen guten Grund und die dafür notwendige Intelligenz.»
    «So wie Reiner Schachtner?»
    Ute Mayer lachte bitter.
    «Nein, nicht wie Reiner. Er war dumm wie Bohnenstroh. Alles, was er je zustande gebracht hat, hat er mit Sitzfleisch erreicht, nicht mit Grips. Man musste ihn nur vor einen Karren spannen und ihm einflößen, dass er auf dem richtigen Weg sei, und schon lief er los. Unermüdlich. Er war ein braver Parteisoldat. Irgendwann hat er dann seinen Posten bekommen, und gut war’s. Fragen hat er nie gestellt.»
    «Apropos Werner Schwerdt», sagte Kilian und richtete die Frage an beide. «Sie wissen nicht zufällig, wo er sich zurzeit aufhält?»
    «Er wird in seinem Zimmer sein», antwortete Ute Mayer lakonisch, «seinen Rausch ausschlafen.»
    Kilian wandte sich an Sandra Wagner.
    «Und Sie?»
    «Keine Ahnung. Ich bin nicht sein Kindermädchen.»
    «Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?»
    «Als ich vorhin mit Ihnen in der Jägerklause zusammengesessen bin», antwortete Ute Mayer.
    «Danach nicht mehr?»
    «Nein.»
    «Auch nicht, als Sie Reiner Schachtner mit der Akte aufgesucht haben?»
    «Reiner war allein in seinem Zimmer.»
    «Wo war Werner Schwerdt zu dieser Zeit?»
    «Woher soll ich das wissen? Wahrscheinlich an der Hotelbar.»
    Kilian blickte zu Sandra Wagner.
    «Wann haben Sie Werner Schwerdt das letzte Mal gesehen?»
    Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich ihn von meinem Fenster aus über den Hof streichen sehen.»
    «Wann war das?»
    «Gestern Abend, kurz vor neun Uhr.»
    «Wo ging er hin?»
    «Ins Gästehaus, nehme ich an. Ich habe ihn nur von hinten gesehen.»
    «Wenn er zum Gästehaus ging, muss er aus dem Hotel gekommen sein. Irgendeine Ahnung, wen er hier getroffen haben könnte?»
    «Fragen Sie besser den Barmann.»
    «Er hat nicht zufällig an Ihre Tür geklopft?»
    Sandra Wagner grinste höhnisch.
    «Werner? An meine Tür? Sie träumen.»
    «Oder war er an Ihrer Tür?», fragte Kilian Ute Mayer.
    «Bestimmt nicht.»
    «Ich meine, so unter Cousin und Cousine   …»
    Treffer. Ute Mayer rang um Selbstbeherrschung.
    «Wer hat Ihnen das gesteckt?»
    «Es war nicht schwer herauszufinden», erwiderte Schneider. «Ihre beiden Familien haben in der Geschichte der Partei eine wesentliche Rolle gespielt. Sie

Weitere Kostenlose Bücher