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Die Seilschaft

Die Seilschaft

Titel: Die Seilschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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aufgeführt.
    Wo versteckte sich nun Herr oder Frau Glück?
    Kilian klickte sich durch das Organigramm, erfolglos, wie sich zeigte. Nirgends fand er einen Glück.
    Hatte er sich vergaloppiert?
    Ein Name fiel ihm ins Auge. Dr.   Georg Lück. Er wählte die Nummer und ließ sich mit ihm verbinden.
    «Lück.»
    «Jo Kilian, Kripo Würzburg. Ich   …»
    Der Mann ließ ihn nicht weitersprechen.
    «Geben Sie mir die PIN Ihres Handys. Sie erhalten in den nächsten Minuten zwei Anrufe. Nehmen Sie nur das zweite Gespräch entgegen. Bis gleich.»
    Kilian folgte der Anweisung. Den ersten Anruf nahm er nur wahr, weil sich auf dem Display etwas tat. Offenbar geschah etwas mit seinem Handy.
    Dann der zweite Anruf.
    «Kilian.»
    «Entschuldigen Sie die Vorsichtsmaßnahme», sagte Lück. «Ich musste erst eine Verschlüsselungssoftware auf Ihrem Handy installieren. Wir können jetzt sprechen.»
    Wenn es so leicht war, ein Handy zu manipulieren, wunderte Kilian gar nichts mehr.
    «Peter hat mit Ihnen gesprochen?», fragte Kilian.
    «Ja.»
    Gut, das ersparte ihm eine lange Erklärung.
    «Wieso tat er so geheimnisvoll bei einer einfachen Anfrage, ob das Handy einer gewissen Ute Mayer abgehört wird oder nicht?»
    «Weil es offiziell nicht geschieht.»
    «Aber inoffiziell.»
    «Richtig.»
    «In wessen Auftrag?»
    «Das macht die Sache so heikel. Peter hat mir versprochen, dass die Information unter uns bleibt.»
    Kilian versicherte es ihm.
    «Vor einem halben Jahr hat es begonnen», fuhr Lück fort. «Der Auftrag kam vom Verfassungsschutz, allerdings nicht offiziell.»
    «Wie habe ich das zu verstehen?»
    «Jemand handelte ohne amtliche Erlaubnis. Er ordnete die Überwachung mehrerer Telefonnummern an und bestand auf striktes Stillschweigen, auch seinen Vorgesetzten gegenüber.»
    «Gleich mehrere Nummern wurden überwacht?»
    «Ja.»
    «Welche befinden sich darunter?»
    «Unter anderem die Nummer einer gewissen Sandra Wagner – der neuen Generalsekretärin der Partei in Bayern.»
    «Haben Sie sich darauf eingelassen?»
    «Notgedrungen.»
    «Warum?»
    «Weil ich einen weiteren Anruf erhalten habe.»
    «Wer hat Sie angerufen?»
    «Das kann ich Ihnen nicht sagen, nur so viel: Die Person stand dem Innenministerium bereits einmal vor.»
    «Sie meinen, ein ehemaliger Staatsminister hat die Überprüfung veranlasst?»
    «Ja.»
    Ein Ehemaliger bespitzelte Ute Mayer, Sandra Wagner und andere. Stellte sich nur die Frage, ob der ominöse Auftraggeber auch Teil des Netzwerks war. Wenn ja, dann hatte Ute Mayer einen Verräter in den eigenen Reihen.
    Schwerdts ausladende Netzwerkerklärung vor ein paar Tagen fiel ihm ein. Er hatte behauptet, dass ein Knotenpunkt auch mit einem anderen Netzwerk verbunden sein kann.
    «Ich hatte eine Abschrift eines dieser abgehörten Telefonate in den Händen», sagte Kilian.
    «Das habe ich befürchtet», antwortete Lück.
    «Warum?»
    «Solche Aufträge bergen immer ein großes Sicherheitsrisiko, besonders wenn ich meine Ergebnisse mit einer Privatperson teilen muss.»
    Kilian stutzte.
    «Um wen handelt es sich?»
    «Ich habe keinen Namen, sondern nur eine Adresse mit einem Kürzel.»
    «Wie lautet die Adresse?»
    Kilian staunte nicht schlecht, als Lück die Adresse des Parteibüros in Würzburg nannte.
    Und das Kürzel HM.

34
    Kilian erinnerte sich an den Eintrag in Ute Mayers Terminkalender.
    Freitag, MP in SW. HM Dossier fertig.
    Darunter war in roter Farbe der Buchstabe V mit einem Ausrufezeichen hervorgehoben.
    Bisher hatte er nur das Kürzel SW zuordnen können. Es handelte sich wahrscheinlich um Schweinfurt. Bei MP und HM hatte er Personen oder Gruppierungen angenommen.
    Nach dem Telefonat mit Lück vom Fraunhofer-Institut verdichtete sich nun diese Annahme. HM war eine Person, und sie war im Parteibüro der Würzburger Gruppe zu finden.
    Die einzige Person, von der er wusste und auf die die Abkürzung zutraf, war Hilde Michalik, Ute Mayers Sekretärin.
    Hatte Hilde Michalik ihre Chefin ausspionieren lassen?
    Wie sollte das möglich sein? Sie war, nach all dem, was er von ihr wusste, eine einfache Sekretärin – langgedient und treu ergeben, ja, aber war sie auch einflussreich genug, um eine geheime Überprüfung von Ute Mayer und Sandra Wagner in Auftrag zu geben?
    Kaum vorstellbar.
    Und außerdem: Warum sollte sie das tun? Sie kannte doch alle Termine, Gespräche und Planungen, in die Ute Mayer eingebunden war.
    Hier lief offenbar ein ganz anderes Spiel – eines, das alle bisherigen Erkenntnisse

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