Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sekte der Engel: Roman (German Edition)

Die Sekte der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Die Sekte der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
war’s.»
    Diese Hure wollte sich über ihn lustig machen! Nur mit Mühe konnte Don Anselmo sich zurückhalten, um ihr nicht in den Bauch zu treten.
    «Hure!»
    Und dann zu Catarina:
    «Morgen früh will ich ’Ngilino bei mir sehen!»
    Er drehte sich um, ging die Treppe hinunter und stieg in die Kutsche.
    «Wo bin ich?»
    Das waren die ersten Worte, die der Junge sagte, als er die Augen aufschlug und auf dem Stuhl neben dem Bett jemanden sah, der ihm bekannt vorkam.
    «Bei Freunden.»
    «Seit wann bin ich krank?»
    Krank? Vielleicht erinnerte er sich nicht mehr an das, was ihm passiert war.
    «Moment», sagte Stefano. Und er rief:
    «Onkel, kommt rauf! Der Junge ist aufgewacht!»
    Teresi nahm zwei Stufen auf einmal.
    «Seit wann bin ich krank?», fragte der Junge den neu Hinzugekommenen.
    «Seit ein paar Tagen», gab Teresi vage zur Antwort.
    «Ist meine Mutter benachrichtigt worden?»
    «Mein Sohn», sagte der Anwalt, «wir haben dich auf der Straße gefunden.»
    Er hielt es für besser, ihm die Geschichte mit dem Sack zu ersparen. Und fuhr fort:
    «Und in deinen Taschen haben wir weder Papiere noch Geld gefunden. Wie hätten wir also deine Mutter benachrichtigen sollen?»
    «Ich heiße Luigi Chiarapane und wohne in Salsetto in dem Palazzo neben dem Rathaus.»
    «Ich kümmere mich sofort darum», sagte der Anwalt.
    «Was ist denn mit mir passiert?»
    «Keine Ahnung», sagte Teresi. «Aber streng dich mit dem Erinnern nicht zu sehr an, es wird dir sicher noch einfallen. Du hast schon genug geredet. Schlaf jetzt weiter.»
    Er schloss das Fenster und ging nach unten in sein Arbeitszimmer.
    «Ich nehme das Pferd. In einer Stunde bin ich wieder zurück», sagte Stefano.
    «Wohin willst du?»
    «Nach Salsetto natürlich.»
    «Was hast du da zu tun?»
    «Was wohl? Ich werde die Mutter benachrichtigen …»
    «Du wirst niemanden benachrichtigen.»
    «Aber, Onkel, die Ärmste wird sich Sorgen machen!»
    «Stefano, solange der Kleine sich nicht an alles erinnert, darf niemand wissen, dass er hier ist! Hier ist was faul, das rieche ich. Es stinkt gewaltig! Und einen solchen Trumpf gegen den Marchese will ich mir nicht entgehen lassen!»
    «Dürfte ich jetzt endlich den Grund für meine Vorladung erfahren?» Don Anselmo war auf hundertachtzig, schon seit er die schwangere Totina gesehen hatte.
    Die Unterredung fand im Rathaus im Zimmer von Calandro statt. Der Capitano hatte seinen Stuhl genommen und ihn neben den Sessel des Bürgermeisters gestellt. Don Anselmo saß auf der anderen Seite des Schreibtisches.
    «Das will ich Ihnen sagen», antwortete Montagnet. «Alle Personen, die ich gefragt habe, wer als erster die falsche Nachricht von der drohenden Cholera in Umlauf gebracht hat, haben Ihren Namen genannt. Ich bin verpflichtet zu überprüfen, ob Sie das absichtlich getan haben oder ob es sich um ein Missverständnis handelte. Das ist alles.»
    «Nur meiner Frau habe ich es gesagt. Und zwar privat, in unseren eigenen vier Wänden. Dem dreckigen Lügner, der sagt, ich hätte die Nachricht in Umlauf gebracht, reiß ich die Eier ab!»
    Der Bürgermeister wand sich in seinem Sessel. Am Morgen zeigt sich, wie der Tag wird, und dieser Vormittag war bereits voller Gewitterwolken.
    «Mäßigen Sie Ihren Tonfall, bitte», sagte der Capitano kühl.
    «Gestatten Sie mir, Ihnen zu berichten, wie die Sache ablief, dann haben wir sie vom Hals, und Sie hören auf, mir meine Zeit zu stehlen», sagte Don Anselmo.
    «Sie finden also, dass ich Ihnen Ihre Zeit stehle?», fragte Montagnet.
    «Das finde ich nicht, Sie tun es bereits.»
    Ohne ein Wort stand der Capitano auf und ging zur Tür.
    «Wohin gehen Sie?», fragte der Bürgermeister beunruhigt. Dieser Fanatiker war imstande, auch noch Don Anselmo «dem Standgericht zu übergeben».
    «Ich hole Tenente Villasevaglios und lasse ihn übersetzen.»
    «Mich lassen Sie übersetzen?» Don Anselmo sprang auf. «Was soll der Quatsch? Wie wollen Sie mich denn übersetzen lassen? Ins Griechische? Ins Französische?»
    Der Bürgermeister sprang von seinem Stuhl, lief vor den Capitano und kniete fast vor ihm nieder.
    «Ich flehe Sie an, tun Sie das nicht! Ich verbürge mich persönlich als Bürgermeister für den hier anwesenden Don Anselmo! Und Sie, Don Anselmo, wollen Sie uns alle ins Verderben stürzen?»
    «Ich entschuldige mich», sagte Don Anselmo.
    Man setzte sich wieder.
    «Erzählen Sie mir Ihre Version», fordert Montagnet ihn auf. «Aber ich warne Sie: Wenn das, was Sie sagen, mich nicht

Weitere Kostenlose Bücher