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Die Sekte der Engel: Roman (German Edition)

Die Sekte der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Die Sekte der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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füllte.
    «Ich muss jetzt auf der Stelle einen Kaffee trinken, sonst kriege ich eine Magenübersäuerung und sterbe», dachte er.
    Doch um diese Zeit waren alle Cafés noch geschlossen. Er musste nach Hause zurückgehen und sich selbst einen kochen. Danach zündete er sich eine Zigarre an und überlegte, ob er Montagnet nicht lieber von der Falle unterrichten sollte, die er Don Filiberto gestellt hatte. Doch er kam zu dem Schluss, dass es besser war, den Capitano vor vollendete Tatsachen zu stellen. Er wäre mit neunundneunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit nicht einverstanden gewesen und hätte eine solche Handlungsweise für illegal gehalten. Aber zu Hause hielt Teresi es nicht aus, ihm war, als müsste er ersticken. Er sah auf die Uhr. Ohne dass er es gemerkt hätte, war eine ganze Stunde schon vergangen. Als er hinausgehen wollte, sah er, noch in der Tür stehend, am Ende der Straße Stefano und Luigino auf das Haus zukommen. Er ging wieder hinein und trank ein Glas Wasser, seine Kehle brannte.
    «Erledigt!», hörte er Stefano mit lauter Stimme sagen.
    Am liebsten hätte er angefangen zu tanzen, er konnte sich nur mühsam zurückhalten.
    «Hat er euch das Geld gegeben?»
    «Nein. Er hatte es natürlich nicht bei sich. Er sagte, wir sollten heute Mittag gegen ein Uhr wiederkommen, dann würde er es uns geben.»
    «Erzählt mir alles.»
    Stefano erzählte.
    «Als der Pfarrer in die Sakristei ging, sind wir ihm gefolgt und trafen ihn dort, als er gerade die Paramente ablegte. Er sah uns und sagte sofort: ‹Wenn es länger dauert, kommt in einer Stunde wieder. Ich muss einem Sterbenden die Letzte Ölung bringen.› Ich sagte, es werde nicht lange dauern. ‹Dann sprich.› Aber ich gab ihm mit einem Blick zu verstehen, dass ich nicht in Gegenwart des Küsters sprechen wollte. Er verstand sofort und bat ihn hinauszugehen. Als wir zu dritt waren, habe ich nur gesagt. ‹Rosalia hat sich umgebracht.› Er blieb stumm, fragte nicht, wann und wo, gar nichts. Ich hatte den Eindruck, als wüsste er es schon. Er stützte sich mit beiden Händen auf eine Stuhllehne, senkte den Kopf und blieb eine Weile schweigend so stehen. Dann sagte ich, dass ich etwas mit ihm besprechen wollte, aber nicht in der Sakristei, wo Leute hereinkommen konnten.»
    «Wie reagierte er darauf?»
    «Wisst Ihr, was seltsam war, Onkel? Er fragte mich nicht mal, worüber ich mit ihm sprechen wollte. Er nickte nur bejahend und ging mit gesenktem Kopf auf die Treppe zu.»
    «Er hatte es begriffen! Ich verwette meine Eier darauf, dass er es begriffen hatte!»
    «Das habe ich auch gedacht», sagte Luigino.
    «Als wir oben waren, erzählte ich ihm, dass Rosalia uns berichtet hatte, was ihr erst durch Salamone und dann durch ihn widerfahren war. Ohne ein einziges Mal den Kopf zu heben und noch bevor ich überhaupt von Geld gesprochen hatte, sagte er schließlich: ‹Wie viel?› Ich war so entgeistert, dass ich nicht antworten konnte.»
    «Ich war es, der sagte: zweitausend», berichtete Luigino.
    «Und er?»
    «Er sagte nur: ‹Kommt heute gegen ein Uhr vorbei, dann gebe ich euch das Geld. Jetzt geht durch die Tür in der Sakristei hinaus, und wenn ihr zurückkommt, nehmt ihr wieder diese Tür.› Das war alles. Wir gingen die Treppe hinunter, und der Pfarrer rührte sich nicht vom Fleck.»
    Teresi war nachdenklich geworden.
    «Was ist los, Onkel?»
    «Es gibt ein Problem, das mir erst jetzt eingefallen ist. Nach dem, was ihr mir erzählt habt, ist klar, dass der Pfarrer sich für den Tod der Kleinen verantwortlich fühlt. Die Nachricht hat ihn so überrascht, dass er auf eure Erpressung eingeht und sich bereiterklärt, euch das Geld zu geben. Aber können wir ihm vertrauen? Wenn er mit den anderen Pfarrern darüber spricht, werden sie ihn sicher von seinem Vorhaben abbringen. So eine Geschichte könnte ihnen allen schaden. Vielleicht überlegt er es sich auch selbst anders.»
    «Also gibt er uns das Geld nicht?»
    «Vielleicht gibt er es euch sogar. Doch wenn ich mich einschalte und über die ganze Sache in der Zeitung berichte, kann er immer noch behaupten, ihr hättet euch die Geschichte ausgedacht und ihn zu erpressen versucht, aber er hätte euch keine Lira gegeben, weil er mit dem Tod von Rosalia nichts zu tun hat. Und er zeigt euch an. Dann kommt auch noch heraus, dass du, Stefano, kein Cousin von Rosalia bist, sondern mein Neffe, und dass du, Luigino, niemals Pfleger im Krankenhaus von Camporeale warst. Und so landen wir alle miteinander im

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