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Die Sekte Satans

Die Sekte Satans

Titel: Die Sekte Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Ich...“
    „Wurzel“, sagte Robinson.
    „Was?“
    „Ich heiße Wurzel, Heinrich
Wurzel.“
    „Verzeihung. Jedenfalls will
ich sagen: Ich und die geniale Kollegin hätten eine gute Chance, Ihr Leben um —
na, sagen wir — mindestens 50 Jahre zu verlängern. Nur leider ist alles eine
Frage des Geldes. Verstehen Sie mich richtig. Ich stelle meine Fähigkeiten
selbstlos in den Dienst der Ratsuchenden. Ich nehme, wie Sie wissen, kein Geld,
höchstens hin und wieder eine freiwillige Spende in unbegrenzter Höhe. Aber so
wie ich denken nicht alle. Meine Kollegin will in Zentralafrika das größte
Krankenhaus der Welt bauen. Dafür sammelt sie Geld. Sie heilt nicht umsonst.
Man kann sogar behaupten, sie ist teuer.“
    Robinson seufzte. Es klang wie
ein Schluckauf.
    „Wenn mein Leben vom Geld
abhängt“, sagte er, „ist nichts verloren. Geld spielt keine Rolle. Ich zahle
jeden Betrag.“
    Glänzer lächelte milde. „Ich
spreche nicht von 20 oder 30 Mark, Herr Knolle. Meine...“
    „Wurzel.“
    „Wie? Ach so! Ja, Herr Wurzel.
Meine Kollegin verlangt — in einem Fall wie hier — 100 000 Mäuse. Oder eine
halbe Million.“
    „Herr Glänzer, ich sagte es
doch: Ich zahle jeden Betrag.“

    Glänzer schüttelte kaum
merklich den Kopf. „Bei Ihnen... Verbleiben wir doch so, Herr Kno... Wurzel:
Ich werde versuchen, die verehrte Kollegin hinzuzuziehen. Im Übrigen werde ich
alles tun, damit Sie nicht leiden müssen. Und übermorgen sehen wir uns wieder. Um
16 Uhr. Aber pünktlich!“
    Als Robinson das
,Heilsunternehmen’ verließ, erlosch der kleine Funke Hoffnung, den er eben noch
gespürt hatte.
    Dieser kluge Heilgehilfe und
Heilsanwender war rührend. Ein guter Mensch! Hilfreich und voller Mitgefühl.
Der wollte ihm Mut machen.
    Aber gegen meine Krankheit,
dachte Robinson, gibt es kein Mittel. Und er hat Recht, wenn er sagt, dass er
den Tod nicht stets und ständig besiegen kann. Siechtum und dann ein
grässliches Ende, dachte Robinson. Das ist meine gerechte Strafe.
    Gebeugt schlurfte er in
Richtung S-Bahn-Station.
    Wenig später fuhr er durch den
sonnigen Nachmittag in Richtung Fluss-Hochufer, das er als seine Adresse ansah,
sozusagen als ersten Wohnsitz.
    Die trübe Stimmung wäre sofort
verflogen, hätte Robinson jetzt Mäuschen sein können in Glänzers Heilsraum.
    Der Oberpriester rauchte dort
nämlich eine Zigarette zu Ende und sah durchs Fenster auf die Straße hinunter.
Dort war nichts, was ihn interessiert hätte.
    Er griff zum Telefon.
    Katharina Feingold, Karina
genannt, meldete sich sofort.
    „Heil Satan!“ Er lachte.
    „Hör auf mit dem Blödsinn“,
gurrte ihre Altstimme. „Ich gehöre nicht zu deinen Idioten.“
    „Du nicht. Nein. Aber die
andern habe ich gut unterm Daumen. Kann nur hoffen, dass es den Satan nicht
wirklich gibt. Sonst nimmt er fürchterlich Rache an mir.“
    „Du bist gut gelaunt, wie?“
    „Bin ich immer.“
    „Hah!“ Sie gurrte jetzt wie
eine Taube, die auf dem Firstziegel Eier legt. „Da kenne ich dich aber anders.
Was ist der Grund deiner Fröhlichkeit? Ist dir die Großmutter des Teufels
erschienen?“
    „Viel besser, Karina! Ich habe
da einen alten Kerl an der Angel. Der ist das große Los unseres Lebens. Bis
eben war ich mir nicht sicher. Es ist immerhin vier Jahre her. Und er trägt
jetzt einen Bart. Aber zum Schluss war jeder Zweifel beseitigt. Weil für
Robinson Geld keine Rolle spielt.“
    „Du wirst es mir gleich so
erklären, dass ich’s begreifen kann. Wie?“
    „Er nennt sich Heinrich Wurzel.
In Wahrheit heißt er Heinrich Weierland. 58 Jahre. Kerngesund. Lediglich ein
Gallenstein zwickt ihn und macht Schmerzen. Tropfen würden genügen, wie ich das
sehe. Aber ich hüte mich, ihm das zu raten. Er hält sich nämlich für
todgeweiht.“
    „Aber du hast ihm Heilung
versprochen.“ Sie lachte. „Dass du das kannst, musste ich ihm einreden. Leider
bist du unverschämt teuer, weil du in Afrika das größte Hospital aller Zeiten
errichten willst. Hat er eingesehen. Der zuckte nicht mal zurück, als ich von
einer halben Million sprach.“
    „Hat er die?“
    „Hör zu, mein Schatz: Unser
Heinrich lebt jetzt äußerst bescheiden. Vermutlich unter den Brücken. Oder im
Obdachlosen-Asyl. Aber vor vier Jahren war er Chefkassierer bei einer Schweizer
Bank. Damals hat er sich sechs Millionen Franken unter den Nagel gerissen — und
ward nicht mehr gesehen. Du kennst mein Gedächtnis für Gesichter. Als sein Foto
damals in den Zeitungen veröffentlicht wurde,

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