Die Sekte Satans
geregelt. Ein einziger Satz in
unserer Verfassung würde genügen. Etwa so: Tiere, ihr Wohlergehen und ihre
Würde werden geachtet und geschützt.“
„Das muss doch zu erreichen
sein“, rief Gaby. „Wer sträubt sich denn dagegen? Ah, ich weiß. Wie immer sind’s
die Parteien, die sich von den Pharma-Konzernen schmieren lassen. Weil diese
wiederum meinen, sie könnten nicht verzichten auf bestialische Tierversuche für
ihre fragwürdige Forschung. Aber das ist doch Steinzeitverhalten. Tierversuche
sind nicht mehr nötig — aus wissenschaftlicher Sicht. Dafür gibt es Ersatz.“
„Und selbst wenn es den nicht
gäbe“, sagte Tim, „sind grausame Tierversuche durch nichts zu rechtfertigen.
Und die Politiker müssen dafür sorgen, dass diese Verbrechen unterbleiben. Ich
glaube, wenn die Volksvertreter befürchten müssen, dass sie bei der nächsten
Wahl Stimmen verlieren, sind sie zu allem fähig. Vielleicht sogar dazu, die
Tiere zu schützen.“
„Dafür machen wir uns stark“,
sagte Karl. „Und zwar bald. Nicht erst vor der nächsten Wahl. Den Herren
Abgeordneten kann der A... gar nicht früh genug auf Grundeis gehen.“
„Aber bleibt bitte auf der
Seite des geltenden Rechts“, meinte Klaus. „Arbeitet mit List und Ideen. Keine
Gewalt!“
Tim sah ihn aus den
Augenwinkeln an. Klaus hat da leicht reden, dachte er. Wenn man so beherrscht
ist wie er! Ist schon toll, wie er sich im Griff hat.
Sie fuhren jetzt durch den
Moosbeer-Wald und erreichten den Fuchsanger.
Klaus folgte der rechten
Abzweigung.
Tim sah hinaus. Fichten
begleiteten die Straße auf beiden Seiten. Nur selten kam ihnen ein Fahrzeug
entgegen. Schilder zeigten Wildwechsel an. Wenigstens hier hatten Rehe, Hirsche
und Hasen noch einigermaßen Ruhe.
„Übrigens wollte ich euch noch
was erzählen“, erklärte Klaus. „Deinem Vater, Gaby, habe ich’s heute früh schon
mitgeteilt. Die Sache ist so: Ein Freund von mir rief mich an. Er ist Direktor
einer Bank in Zürich, also in der Schweiz. Blunschli — so heißt er — erhielt
einen Hinweis. Von einem durchziehenden Vagabunden, der in Zürich Station
machte. Dort sah er zufällig das Fahnungsplakat von einem gewissen Heinrich
Weierland. Der war vor vier Jahren Angestellter bei der Bank meines Freundes.
Und hatte eine Vertrauensstellung. Aber die hat er missbraucht. Hat sich
nämlich mit einem Trick sechs Millionen Schweizer Franken angeeignet und ist
damit verschwunden. In deutschem Geld sind das noch weit mehr als sechs
Millionen Mark. Nun behauptet der durchreisende Tippelbruder, er hätte
Weierland hier in unserer Gegend gesehen. Aber nicht als Geldscheich, der die Banknoten
rauswirft und den Grotzkotz spielt, sondern — erstaunlicherweise — als Penner.
Weierland sei in der hiesigen Vagabunden-Szene untergetaucht. So was ist
durchaus möglich, als Tarnung sogar vorzüglich. Jedenfalls hat sich dein Vater,
Gaby, das Fahndungsplakat besorgt. Und einer seiner Mitarbeiter sieht sich nun
um im so genannten Berber-Milieu, also unter den Obdachlosen und Pennern.
Dieser Kripo-Beamte tritt auf als ihresgleichen.“
„Sonderbar!“, meinte Tim. „Um
als Penner zu leben brauchte dieser Typ nicht erst sechs Millionen zu klauen.
Wo ist da die Logik?“
„Einerseits hast du Recht.
Andererseits muss man die Hintergründe kennen. Vielleicht hat Weierland das
Geld für jemanden gestohlen. Oder es wurde ihm inzwischen von anderen Ganoven
abgejagt. Oder in ihm hat sich eine Angst entwickelt, mit der er nicht mehr
fertig wird. Es gibt Täter, die mit ihrer Beute gar nicht glücklich sind,
sondern im Gegenteil wünschen, alles ungeschehen zu machen. Aber den Mut nicht
finden, sich zu stellen.“
Ein Schild am Straßenrand
verkündete: Grabrode — 5 km.
„Bin gespannt“, sagte Tim durch
die Zähne, „wie die sich verhalten — beim Institut Toddenhaupt. Ich verlange,
dass man uns jede Katze zeigt. Denn natürlich werden diese Mistbolzen leugnen.
Von denen gibt keiner zu, dass er eben einen schwarzen Kater gekauft hat.“
„Und wenn man dich nicht
reinlässt? Was machst du dann?“, fragte Gaby besorgt.
„Ich komme rein.“
Für ein paar Sekunden herrschte
Schweigen. Nur der Fahrtwind fauchte in den geöffneten Fenstern und die Reifen
rumpelten. Im Wald ertönten Vogelstimmen.
„Aber keine Gewalt!“, ermahnte
Klaus.
Klar doch!, dachte Tim. Ich
werde Humphrey retten, aber ich habe nicht vor, Amok zu laufen.
Der Wald lag nun hinter ihnen.
Sie fuhren an Feldern vorbei. In einer Senke
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