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Die Sekte Satans

Die Sekte Satans

Titel: Die Sekte Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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aufgespürt. Aber
inzwischen konnten wir feststellen, wem der Wagen gehört. Er ist zugelassen auf
einen gewissen Hugo Sellig. Wohnt Lankritzen-Weg 41. Das ist gar nicht weit von
der S-Bahn-Station Modeheimer Platz. Ich habe auch überprüft, ob gegen Sellig
was vorliegt. Höre und staune: Er ist vorbestraft wegen Diebstahls. Dreimal hat
er im Kaufhaus was mitgehen lassen. Wahrscheinlich sogar öfter. Aber dreimal
haben sie ihn erwischt. Vor zwei Jahren hat er zusammen mit seiner Frau Claudia
unter besagter Adresse ein Geschäft eröffnet. Es nennt sich Groß- und
Einzelhandel für Schädlingsbekämpfung. Hört sich nicht sehr sympathisch an.“
    „Vielen Dank, Herr Glockner“,
rief Tim. „Jetzt kriegt die Sache ein Gesicht. Vielleicht braucht dieses
Pärchen unseren Humphrey als Schädlingsbekämpfer. Übrigens soll ich Sie von
Gaby grüßen, von Karl, Klößchen und von Dr. Petersen.“
    „Grüß zurück! Wollt ihr diesem
Sellig auf die Bude rücken?“
    „Ein bisschen. Wenn wir nicht
klarkommen, melden wir uns wieder.“
    Tim legte auf.
    Endlich hatte der Feind einen
Namen. Und seine Adresse war bekannt. Die Vorstrafen gaben Aufschluss. Und der
Broterwerb auch. Schädlingsbekämpfung! Pah! Das war in gewissem Umfang
vielleicht nötig gewesen. Früher. Aber inzwischen hatte sich das Blatt
umgekehrt. Die Welt litt an den Folgen der Vernichtungskampagnen. Die
versprühten Gifte hatten nicht nur die Obst-, Reben-, Acker- und
Forstschädlinge — Kleinviecher also — getroffen, sondern waren längst in den
Kreislauf der Natur eingedrungen. Pestizide, chemische
Schädlingsbekämpfungsmittel, allerorten. Und der Mensch am Ende der
Nahrungskette kriegt seine reichliche Portion davon ab — mit jedem Gemüseblatt,
das er isst, mit jeder Scheibe Brot und jedem Happen Fleisch. Und dazu noch die
Gen-manipulierte Nahrung, dachte Tim. Gesund bleibt man dann nur mit Nulldiät.
Aber dieser Spaß ist zeitlich begrenzt, denn selbst ein Hungerkünstler muss
essen.
    „Das Bild rundet sich ab“,
erklärte er seinen Freunden und dem Arzt. „Unsere Teufelsanbeter, die Sellig
heißen, haben einen Handel für Schädlingsbekämpfungsmittel. Widerlich!
Vielleicht müssen wir rabiat werden. Denn die Selligs werden uns mit
Verwünschungen bepfeffern. Besser ist, wenn wir Sie da nicht reinziehen,
Klaus.“ Tim lachte. „Falls wir uns nicht bald zurückmelden, hat uns Sellig mit
DDT umgebracht. Dann rächen Sie uns bitte!“
    Dr. Klaus Petersen hatte darauf
bestanden, dass Tim und dessen Freunde ihn mit dem Vornamen anreden — was TKKG
gern befolgten.
    „Womit“, fragte Klößchen,
„bringt Sellig uns um?“
    „Mit
Dichlordiphenyltrichloräthan“, erklärte Karl. „Abgekürzt DDT. Hatten wir
neulich im Bio-Unterricht. Von dem Zeug hast du bestimmt schon was abgekriegt.
Es schadet besonders Schoko-Fressern.“
    „Du kannst mir nicht Angst
machen“, erwiderte Klößchen. „Also auf zu den Vernichtern von Mehltau, Heuwurm,
Ringelspinner, Goldafter, Blutlaus und Drahtwurm.“
    TKKG zogen ab.
    Es war immer noch heiß, aber
der Nachmittag neigte sich.
    TKKG bikten zur Stadt — und
dort bis zum Modeheimer Platz.
    Klößchen wandte sich an einen
Alt-Rentner, der auf einer Bank saß und Bier aus der Flasche trank.
    „Verzeihung, Herr Nachbar,
können Sie uns sagen, wo hier der Lankritzen-Weg ist? Den suchen wir nämlich.“
    „Dortlang! Bei der Litfaßsäule.
Und dann die dritte Abzweigung rechts. Aber eure Tretmühlen müsst ihr schieben.
Denn von dieser Seite ist es ‘ne Einbahnstraße.“

11. Robinson bereut
     
    Unten schäumte der Fluss.
Schwaden stiegen auf, kletterten am Steilufer hoch und hängten einen Vorhang
vor Robinsons Höhle.
    In mühseliger Arbeit — soweit
er sich erinnerte, hatte es Wochen gedauert — war sie entstanden. Immer wieder
hatte er den geklauten Spaten in die zähe Lehmschicht des Ufers gestochen. Die
Höhle war gewachsen und bot schließlich so viel Platz wie ein Drei-Mann-Zelt.
    Mit Brettern und Balken stützte
Heinrich Wurzel, alias Heinrich Weierland, die Decke ab. Morsche Bohlen
ersetzten den Parkettboden. Dass es von den Wänden tropfte, störte ihn nicht.
Auch an Haustieren war kein Mangel. Es gab Regenwürmer, Käfer, Tausendfüßler,
Spinnen und manchmal auch Frösche.
    Robinson mochte sie alle.
    Jetzt hockte er auf einer
umgestülpten Apfelsinenkiste und verzehrte sich in Selbstmitleid.
    Ließ das Schicksal sich
bestechen? Nein! Er war krank, er würde sterben. Davon war er überzeugt.

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