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Die Sekte Satans

Die Sekte Satans

Titel: Die Sekte Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Rauhaardackel vorbei. Das Vieh pinkelte jeden
Baum an — auch die frisch geweißelten Pfeiler.
    „’n Abend, Frau Bachhuber!“
    „Guten Abend, Herr Krokow! Ist
das nicht ein Wetter! Hoffentlich bleibt es so bis zum Seefest. Freut sich
Elisabeth darauf? Ist ja ein süßes Mädchen. Mein Sohn Erich würde sie gern mal
kennen lernen. Er ist auch so ein Pferdenarr.“
    „Aber ja. Pferde sind was
Feines.“
    Anna Bachhuber trat etwas näher
und zog ihren Seppi vom Pfeiler weg.
    „Heute Nachmittag, Herr Krokow,
habe ich Ihre Tochter mit einem anderen Mädchen verwechselt. Sowas von
Ähnlichkeit — unfasslich!“
    „Was Sie nicht sagen.“ Er rieb
sich den schweißfeuchten Nacken und wollte verdammt-nochmal! ins Haus, an die
Hausbar. Auf ein kühles Bier.
    „Vielleicht begegnen sich die
beiden mal. Ich meine: Ihre Tochter und mein Erich.“ Anna Bachhuber lächelte.
„Seppi, pfui! Schönen Abend noch, Herr Krokow!“
    Ganz bestimmt!, dachte er,
erwiderte den Gruß, stieg ein und fuhr bis vors Haus. In der protzigen Diele
klingelte das Telefon. Er beeilte sich, bereit auch im Urlaub, jederzeit
eingespannt in seine dunklen Geschäfte.
    „Krokow.“
    Der Anrufer ließ sich Zeit.
Rauer Atem drang aus dem Hörer. Dann meldete sich der Mann und seine Stimme
klang gequetscht und gaumig — war offensichtlich verstellt.
    „Wir haben deine Tochter,
Krokow. Sie ist noch betäubt. Und dabei werden wir’s belassen. Tiefschlaf —
damit sie uns keine Probleme macht. Außerdem schont das ihr zartes Gemüt.“
    „Was? Was ist? Was reden
Sie...?“
    „Für drei Millionen, Krokow,
kriegst du dein Junghuhn zurück. Drei Millionen! Oder du siehst die Kleine nie
wieder. Überleg’ schon mal, wie du die Kohle bar ranschaffst. Und keine Bullen,
klar! Ich melde mich wieder. Heute noch. Ende!“
    Der Anrufer legte auf. In
Krokows Hand schien der Hörer festzufrieren. Sekunden der Lähmung. Dann stürmte
der Geschäftemacher durchs Haus, wusste kaum, was er tat, als er in seinem Büro
die Pistole aus dem Schreibtisch holte, stürmte weiter — die breite
Marmortreppe hinunter ins gartenseitige Souterrain, wo ein einfallsreicher
Architekt die Schwimmhalle angelegt hatte.
    Aus der Dämmerung draußen
grüßten durch hohe Scheiben die blühenden Sträucher herein. Hier drin war alles
carrarischer Marmor und spanische Kachel. Jet-Stream im großen Becken,
temperiertes Wasser, indirekte Beleuchtung.
    „Elisabeth!“ Er brüllte, noch
während er auf der Treppe war, fuchtelnd mit der geladenen Waffe.
    „Ja, Vati! „ Das Mädchen war im
Becken, schwamm. „Was ist denn?“
    Für einen Moment stand er am
Beckenrand und glotzte auf seine Tochter hinunter. Keine Antwort. Sowas war
Elisabeth gewohnt. Sie strich die nassen Haare zurück und schwamm weiter.
Wasser in den Augen hatte verhindert, dass sie die Pistole sah. Aber Petra
Krokow, die in diesem Moment aus der Holzsauna blickte — hinten im Eck — ,
bemerkte die Bewaffnung ihres Mannes.
    Lieber nicht fragen! Sein
Gesicht verriet nichts Gutes. Und jetzt rannte er auch schon die Treppe hinauf.
    Was sollte der Anruf?,
überlegte Krokow. Wollte man ihn veräppeln? Elisabeth war hier, war nicht
gekidnappt, war frisch und fröhlich wie eine Nixe im Wasser. Lösegeld für
nichts? Drei Millionen für einen Blödsinn, der sich in einer Minute aufgeklärt
hatte? Es ergab keinen Sinn.
    Das Bier, auf das er solchen
Japs hatte, fiel ihm ein. Und, im selben Moment, die Tasche, die gefundene
Umhängetasche. Sie lag noch im Wagen. Krokow holte sie, nicht ohne sich draußen
argwöhnisch umzublicken.
    Krimskrams, Portmonee,
Fahrkarte, Reisepass. Das Foto! Himmel! Das war ja Elisabeth! Nein. Sie hieß
Regina. Regina Riedenbach. Aber dasselbe Geburtsdatum. 5. Juni vor 15 Jahren.
Und auch in... Rätselhaft!
    Soll mich nicht kümmern, dachte
er. Jetzt geht’s nur um Elisabeth. Nur um sie. Meine Tochter! Die Bachhuber hat
Recht. Irre Ähnlichkeit. War diese Regina hier, weil sie das weiß? Logo! Und
das im schärfsten Moment. Denn da... klar... ja, so isses gewesen. Ein Irrtum,
ein Wahnsinns-Irrtum! Diese Regina wurde geraubt — an Stelle von Elisabeth.
    Er griff zum Telefon. Der Mann,
den er in Berlin-Prenzlauer-Berg anrief, hieß Edmund, war 36, vorbestraft wegen
schwerer Körperverletzung und wahrhaftig ein Typ fürs Grobe. Er arbeitete für
Krokow — immer dann, wenn es heikel wurde.
    „Du kommst sofort her“, sagte
Krokow. „Nimm den nächsten Flieger. Hier dampft was. Irgendwer will mir an

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