Die Sekte Satans
Susanne. Huch! Daran muss ich mich erst gewöhnen. Susanne,
Susanne, Susanne, Susanne.“
Tim legte den Arm um seine
Mutter. „Wie ist es mit mir? Darf ich weiterhin Mutti zu dir sagen? Oder
bestehst du auf Susanne?“
„Ganz wie du willst.
Allerdings...“
Sie hielt inne, denn Regina
zuckte zusammen. „Da ist er! Da ist er! Das ist Greilisch.“
Im Abteil wurde es still. Im
Seitengang schob sich ein knochiger Typ vorbei.
„Der hat ja eine Visage wie ‘ne
Wegwerf-Dose“, stellte Tim fest. „Und blanken Hass in den Augen.“
„Er hat reingeguckt“, flüsterte
Regina. „Hat mich angeguckt. Ja, er hat mich angeguckt. Der ist meinetwegen
hier.“
„Davon möchte ich ihm abraten“,
sagte Tim. „Sonst werden das die betrüblichsten Ferien seines Lebens.“
Susanne schüttelte den Kopf.
„Wir... können nichts tun, Tim.“
„Doch, Mutti. Ich könnte ihn
aus dem Zug werfen. Unauffällig, natürlich. Dann wären wir alle Sorgen los.“
„Tim! Sohn! Sowas sagt man
nicht mal im Spaß.“
„Hoffentlich haben wir den — in
den nächsten Tagen“, flüsterte Regina bedrückt.
*
Die schlimme Befürchtung
bewahrheitete sich. Als der Alpenland-Express Liegstätt am Liegstätter See
erreichte, befand sich Martin Greilisch — ein etwa 40-jähriger knochiger Typ
mit blonder Stirnglatze und schiefem Gesicht — immer noch unter den Fahrgästen.
Tim machte ihn aus unter den
Reisenden, die jetzt den kleinen Bahnhof bevölkerten. Aber Greilisch zeigte
kein Interesse an Regina, stieg gleich in ein Taxi und ward nicht mehr gesehen.
Im Moment war also nichts zu befürchten. Die Jungs kümmerten sich um das
Gepäck. Tims Mutter eilte zum Taxi-Stand, denn zwei Wagen wurden gebraucht.
Gaby und Regina schlenderten durch die Bahnhofshalle. Und dabei geschah es.
Eine Frau im bunten Dirndl
näherte sich Regina mit verhaltenem Lächeln.
„Hallo, ich bin Anna Bachhuber.
Herzlichen Glückwunsch, Fräulein Elisabeth, zu dem Turniersieg! Wir sind
Nachbarn, was Sie vielleicht noch nicht wissen. Mein Sohn Erich lässt Sie
grüßen. Er würde sich gern mal mit Ihnen unterhalten. Er reitet nämlich auch.“
Regina staunte die Frau an.
„Tut mir Leid, Sie verwechseln
mich. Ich heiße nicht Elisabeth.“
„Aber“, das Lächeln der Frau
wurde unsicher, „Sie sind doch Elisabeth Krakow... ich meine: die Tochter von
Herrn Helmut Krakow?“
„Nein, bin ich nicht. Ich heiße
Regina Riedenbach.“
Die Frau schien es nicht fassen
zu können. „Also das... Kein Spaß, nein? Dann... Also diese Ähnlichkeit! Das
glaubt man nicht. Dabei habe ich die Elisabeth schon zweimal gesehen. In der
Zeitung. Sie war abgebildet, weil sie das Reitturnier gewonnen hat. Und dann
durchs Fenster. Wir haben nämlich eine Frühstückspension in der Parkstraße. Und
Herr Krokow ist jetzt unser Nachbar. Mit seiner Familie. Aber nur ferienhalber.
Er hat das Graf-Perlano-Anwesen gekauft. Das alte Schlösschen wurde abgerissen.
Jetzt steht dort ein ganz nobles Landhaus.“
Regina nickte. Und Gaby, der
die Frau auf den Keks ging, sagte: „Tschüss! Wir müssen los. Unsere Leute
winken.“
Beide liefen hinaus zu den
Taxis.
22. Lösegeld fürs falsche
Mädchen
Das Ferienhaus war toll.
Allgemeine Begeisterung. Man inspizierte. Dann wurde ausgepackt. Während die
Jungs ihre Jeans in die Schränke hängten, kam Regina herein mit nachdenklich
gekrauster Stirn.
„Du, Tim, ich glaube, man hat
mich geklont.“
Der TKKG-Häuptling grinste.
„Unmöglich!“, meinte Klößchen.
„Sowas Schreckliches wie dich, Regina, würde niemand zweimal herstellen.“
„Doch! Diese Frau Bachhuber hat
mich total verwechselt.“
Regina erzählte und die Jungs
packten weiter aus. Gaby, die damit schon fertig war, kam dazu. Als sie dann
den Namen Helmut Krokow erwähnte, hielt Tim inne.
„Helmut Krokow? Doch nicht etwa der Helmut Krokow! Wenn du dessen Tochter ähnelst, Regina, ist das kein
Kompliment — zumindest kein genetisches. Weiß hier niemand, wer das ist —
dieser Krokow?“
„Leider lesen wir nicht so viel
Zeitung wie du“, meinte Gaby. „Aber du wirst es uns sicherlich sagen.“
„Im Ernst, Gaby. Krokow ist ein
zweifelhafter Neureich aus Ost-Berlin. Hatte auch vor der Wende die Nase im
Wind. Gute Beziehungen zur Stasi. Ein Charakter, heißt es, wie der übelste
Bonze. Jetzt scheffelt er Millionen und kooperiert mit der russischen Mafia.“
„Ist ja echt krass“, staunte
Karl.
„Er exportiert aufgemotzte
Schrott- und Unfallwagen
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