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Die seltene Gabe

Die seltene Gabe

Titel: Die seltene Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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scharfsinnige Bemerkung war eher eine Ar t Selbstgespräch und keine Antwort auf meine Frage . Er sprach mit einem kaum wahrnehmbaren französischen Akzent . Ich musste aus irgendeinem Grund plötzlich an de n Streit mit Jessica denken und wie ich gesagt hatte, mi t Jungs habe man nichts als Ärger. Das hier sah auc h ganz so aus, als würde ich Recht behalten . »Das ist keine Antwort«, erwiderte ich unwirsch . »Los, sag, seit wann versteckst du dich hier schon? « Gruselige Vorstellung, dass er womöglich schon sei t Tagen da im Schrank hauste, ohne dass ich auch nu r das Geringste geahnt hatte ! »Seit heute Nachmittag. « Mir fiel ein Stein vom Herzen. »So, seit heute Nachmittag. Und wie bist du hereingekommen? « Er richtete sich ganz langsam, in Zeitlupe fast, vollends auf und drehte den Kopf bedächtig hin und her , so, als habe er einen ziemlich verspannten Nacken . Was auch kein Wunder gewesen wäre. »Das wa r leicht«, sagte er dann. »Hereinzukommen, mein e ich. « »Lüg nicht. Ich habe überall abgeschlossen, als ich gegangen bin. « »Ja«, nickte er. »Ich weiß. « »Was soll das Ganze überhaupt? Was suchst du hier? «
    Er antwortete nicht, sah mich nur an mit einem schwer zu deutenden Blick. Er trug einen abgeschabt aussehenden graubraunen Pullover und Jeans, aber keine Schuhe, nur Strümpfe, unansehnliche, fleckige Dinger, die ich höchstens mit einer Zange angefasst hätte. »Na schön, von mir aus«, meinte ich, als ich für meinen Geschmack lange genug auf eine Antwort gewartet hatte. »Die Polizei wird das schon aus dir herauskriegen.« Ja, da zuckte er zusammen, als ich die Polizei erwähnte. Recht so, deswegen hatte ich das ja auch gesagt. Ich wollte auf seinem Gesicht endlich sehen, dass er sich bei etwas Unrechtem ertappt fühlte, nicht bloß im Schlaf gestört. Und tatsächlich, sein Kopf ruckte ein Stück höher, gerade so, als wache er jetzt erst richtig auf. Im gleichen Augenblick geschah etwas Gespenstisches. Ich hielt den Schürhaken immer noch schlagbereit, schräg über meinem Kopf, mit beiden Händen. Der Haken war etwa einen Meter lang und aus massivem Stahl, also nicht gerade leicht. Und wenn man einen schweren Gegenstand mit einigermaßen ausgestreckten Armen hält, ist es völlig normal, dass man das Gefühl bekommt, er werde immer schwerer. Das kennt jeder. Aber das, was nun geschah, war etwas anderes. Plötzlich, innerhalb weniger Sekunden, schien der Schür haken mehrere Zentner Gewicht dazuzugewinnen, und das ging so schnell, dass ich hätte Schwergewichtsweltmeisterin sein müssen, um das verhexte Ding auch nur einen Herzschlag länger zu halten. So aber entglitt er mir und fiel zu Boden mit einem Krachen, dass man meinen konnte, ich hätte einen Schmiedeamboss fallen lassen. »Bleib stehen«, sagte der Junge und jetzt klang es drohend. »Und schrei nicht. Ich bin stärker als du. Du hast keine Chance. Nur damit du es weißt.« Schreien? Ich war außer Stande, auch nur einen Laut von mir zu geben. Ich stand bloß da, starrte den Schürhaken auf dem Boden an und wusste nicht mehr, was ich denken sollte. Das war doch nur ein Traum, oder? Einer von diesen schlechten Träumen, aus denen man mit einem Schrei aufwacht. »Es tut mir Leid«, fuhr der Junge fort, mit einer eigenartig brüchigen Stimme. »Ich musste mich irgendwo verstecken und wieder einmal essen und trinken und schlafen. Ich bin auf der Flucht. Sie jagen mich mit allem, was sie haben.« Auf der Flucht? Wie bitte? Der war wohl größenwahnsinnig. »Du willst nicht im Ernst behaupten, dass alle diese Polizisten mit ihren Hunden und Maschinenpistolen wegen dir da draußen unterwegs sind?« Er furchte die Stirn. »Sie sind also schon da?« »Eine ganze Armee.« Er nickte nur, dieser seltsame Junge, der keine Handbreit größer war als ich, ein hagerer Typ in schmutzigen Klamotten, mit langen, unordentlichen schwarzen Haaren, die eine Behandlung mit viel Shampo o und viel Wasser dringend nötig gehabt hätten . Und da auf dem Teppichboden lag der Schürhaken , der plötzlich eine Tonne gewogen hatte. Ich wusst e nicht mehr, was ich denken sollte . »Was hast du denn . . . getan?«, fragte ich zögerlic h und war mir nicht sicher, ob ich das wissen wollte . »Nichts. « »Wer nichts verbrochen hat, wird doch nicht mit so einem Aufwand verfolgt. « Er warf mir wieder einen dieser seltsamen Blicke zu , die er draufhatte. »Sie verfolgen mich nicht, weil ic h etwas verbrochen habe«, sagte er. »Sie wollen mic h

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