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Die seltene Gabe

Die seltene Gabe

Titel: Die seltene Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Bundesnachrichtendienst?« »Aha, viele Fernsehkrimis gesehen, was?«, meinte er spöttisch. »Leider nicht genug. Der BND ist ausschließlich für das Ausland zuständig. Ich bin Mitarbeiter des MAD. Das ist die Abkürzung für Militärischer Abschirmdienst .« »Und was haben Sie mit Armand zu tun? Mit dem Institut? Ich dachte, das befindet sich in Frankreich.«
    Er zögerte mit der Antwort, schien zu überlegen, was er mir verraten durfte. »Sagen wir es einmal so: Was die Erforschung parapsychologischer Kräfte anbelangt, arbeiten die europäischen Staaten seit langem eng zusammen. Trotzdem müssen wir den Kreis derer, die darüber Bescheid wissen, so klein wie möglich halten.« Er machte eine fahrige, kreisende Geste. »Deshalb diese, ähm, etwas umständliche Reiseroute. Ab einem bestimmten Punkt sind wir leider gezwungen, uns vor unserer eigenen Polizei zu verstecken.« »Dumm für Sie.« »Was nicht heißt, dass wir nicht trotzdem unsere Möglichkeiten haben.« Mir kam ein ungeheuerlicher Gedanke. »Gibt es in Deutschland etwa auch so ein Institut?« »Sie erwarten nicht im Ernst, dass ich Ihnen darauf antworte, oder?«, erwiderte er mit undurchdringlichem Gesicht. »Ach, und da wir gerade so zwanglos auf dieses Thema gekommen sind: Von dem, was Sie erlebt und erfahren haben, dürfen Sie natürlich keiner Menschenseele ein Sterbenswörtchen verraten.« In diesem Moment kam er mir auf einmal wie ein richtiggehender Dummschwätzer vor. Ich gab ein abfälliges Grunzen von mir. »Das können Sie sich abschminken«, versetzte ich. »Das, was ich erlebt habe, werde ich jedem erzählen, den ich kenne, und zwar haarklein.« »Keiner wird Ihnen glauben.« »Dann schreibe ich ein Buch darüber.«
    Er grinste. »Ja. Klar doch.« So etwas traute er mir nicht zu, das war ihm an der Nasenspitze abzulesen. »Schreiben Sie ruhig. Sie werden schon sehen, was Sie davon haben.« Vom Eingang her war lautes Türenschlagen zu vernehmen. Ich sah mich um. Der Hagere marschierte herein, mit einigen Männern im Gefolge und offenbar schlechter Laune. Er telefonierte, und ich glaubte mehrmals den Namen Levroux herauszuhören aus dem, was er sagte. Hatte Armands Flucht diesem Mann wirklich das Leben gerettet? Ich horchte in mich hinein und dachte: Nein. Selbst wenn sie Armand zurück ins Institut geschafft hätten, sie hätten ihn nie dazu gebracht, zum Mörder zu werden. Der Hagere beendete sein Telefonat und steckte das Handy ein. Er würdigte uns keines Blickes, sondern ließ sich von der Wirtin die Speisekarte geben, um sie – im Stehen, umringt von seinen Leuten, die ihm stumm und erwartungsvoll dabei zusahen – eingehend zu studieren. Endlich gab er eine Bestellung auf und das klang erstaunlicherweise, als spreche er Tschechisch. Während seine Leute in einem Nebenraum verschwanden, kam er an unseren Tisch, setzte sich ungefragt dazu und durchbohrte mich dabei fast mit seinem Blick. »Nun, zu Ihnen, Mademoiselle «, sagte er dünnlippig. »Es wird Sie wahrscheinlich freuen zu hören, dass Armand uns vorläufig entkommen zu sein scheint.«
    Ich seufzte erleichtert. »Sie können sich natürlich keine Vorstellung machen, in was für Schwierigkeiten uns das bringt«, fuhr er fort. »Nein«, gab ich zu. »Aber ich gönne sie Ihnen von Herzen.« Er sah mich verdutzt an. Ich weiß nicht, ob er wirklich verstanden hat, was ich gesagt habe. Für einen Moment sah er aus, als hätte ich ihn aus dem Konzept gebracht, aber dann machte er weiter, als wäre nichts. »Wir benötigen Sie vorläufig nicht mehr. Man wird dafür sorgen, dass Sie so schnell wie möglich nach Hause zurückkommen.« Er verzog den Mund zu einem Lächeln, das nicht bis zu seinen steingrauen Augen durchdrang. »Und schlagen Sie sich Ihre romantischen Hoffnungen aus dem Kopf. Irgendwann kriegen wir ihn, da habe ich überhaupt keine Zweifel. Leben Sie wohl.« Damit stand er auf und ging. Ich sah ihn seinen Leuten ins Nebenzimmer folgen, und das war das letzte Mal, dass ich ihn sah. Nun kümmerte sich der behaarte Mann in der Lederjacke um mich, der angeblich Färber hieß. Ich bekam die beiden Reisetaschen wieder und alles, was Armand und ich dabei gehabt hatten. Halb und halb hatte ich erwartet, dass man mir noch Fingerabdrücke abnehmen oder mich fotografieren würde oder so, aber nichts dergleichen geschah. Der Mann, der angeblich Färber hieß, machte Fotokopien von beiden Seiten meines Personalausweises, das war es. Danach brachte er mich mit dem Auto nach Zwickau

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