Die Seraphim
sichtlich genauso wenig zu behagen wie ihr. Nur dass sie immer wütender wurde und er immer frustrierter.
Sie schwiegen eine Zeit lang während sie die aufsteigende Wärme der Sitzheizung genoss. Ein tolles Auto. Sie blickte aus dem Fenster und bemerkte jetzt erst, dass sie die Stadt hinter sich gelassen hatten.
„ Wohin fahren wir?“
„ Magnus möchte dich sehen.“
„ Und was wenn ich keine Zeit habe heute Abend? Ihr könnt doch nicht einfach so mich kidnappen!“
Er malmte wieder mit den Zähnen, schwieg jedoch.
„ Wieso musst du denn so stur sein?“, brachte er plötzlich hervor.
„ Ich stur? Na rate mal.“
Sie schüttelte wütend den Kopf und schaute wieder zum Fenster hinaus. Ihr Kopf tat weh und ihre Wunden schmerzten und sie wollte sich nicht mit Darius streiten. Da saß sie mit diesem unglaublich gut aussehenden Mann und zickte ihn an. Sehr schön, wirklich sehr schön, Seline, tadelte sie sich selbst.
Sie seufzte laut und lehnte ihren Kopf gegen den Sitz. Ihre rechte Hand drückte sie ein wenig auf den Bauch, um die Schmerzen zu beruhigen. Hätte sie doch nur die Tabletten nicht zuhause liegen lassen.
Darius beäugte sie von der Seite während das Auto ruhig wie eine Katze durch die Nacht fuhr.
„ Geht es dir nicht gut?“, fragte er vorsichtig.
„ Ich bin nur müde und es war ein anstrengender Tag und ich wurde gekidnappt anstatt zuhause im Bett zu liegen und meine Schmerztabletten zu nehmen“, murmelte sie leise und gedehnt.
„ Du hast Schmerzen im Bauch.“, stellte er fest. Seine Stimme hörte sich nicht gerade erfreut an.
„ Ist doch egal. Bring mich zu Magnus und dann lasst mich so schnell wie möglich nach Hause.“
Darius fasste mit seinem Arm auf die hinteren Sitze und wühlte in etwas herum. Dabei streifte sein Oberarm leicht ihre Schulter und ein warmes Prickeln durchfuhr ihren Körper.
Er streckte ihr die Hand entgegen und hielt darin eine gelbe Tablette.
„ Hier nimm das, das hilft gegen die Schmerzen.“
„ Und das soll ich dir glauben?“
„ Bitte, Seline. Wir wollen wirklich nichts Böses.“
Seine Augen drückten Frust und Qual aus, ganz so als würde es ihm wirklich wehtun, dass sie solche Dinge sagte. Sie stockte und schluckte schwer.
Er zauberte auch eine kleine Flasche Wasser hinter dem Sitz hervor und reichte sie ihr. Sie nahm die Tablette und die Flasche dankbar entgegen.
Einen Moment zögerte sie und beäugte die Tablette, dann nahm sie dieselbe in den Mund und schluckte sie mit einem großen Schuss Wasser hinunter.
„ Die Tablette wirkt sehr schnell, es wird dir bald besser gehen.“, versicherte er.
Nach einer halben Stunde fuhren sie durch die Finsternis auf einer schmalen Straße. Diese führte nach kurzer Zeit in den Wald und die Scheinwerfer tauchten die Bäume in ein helles, silbernes Licht. Seline rutschte ein wenig tiefer und schmiegte sich an den warmen Sitz. Die Schmerzen hatten nachgelassen, gleichzeitig wurde sie ein wenig schläfrig.
Der Wagen wurde langsamer und hielt schließlich vor einem mächtigen Eisentor, das plötzlich vor ihnen empor ragte. Eine hohe, schwere Mauer erstreckte sich nach links und rechts, der Weg hatte einfach aufgehört. Seline war sofort klar, dass hier niemand so leicht hinein kommen würde. Oder hinaus.
„ Wir sind da.“, murmelte Darius. Eine Kamera blinkte rot und Seline wusste, dass sie den Wagen ins Visier nahm. Das Tor knirschte leise, dann öffneten sich die beiden Flügel und sie fuhren hindurch.
Weiter ging es auf einem Schotterweg. Seline starrte angestrengt ins Dunkle, doch sie konnte nichts erkennen. Die Scheinwerfer des Autos leuchteten den Weg aus und gepflegter Rasen erstreckte sich rechts und links. Nirgends war ein Licht oder ein Haus zu sehen.
„ Wo sind wir hier?“
„ Das ist unser Hauptquartier.“
„ Wie viele Vampire sind hier?“
„ Das ist unterschiedlich. Meistens sind wir zwischen 20 und bis zu 200 Vampire.“
Seline schluckte schwer. Sie fuhr direkt in ein Nest voller Vampire. Hoffentlich hatten alle schon zu Abend gegessen.
„ Keine Angst, niemand wird dir etwas tun. Bleibe einfach bei mir.“, versicherte Darius. Seline beruhigte diese Aussage kein bisschen, im Gegenteil.
Vor ihnen erschien von hohen Bäumen umsäumt ein prächtiges weißes Haus. Eines dieser kleinen Schlösser, für deren Instandhaltung eine ganze Putzkolonne nötig war. Sie staunte und starrte das weiße Haus an, die riesigen Fenster, hinter denen warmes, gelbes Licht leuchtete. Über 4
Weitere Kostenlose Bücher