Die Sextherapie: Roman (German Edition)
für sich, und zweitens dachte Cian jetzt, dass sie ihre Periode hatte, was sich als nützlich erweisen konnte, falls er versuchen sollte, ihr zu nahe zu treten. Das einzige Problem war, in diesem verschlafenen Nest ein Elektrofachgeschäft zu finden. Shelley hielt sich für ein wahres Glückskind, als ein Taxi in die Straße bog. Sie winkte es heran und stieg ein. Der Fahrer erklärte ihr, ein Ladegerät könne sie im Einkaufszentrum vor der Stadt bekommen. Zwanzig Minuten später war sie zurück im Pub und trank ihren Wein aus.
Cian beobachtete sie lächelnd.
»Es ist toll«, meinte er. »So etwas tue ich sonst nie.«
»Sie waren noch nie mit einem Mädchen auf einen Drink in einem Pub?«
»Nein«, antwortete er ernst. »Nicht so. Nicht, dass man sich einfach gemütlich gegenübersitzt, in Ruhe einen trinkt und sich unterhält.«
»Wir unterhalten uns doch gar nicht. Sie starren mich nur an und grinsen dabei wie der Dorfdepp.«
Er tat, als wäre er gekränkt.
»Nein, wirklich«, fuhr er fort. »Danach sehne ich mich. Ich will normal sein und mich nicht ständig fragen, wo ich mit dem Mädchen, mit dem ich gerade zusammen bin, anschließend hingehen soll und ob sie mich wohl ranlässt. Ich möchte nur in einem alten Pub sitzen, wo mich niemand kennt, und reden.«
Shelley wusste nicht recht, was sie davon halten sollte. Wollte Cian damit andeuten, dass er sich nicht für sie interessierte? Offenbar war ihm aufgegangen, dass man seine Worte auch so auslegen konnte, und sprach deshalb rasch weiter.
»Das sollte nicht heißen, dass ich nicht... Ich meine... Ich wollte nicht andeuten...«
»Schon gut. Vielleicht sollten wir das Thema wechseln«, schlug Shelley vor.
»Gute Idee. Worüber wollen wir sprechen?«
»Das Wetter ist immer unverfänglich«, meinte Shelley.
»Über das Wetter könnte ich mich stundenlang auslassen«, antwortete er und verdrehte die Augen. »Jeden Morgen schalte ich den Fernseher oder das Radio an und versuche, dem Wetterbericht zu folgen. Aber sie quatschen nur ewig über Schauer in Aberdeen oder Hagel auf den Orkneys, bis ich gedanklich abschweife. Dann stelle ich mir die Leute in den Ortschaften mit den hübschen Namen vor, die ihren Alltag leben, Fische ausnehmen, riesige Seevögel abwehren, oder was auch immer sie da tun. Im nächsten Moment bemerke ich, dass der Wettermensch jetzt in London angekommen ist, und versuche, mich zu konzentrieren. Aber dann ist er schon in Belfast, und ich habe es wieder verpasst.«
Shelley sah auf die Uhr, um festzustellen, wie lange sie schon unterwegs waren.
»Oh Gott, es tut mir leid«, sagte Cian.
»Was?«, fragte Shelley.
»Ich langweile Sie, oder?«
»Langweilen? Nein, wie kommen Sie denn darauf?«
»Weil Sie auf die Uhr schauen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe nur überlegt, ob sie uns inzwischen in der Klinik vermissen. Sie langweilen mich überhaupt nicht.«
»Sicher?«
»Ja. Und jetzt besorgen Sie mir etwas zu trinken.«
Er stand auf und ging mit verlegener Miene zum Tresen.
Cian war, wie Shelley feststellte, ein netter Junge, wenn man seine Fassade aus Prahlerei und Frechheit durchbrach. Er war einfach ein sympathischer junger Mann, wortgewandt, intelligent und entsetzlich unsicher. Am liebsten hätte sie ihn mit nach Hause genommen, ihm ein ordentliches Abendessen vorgesetzt und ihn mit einem Glas heißer Milch ins Bett gesteckt. Allerdings hatte sie den Verdacht, dass dieser kleine Junge nicht allzu lang in seinem eigenen Bettchen bleiben würde. Vielleicht hätte sie ja nichts dagegen, wenn er den Weg in ihres fände.
Als Larry und Rose nach einigen Stunden noch nicht aufgetaucht waren, glaubten sie nicht mehr, dass sie noch kommen würden. Shelley schlug vor zurückzukehren, denn sie musste unbedingt Abigails Geschichte aufschreiben. Cian stimmte widerwillig zu. Als sie auf die Straße traten, ging gerade die Sonne unter.
»Stopp«, zischte Cian. »Schau mal, ist das etwa Sandra?« Inzwischen waren sie beim Du.
Shelley drehte sich panisch um und starrte hin. »Diesen Bratarsch erkenne ich überall«, sagte sie. Sandra hatte ihnen den Rücken zugekehrt und spähte die Straße hinunter. Während sie sie noch beobachteten, wandte sie sich in ihre Richtung. Cian zog Shelley in den Pub und lugte durch den Türspalt. »Sie kommt her«, flüsterte er.
»Sie sucht uns«, stellte Shelley fest. »Woher weiß sie, dass wir hier sind?«
»Unsere Zettel«, antwortete Cian.
»Das muss es sein«, stimmte Shelley zu. Also
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