Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sextherapie: Roman (German Edition)

Die Sextherapie: Roman (German Edition)

Titel: Die Sextherapie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Stevens
Vom Netzwerk:
konsultierte, stellte sie fest, dass es auch Türen gab, die hinaus zum Golfplatz führten. Dazu musste sie jedoch den Flussraum durchqueren. Sie huschte den Flur entlang und spähte hinein. Der Raum war leer.
    Plötzlich hörte sie zu ihrem Schrecken Schritte hinter sich und flüchtete sich, ohne nachzudenken, in den Flussraum. Sie eilte quer hindurch und versteckte sich hinter den schweren roten Gardinen. Gerade noch rechtzeitig, denn die Schritte folgten ihr in den Raum, und sie erkannte Dr. Galloways Stimme.
    »Also, Mr. Draper, das ist der Flussraum, wo sich die Gruppe mit sexuellen Problemen trifft. Er ist abgelegener und gemütlicher als das Bergsteigerzimmer.«
    »Wirklich sehr hübsch«, antwortete Mr. Draper. »Äh... wird es eine sehr große Gruppe sein? Mein Problem ist nämlich ziemlich... heikel, und ich möchte nicht mit zu vielen Leuten darüber reden.«
    »Dafür habe ich Verständnis, Mr. Draper, aber ich kann Ihnen versichern, dass Schwierigkeiten dieser Art ausgesprochen häufig sind. Die anderen Teilnehmer werden von Ihnen also nichts erfahren, was sie nicht schon am eigenen Leibe erlebt haben, manchmal sogar in noch schwererer Form.«
    Shelley starb fast vor Neugier. Nur zu gern hätte sie einen Blick riskiert, aber sie durfte auf keinen Fall entdeckt werden. Deshalb wartete sie ab, bis Dr. Galloway den armen Mr. Draper hinausgeführt hatte.
    »Ihr Kurs beginnt am Montag in einer Woche, Mr. Draper...«, hörte sie ihn noch sagen.
    Shelley drehte sich um und stellte fest, dass sich die Türen mühelos öffnen ließen. Sie streckte den Kopf hinaus, um sich zu vergewissern, dass die Luft rein war, bevor sie in die fahle Nachmittagssonne trat. Ohne weitere Zwischenfälle umrundete sie das Gebäude und erreichte den Treffpunkt im Wald auf der anderen Seite der Straße.
    Während sie auf Cian wartete, beobachtete sie, wie Dr. Galloway und Mr. Draper aus der Vordertür kamen und zum Parkplatz gingen, der sich nur etwa vier Meter entfernt von der Stelle befand, wo Shelley hinter einem Rhododendron kauerte. Die beiden Männer schüttelten einander die Hand. Dann wandte sich Draper in Shelleys Richtung, um seine Autotür zu öffnen. Zum ersten Mal sah Shelley sein Gesicht, und sie erstarrte vor Schreck.
    Es war Harry. Freyas Harry. Ihr Traummann von einem Freund.
     
    Der Tunnel entpuppte sich als weit weniger geheimnisvoll, als Shelley gedacht hatte. Es war ein in den Boden unter der Mauer eingelassener Schacht für Elektrokabel, der auf jeder Seite über eine Tür und Stufen verfügte. Unterwegs war Shelley sehr wortkarg, sie blickte sich ständig ängstlich um und rechnete jeden Moment damit, dass Klinikpersonal aus dem Gebüsch springen würde. Außerdem war sie hin und her gerissen zwischen Schadenfreude wegen Harrys – und dadurch auch Freyas – kleinem Problem und Mitgefühl mit den beiden. Offenbar war Harry doch nicht so perfekt.
    Das Fox and Goose war ein reizender kleiner Pub mit niedrigen Deckenbalken und vom Rauch fleckigen Wänden. Begeistert betrachtete Shelley das Glas Chablis, das Cian gerade vor sie hingestellt hatte.
    »So«, sagte er und nahm mit einem Glas Bier ihr gegenüber Platz. »Sie lassen einen Mann wohl gern im Ungewissen, was?«
    Shelley wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Einerseits musste sie sich weiter als Sexsüchtige ausgeben, weshalb ein Flirt mit Cian zu ihrer Rolle passte, andererseits mochte sie ihn wirklich und wollte ihn nicht belügen.
    Sie fand ihn nicht nur ausgesprochen sympathisch, sondern genoss auch die Aufmerksamkeit, die er ihr schenkte. Schließlich war sie es nicht gewohnt, diejenige zu sein, die die Regeln bestimmte. Ihr war klar, dass Cian alles mitmachen würde, was sie von ihm verlangte. Shelley warf einen Blick auf die Uhr über dem Tresen. 16:39. Wenn sie ein Geschäft finden wollte, das Ladegeräte im Angebot hatte, musste sie sich beeilen. Also trank sie einen Schluck Wein.
    »Oh«, sagte sie dann und stand unvermittelt auf. »Würden Sie mich kurz entschuldigen. Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch etwas besorgen muss.«
    »Wenn Sie möchten, begleite ich Sie«, erwiderte er und erhob sich galant.
    »Nein, ich gehe lieber allein.«
    Er wirkte ein wenig gekränkt, weshalb sie leise »Frauenangelegenheiten« hinzufügte. Er nickte und setzte sich wieder.
    Als Shelley den Pub verließ, musste sie wegen ihrer brillanten Spontanidee schmunzeln. Es war ihr gelungen, zwei Ausreden in einen Satz zu packen. Erstens hatte sie nun Zeit

Weitere Kostenlose Bücher