Die Sextherapie: Roman (German Edition)
Freya fehlte ihr ein wenig.
»Wirklich?«, entgegnete Will. Shelley hob den Kopf und stellte fest, dass er sie eindringlich musterte.
»Natürlich«, antwortete Shelley. Will wollte noch etwas hinzufügen, als Shelleys Blick auf die Uhr an der Wand fiel. »Mist, wir sollten längst im Bergsteigerzimmer sein.«
Sie stürzten ihren Tee hinunter und liefen los. Verity bedachte sie mit einem finsteren Blick, als sie hereinkamen und sich wortreich für die Verspätung entschuldigten. Cian schien es nicht zu stören. Er spielte ein schmerzhaft aussehendes Abklatschspiel mit Larry und hatte wegen seiner anstehenden Beichte offenbar nicht die Spur von Lampenfieber.
»Cian? Cian?«, mahnte Verity.
Ȁh? Oh, ja. Ich war gerade ganz woanders. Okay, also fangen wir an. Er stand auf, trat in die Mitte des Kreises und sah jedes Mitglied seines gebannt lauschenden Publikums nacheinander an, bevor er zu sprechen begann.
Vieles von dem, was ich euch jetzt erzählen werde, klingt wie Angeberei, und genau das ist die Krux. Jedes Mal, wenn ich versuche, mit jemandem über meine... sexuellen Schwierigkeiten zu reden, hört es sich an, als wollte ich damit prahlen. Meine Kumpel schauen mich ungläubig an, wenn ich ihnen sage, dass ich mit der ständigen Rumbumserei aufhören will. »Deine Probleme möchte ich haben, alter Junge«, meinen sie zu mir. »Du spielst jeden Abend vor einem vollen Haus und fährst danach in deine Luxusbude in Primrose Hill, gefolgt von einem Schwarm von Teenagern in kurzen Röcken.« Es wirkt so – wie soll ich es ausdrücken – undankbar, sich über etwas zu beschweren, für das die meisten Männer ihren Erstgeborenen verkaufen würden.
Freundinnen, mit denen ich über dieses Thema sprechen könnte, habe ich auch nicht. Ich habe sie alle gevögelt, und danach wechseln sie entweder kein Wort mehr mit mir, oder sie stellen mir nach, sodass ich ihnen den Sicherheitsdienst auf den Hals hetzen muss. Die Mädchen, die ich nach meinen Auftritten aufreiße, sind nicht sonderlich gesprächig, wenn ihr versteht, was ich meine. Ich habe versucht, mit einigen zu reden, ihr wisst schon, danach. Darüber, dass ich das mit dem Vögeln reduzieren möchte. Aber keiner Frau gefällt die Vorstellung, sie könnte dir die Lust auf Sex ausgetrieben haben.
Wahrscheinlich ist der Grund der, dass ich es allen recht machen will. Die Frauen erwarten von mir, dass ich mit ihnen ins Bett gehe, also tue ich es. Eigentlich unterscheide ich mich nicht von meinen Mitmenschen. Ich will geliebt und gebraucht werden. Und die Leute lieben und brauchen mich, weil sie von mir Sex bekommen. Ja, und natürlich auch Musik, obwohl ich das Gefühl habe, dass das nicht meine Stärke ist. Nur Sex. Ich weiß, dass ich gut im Bett bin.
Entschuldigung, jetzt weiche ich vom Thema ab. Also zurück zum Anfang.
Ich glaube, es begann mit dem Aupair-Mädchen. Lena. Sie war aus Slowenien oder Ungarn oder sonst einem osteuropäischen Land, wo die Mädchen tolle Titten haben. Mein Vater war, ich meine, ist sehr wohlhabend, und wir lebten damals in einem riesigen Haus in Hampstead. Lena wohnte im ausgebauten Dachgeschoss mit einem tollen Blick über London. Allerdings habe ich nicht zu oft aus dem Fenster geschaut, wenn ich dort oben war.
Ich hatte nicht viele Freunde und natürlich auch keine Freundin. Meine Freizeit verbrachte ich entweder im Fitnessraum im Keller oder bei den Proben mit der Band, in der ich damals war. Adverse Camber. Anfangs machten wir Grufti-Sound, aber nach einer Weile änderten wir unseren Stil. Mein Vater war wie die meisten. Nur selten zu Hause. Er kümmerte sich kaum um mich, und wenn ich ihm erzählte, wie wir mit unserer Musik vorankamen, sah er mich bloß missbilligend an. Er wollte, dass ich Arzt oder Banker werde. Seine zweite Frau und ich verstanden uns auch nicht besonders, obwohl ich sie nicht als die typische böse Stiefmutter hinstellen will. Sie war immer noch besser als meine leibliche Mutter, die Alkoholikerin ist und in Brighton wohnt.
Natürlich war mir schon früher aufgefallen, wie spitze Lena aussah. Schließlich war ich ein Jugendlicher und hatte, so wie heute, nichts als Sex im Kopf. Eines Tages kam ich in die Küche, wo sie gerade mit dem Rücken zu mir den Fußboden schrubbte. Weil sie einen Minirock trug, konnte ich sehen, wie sich das winzige weiße Dreieck ihres Höschens über ihrem Venushügel spannte. Beim Putzen wiegte sie sich hin und her. Ich stand eine Ewigkeit da und beobachtete sie. Mein
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