Die Sherbrooke Braut
hast, werde ich wohl für geeignet befunden werden. Das wollten doch alle, oder? Einen Nachfolger für die Sherbrookes?« »Ja. Und wenn ich mich recht erinnere, hast du dich freiwillig bereit erklärt, einen auf die Welt zu bringen.«
»Das ist wahr«, pflichtete sie ihm bei. »Ich werde dir ein halbes Dutzend Erben schenken, wenn du es willst. Ich hätte gerne einen kleinen Jungen, der dir ähnlich sieht, Douglas.«
Die Gefühle, die ihre Worte bei ihm auslösten, behagten ihm ganz und gar nicht. Er brummte und erklärte: »Ich bin müde. Du hast mich vollkommen ausgelaugt. Schlaf jetzt.«
»Könntest du deine Begehrlichkeit besser beherrschen, hättest du jetzt die Kraft, dich mit mir zu unterhalten.«
»Schlaf jetzt, verflucht noch mal.«
Das tat sie auch, mit einem Lächeln auf den Lippen.
Als Alexandra am nächsten Morgen erwachte, lag sie in ihrem eigenen Bett ohne Douglas. Sie setzte sich auf, er fehlte ihr. Es war ihm zur Angewohnheit geworden, sie mit Küssen zu wecken, seine Hände zwischen ihre Schenkel zu schieben, sie zu liebkosen und sie für die Liebe mit ihm bereit zu machen, ehe sie noch ganz erwacht war. Jetzt war sie allein. Das gefiel ihr ganz und gar nicht.
Ich habe dich beim ersten Mal geschwängert.
Nein, nein, woher konnte er das wissen? Seit sie Douglas kannte, war ihr Monatsfluß ausgeblieben, das stimmte, doch ihre Blutungen kamen stets unregelmäßig. Sie konnte daher keine Gewißheit haben.
Sie stand auf, nahm ein Bad und zog sich geschwind an. Tony und Melissande sowie Onkel Albert und Tante Mildred fuhren heute ab. Und Gott sei Dank auch Lady Juliette.
Es war kurz vor zwei Uhr nachmittags, als ihr erster Gast, Lady Juliette, abfuhr. Sogar während des Verabschiedens von ihrer Gastgeberin und ihrem Gastgeber schalt sie ihre Zofe aus.
Die alte Gräfin sah mißbilligend drein. »Das Mädchen war eine große Enttäuschung, Mildred. Ich hätte es nicht gerne gesehen, wenn Douglas sie geheiratet hätte.«
»Ein zänkisches Mädchen«, nickte auch Tante Mildred.
»Trotzdem ist sie hinreißend«, schwärmte Onkel Albert. »Sie ist jung und heiter, das ist alles.«
»Sie ist eine verwöhnte Meckerziege und wird im Alter noch schlimmer werden«, bemerkte seine liebende Frau.
Tony aber hatte Alexandra umarmt und ihr dabei ins Ohr geflüstert: »Ich bin stolz auf dich. Bleib wie du bist. Mach weiter so. Es wird alles gut.«
Melissande hingegen warf Alexandra einen langen Blick zu und sagte: »Es macht mir nichts, daß ich eine Countess und du eine Viscountess bist. Es stört mich nur, daß du vielleicht Tony für dich haben willst. Niemals wirst du ihn bekommen, Alex, also vergiß es.«
Alexandra betrachtete ihre überirdisch schöne Schwester und hätte am liebsten losgekichert, so lächerlich war das. »Ich verspreche, ich werde es nie mehr versuchen, ihn dir wegzuschnappen.«
»Sieh zu, daß du das auch einhältst! Du wolltest Douglas Sherbrooke, und du hast ihn bekommen. Wenn du jetzt zu dem Schluß gekommen bist, daß du ihn nicht mehr willst, dann tut es mir leid. Du mußt eben Zusehen, wie du mit ihm auskommst. Aber Tony gehört mir.«
»Ich werde es versuchen«, sagte Alexandra mit demütiger Stimme.
Douglas, der das meiste dieser Unterhaltung mitbekommen hatte, konnte nur mit Mühe seine Belustigung kaschieren. Es gelang ihm, sich mit höflicher Stimme zu erkundigen: »Wird man sich in London sehen?«
»Vielleicht. Wenn ja, könntest du dann bitte alle auf meine Frau vorbereiten, Douglas. Man könnte dadurch Duelle verhindern. Ich würde dir das hoch anrechnen.«
»Sie hat schon an einer Saison teilgenommen. Man ist auf sie vorbereitet.«
»Aber nein, jetzt ist es etwas anders. Sie ist jetzt... einfühlsamer, sensibler und somit auch verletzbarer. Bereite sie vor, Douglas. Jetzt ist sie eine vermenschlichte Göttin. Man hat sie schon nachdenklich mit der Stirn runzeln sehen.«
»Nun gut, ich werde allen erzählen, du hättest sie ausgebildet.« »Vergiß nicht die Selbstdisziplin, mein lieber Freund.« Lachend boxte Douglas den Arm seines Cousins. Zwischen ihm und seinem Cousin herrschte jetzt wieder heitere Stimmung und nicht mehr die empörte Verbitterung der vergangenen Wochen. Alexandra sah einen Hoffnungsschimmer. Obendrein war sie froh, daß Melissande das Gespräch nicht gehört hatte. Sonst hätte sie Tony die Augen ausgekratzt.
Sie standen auf den breiten Treppen von Northcliffe Hall, bis der letzte Wagen den Weg fortgerollt war.
»Nun«, meinte die alte
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