Die Sherbrooke Braut
und sich vorhin ins Spielzimmer verzogen. Seiner Mutter gefällt das gar nicht. Sie gibt mir die Schuld an seinem schlechten Betragen. Ich bin versucht, ihr klipp und klar zu erklären, weshalb er sich so schlecht beträgt. Ich schwöre, sie würde Douglas in einem anderen Licht sehen.«
»Und dich auch, du Biest.«
Alexandra lachte. »Schon wahr, aber ihr Gesichtsausdruck wäre die Sache wert.«
»Bist du schwanger?«
Sie ließ die Gabel sinken. »Meine Güte, ich habe keine Ahnung. Herrje, Tony, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Schwanger! Weshalb um alles in der Welt fragst du mich danach?«
»Ich habe die alte Gräfin darüber mit Tante Mildred reden hören. Sie hofft, du erfüllst vor Jahresende deine Pflicht, da dies der einzige Grund war, weshalb Douglas überhaupt dieser Heirat zugestimmt hat.«
Sie warf ihm einen erstaunten Blick zu. »Ich nehme an, falls ich nicht den heißersehnten Nachfolger innerhalb eines Jahres zur Welt bringe, versetzt mir Douglas einen Fußtritt und versucht ihn mit einem anderen weiblichen Wesen zu zeugen. «
»Bei dir klingt es so, als handelte es sich um die Viehzucht auf einer Farm. Nein, ich denke, Douglas wird es mannhaft weiter versuchen, zweifellos.« Tony spielte mit einer Brotscheibe und sagte schließlich: »Ich weiß, es fällt dir schwer, das zu glauben, aber es entspricht der Wahrheit. Ich habe noch nie erlebt, daß Douglas seine Beherrschung verliert. In einer Schlacht verhielt er sich immer verdammt kaltblütig. Nie schwankte er, er behielt stets das Ziel vor Augen und vergaß nie die geringste Kleinigkeit, die einen möglichen Einfluß auf den Ausgang der Schlacht haben könnte. Er war brillant, Alex, einfach brillant; nie verlor er den Kopf. Die Männer verehrten ihn, denn sie wußten, sie konnten ihm vertrauen. Nie hätte er sie im Stich gelassen.
Ich habe ihn in solch rasendem Zorn gesehen, daß andere in die Luft gegangen wären, nicht aber Douglas. Natürlich habe ich ihn nicht im Bett mit einer Frau beobachtet, aber Männer sind nun einmal Männer, wir reden über diese Dinge. Früher war es immer ein Spiel für ihn. Er liebte es, wenn Frauen sich an seinen Liebkosungen berauschten; er liebte es, die Zügel in der Hand zu halten, das Tempo und den Ablauf zu bestimmen. Du hast ihn bis in seine Sherbrooke-Zehen erschüttert. Er verliert den Boden unter den Füßen. Ich finde es sehr amüsant. Außerdem fand ich deinen heutigen Schritt genial. Ich wünschte mir, ich könnte so lange bleiben, bis ich seine Niederlage erlebe.«
»Niederlage. Das Wort gefällt mir nicht.«
»Na, dann seinen Aufstieg. Wenn er erkennt, daß er für seine Frau im und außerhalb des Bettes große Zuneigung empfindet. Und daß es gar keine so schlechte Sache ist, wenn man ganz verrückt nach ihr ist.«
»Weißt du, würde jemand unser Gespräch belauschen, deportierte man uns gewiß zu dieser schrecklichen Botany Bay. Nicht einmal im Traum habe ich an solche Dinge gedacht, über die wir uns jetzt ganz offen unterhalten.« Sie giggelte. »Was
Douglas betrifft, er kennt keinerlei Zurückhaltung oder Scham...«
Tony nahm ihre Hand und küßte sie lachend. Er sah zu seinem Cousin hinüber, der ihn mit dunklen Augen mordlüstern anfunkelte. Was Melissande betraf, stand nicht nur die blanke Mordlust in ihren wunderschönen Augen, es drohte zudem auch noch Verstümmelung, falls Tony richtig darin las. Er war überaus zufrieden. Niemals in seinem Leben würde er vergessen, wie sie sich im Garten geliebt hatten. Er hoffte, daß Melissande schwanger war. Verdient hatte sie es jedenfalls.
»Ach, es ist doch zu dumm, etwas von dem Drama zu versäumen.«
Alexandra lachte auf. »Wenn du so weitermachst, wirst du das restliche Drama nicht mehr erleben.«
Die Abendgesellschaft war um zwei Uhr morgens zu Ende. Alexandra war noch zu aufgekratzt, um ins Bett zu gehen, doch die lavendelfarbene Feder am Turban ihrer Schwiegermutter signalisierte streng in Richtung Hafen; Tante Mildred hatte aufgehört, mit den Füßen den Musik-Takt zu tappen; Onkel Albert schnarchte friedlich gegen eine Topfpflanze gelehnt. Douglas tauchte aus dem Spielzimmer auf, um fünfhundert Pfund reicher, um seinen Platz beim Verabschieden der Gäste neben seiner Frau einzunehmen.
»Du warst ein Erfolg«, sagte er, »doch immer noch mißfällt es mir, wie sich deine Brüste hervorwölben.«
»Ich finde, du warst auch ein Erfolg, Douglas, besonders in diesen schwarzen Kniehosen, unter denen sich deine
Weitere Kostenlose Bücher