Die Sherbrooke Braut
hübsch sie doch aussah, um irgend etwas einzuwenden. Die grüne Farbe ließ ihre Haut sanft und weiß schimmern; ihre Haare, dicht und sündhaft rot, waren kunstvoll hochgetürmt, nur einige glänzende Strähnchen ringelten sich über ihre Schultern. Er blickte über die verlockenden weißen Wölbungen und fühlte, wie ihn ein Zittern überkam. »Laß uns tanzen, sonst bin ich geneigt, meine Hand in deinen Ausschnitt zu stecken.«
»Sehr wohl.«
»Sehr wohl was?«
Sie schenkte ihm ein Sirenenlächeln. »Du hast die Wahl, Douglas.
Er zauderte. Und Alexandra mühte sich, ein Lachen zu unterdrücken. Während er noch mit sich kämpfte, ließ sie ihren Blick mit nicht geringem Stolz über den Ballsaal streifen, der mit blauem, weißem und goldenem Kreppapier festlich geschmückt war. Topfpflanzen und üppige Buketts verzierten jede Ecke und jeden Tisch und verströmten ihren Wohlgeruch in den lauen Abend. Mindestens fünfzehn Paare tanzten gerade, und weitere dreißig standen oder saßen um den Tanzboden herum. Jede Einladung war angenommen worden, außer von Sir James Evertson. Der hatte den Fauxpas begangen, just an diesem Morgen das Zeitliche zu segnen. Sie hatte bei den Vorbereitungen zum Fest mitgeholfen, und alles lief wie am Schnürchen. Es gab reichlich zu essen, und den Champagner-Punch hatte Tante Mildred selbst für die zimperlichste Matrone für geeignet erklärt. Zum ersten Mal fühlte sich Alexandra wirklich als Herrin von Northcliffe Hall. Es war ein erhebendes Gefühl, und es tat ihr sehr gut. Bei manchen ihrer
Anweisungen hatte ihre Schwiegermutter etwas mit der Nase gerümpft, aber ihr nicht widersprochen, wenigstens nicht vor ihr. Ja, sie hatte bewiesen, daß sie mit ihrer Schwiegermutter zurechtkam, zumindest in dieser Sache.
Sie suchte nach Melissande, die gleich einer Prinzessin mit einem jungen Mann tanzte, der den Eindruck erweckte, jeden Augenblick ohnmächtig zu werden und nach Atem ringend ihr zu Füßen zu sinken.
Douglas, der seine Fassung wiedergewonnen hatte, sagte in leicht empörtem Ton: »Willst du mich reizen, Alexandra?«
Sie lächelte zu ihrem Mann auf. »Von was haben wir denn gerade geredet? Du hast mit deiner Antwort so lange gebraucht. Ach ja, du solltest wählen. Du bist derjenige, der darauf besteht, ich würde ausschließlich Lust empfinden. Nun denn, du bist älter und sehr viel erfahrener als ich, also nehme ich an, du hast recht. Du starrst auf meinen Busen, und es ist nur Lust, die du dabei empfindest. Nun starre ich auf deinen Mund. Da sollte es dir eigentlich völlig klar sein, daß ich dich küssen, daß ich dich mit den Händen abtasten will, von Kopf bis Fuß, besonders aber oberhalb deines Bauches und darunter, ja, da möchte ich dich berühren, dort bist du so feurig, wild und samtweich. Das ist alles nur Lust. Schließlich hast du mich aufgefordert, vernünftig zu sein. Da du nun einmal ein Mann von großer Erfahrung bist, ja, es ist Lust.« Sie warf ihm ein verruchtes Lächeln zu und streckte ihm ihre Hand entgegen. »Tanzen, Mylord?«
Am liebsten hätte er ihr ins Gesicht geschlagen.
Er atmete schwer. Er sah vor seinem geistigen Auge ihre wei-ßen Hände über seine Brust gleiten, sie fächerten über seinen Hauch, ihre Finger schlossen sich langsam um sein Glied. Seine Muskeln zuckten heftig. »Ich gehe ins Spielzimmer«, erklärte er barsch und verschwand mit einem knappen Kopfnicken.
Alexandra lächelte. Sollte er doch in seinem eigenen Saft schmoren. Sollte er doch glauben, daß sie nichts für ihn empfand, außer seiner so geschätzten Lust.
Alexandra sah, daß Lady Juliette sich bestens amüsierte. Ih-ren Hofstaat hatte sie weit entfernt von Melissande etabliert. Sie lachte ein wenig zu oft und zu laut, aber was kümmerte es Alexandra. Die dumme Pute würde morgen in der Früh ohnehin abreisen.
Sie war verblüfft darüber, wie schnell die Zeit vergangen war, als Hollis ihr ins Ohr flüsterte, daß das Abendbuffet eröffnet sei. Tony geleitete sie zu Tisch und Douglas Melissande. Juliette hing am Arm eines schmachtenden Landjunkers, der sich vorher in allen Einzelheiten über seine Gicht ausgelassen hatte - bis er Juliette entdeckt hatte.
»Douglas ist immer noch eingeschnappt«, bemerkte Alexandra zu Tony, während sie ein schmackhaftes Stück Lachspastete gabelte. »Und alles nur, weil ich schließlich seinen Gefühlen zugestimmt habe, statt sie abzustreiten.«
»Nur Lust, hm?«
»Ja. Er hat sich wie ein hochmütiger Kardinal aufgebläht
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