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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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befolgt. Also, was gibt es auf meinem Schreibtisch so Interessantes für dich?«
    Er trat einen Schritt vor, und sie versuchte, an ihm vorbeizuschlüpfen. Da packte er sie am Handgelenk. Sie fühlte seinen Daumen zärtlich über ihre weiche Haut fahren. Wenn er so weitermachte, würde sie binnen kurzem auf den Boden oder aufs Sofa sinken und sich ausgiebig dem Sinnengenuß hingeben.
    Douglas’ Gedanken bewegten sich anscheinend in gleichen Bahnen. Jäh ließ er ihr Handgelenk fallen. »Rühr dich nicht vom Fleck«, sagte er, »sonst sehe ich zu, daß dich deine Neugier, die meine Angelegenheiten betreffen, teuer zu stehen kommt.« Ob er schon eine Strafe für sie parat hatte, wenn sie aus dem Zimmer hinauslaufen würde? Nachdem sie beschlossen hatte, daß er nur eine leere Drohung ausgestoßen hatte, verschwand sie blitzschnell aus dem Zimmer.
    Douglas ließ sie gehen. Er würde sie schon früh genug erwischen; dann trat er an seinen Schreibtisch und ging die Papiere durch. Als ihm Lord Averys Schreiben in die Hand fiel, begann er zu fluchen. Zur Hölle mit Finkle, warum mußte er auch so pedantisch sein? Ihm war sofort klar, daß Alexandra diesen Brief gefunden und gelesen hatte. Na gut, sie wußte jetzt nicht sehr viel mehr als vorher. Trotzdem war er beunruhigt. Dieser Georges Cadoudal war unberechenbar. Aus eigener Erfahrung wußte Douglas: wenn Georges sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnten ihn keine zehn Pferde mehr davon abbringen. Das war sowohl ein Vorzug als auch ein großer Nachteil. Wie er am jetzigen Beispiel wieder einmal sehen konnte.
    Douglas stieß einen Fluch aus. Was sollte er tun?
    Sein Handlungsplan war noch am selben Abend beschlossen. Er führte Alexandra auf eine kleine Abendgesellschaft im Hause von Lord und Lady Marchpane, einem reizenden älteren Ehepaar. Sie hatten Douglas ins Herz geschlossen, weil er sich in der Armee um ihren Enkel gekümmert hatte. Sie begrüß-, ten ihn und Alexandra sehr herzlich.
    Alexandra war auf der Hut, obwohl Douglas kein Sterbenswörtchen mehr über Vergeltung oder Strafe sagte. Er schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein, auch als sie sich in ihrem neuen Kleid präsentierte, dessen Ausschnitt nicht gerade dezent war. Er hatte nur kurz genickt, das war alles gewesen. Sie beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Eigentlich hätte sie es vorgezogen, in der Stadtvilla zu bleiben, mit ihm allein. Vielleicht sollte sie sich wegen ihrer Neugier entschuldigen. Sie zupfte leicht an seinem Ärmel. Er blickte mit ausdruckslosem Gesicht zu ihr hinunter.
    »Es tut mir leid, Douglas.«
    »Was denn?«
    »Daß ich spioniert habe. Aber es hat mich so wütend gemacht, daß du mir nicht erzählen wolltest, was hier vorgeht;
    Schließlich bin ich deine Frau. Ich könnte dir eine Hilfe sein, wenn du es nur zulassen würdest.«
    Seine Augen blickten, wenn überhaupt möglich, noch ausdrucksloser. »Ich nehme deine Entschuldigung an, obwohl sie karg wie die Steppe ist. Was das andere betrifft, komme ich wohl nicht um die Erkenntnis umhin, daß du meine Frau bist. Du bist jede verdammte Minute bei mir. Ich bezweifle, daß ich mein Wasser abschlagen könnte, ohne daß du wissen wolltest, wohin das geht und was ich damit tue. Ah, da ist ja Teddy Summerton. Ein guter Tänzer. Ich werde dich ihm überlassen. Nein, keine Widerrede. Tu, was ich von dir verlange. Hast du mich verstanden?«
    »Ich habe verstanden«, antwortete sie brav.
    Und so tanzte sie den folgenden ländlichen Tanz mit Teddy Summerton, einem sehr sympathischen jungen Gentleman, mit bleichem Teint und Segelohren, der offenbar ihren Mann vergötterte. Als der Tanz vorüber war, war Douglas nirgends zu erblicken.
    Ob er wieder mit dieser französischen Schlampe beisammen war? Sie schlenderte quer durch den ganzen Ballsaal; einige Gäste erkannten sie und nickten ihr zu. Sie nickte lächelnd zurück. Wo steckte bloß Douglas?
    Es war ein warmer Abend. Die drückende Luft versprach einen Regenguß. Alexandra trat auf den Balkon hinaus und lehnte sich über die steinerne Balustrade, um in den Garten hinunterzuspähen. Laternen waren in einigem Abstand voneinander aufgehängt worden, aber immer noch herrschte viel Schatten, viele Stellen lagen völlig im Dunkeln. Eine plötzliche Angst bemächtigte sich ihrer.
    Leise rief sie: »Douglas?«
    Es kam keine Antwort. Sie meinte ein Rascheln im Gebüsch zu ihrer linken Seite zu hören, sie war sich aber dessen nicht sicher. Wieder rief sie seinen Namen, dann lief

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