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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sie eilig die hohen Steinstufen in den Garten hinunter. Sie hastete über einen der schmalen Steinpfade und horchte angestrengt. Nichts. Dann vernahm sie auf einmal eine Männerstimme, die wie leises Zischen klang, doch verstand sie kein Wort. Gottverdammich, er sprach Französisch. Sie war drauf und dran, einen Angstschrei auszustoßen, als sie Douglas’ Stimme antworten hörte. Er klang sehr kalt und höchst empört.
    Auf einmal drangen die unverwechselbaren Geräusche eines Handgemenges zu ihr herüber. Sie wartete erst gar nicht ab, sondern stürzte sich in die Richtung, wo der Kampf stattfand. Sie lief durchs Gebüsch und sah, wie zwei Männer Douglas überfielen. Verblüfft sah sie, wie Douglas sich auf den Fersen umdrehte und einem der Männer einen harten Faustschlag in die Magengrube versetzte, sich dann blitzschnell umdrehte und den anderen Mann mit seinem Ellbogen in die Kehle stieß. Es geschah alles so schnell, daß sie einfach stehenblieb, schreckensstarr wie ein Kaninchen. Einer der Männer rieb sich die Kehle und brüllte etwas auf Französisch zu Douglas; im nächsten Augenblick waren er und sein Spießgeselle blitzschnell in der Dunkelheit verschwunden.
    Douglas rieb sich die Knöchel seiner linken Hand und starrte durch die schwarze Nacht hinter ihnen her. Sie lief ihm entgegen. Ihre Hände berührten seine Arme, hielten seine Schultern und legten sich schließlich um sein Gesicht. »Fehlt dir etwas? Du warst großartig, Douglas. Und so schnell. Ich konnte es gar nicht fassen. Du hast meine Hilfe nicht benötigt. Geht es dir gut? Kannst du nicht sprechen? Bitte, Douglas, bitte sprich zu mir.« Während sie das sagte, streichelte sie ihn weiter mit ihren Händen. Noch immer stand er regungslos da, sein Atem ging schwer, aber regelmäßig.
    Doch dann hob er die Arme, packte sie an den Händen und brachte sein Gesicht ganz nahe an ihres. »Was zum Teufel hast du hier draußen zu suchen?«
    Sie schreckte nicht vor ihm zurück. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, denn ich konnte dich nicht finden. Ich dachte, vielleicht benötigst du meine Hilfe.«
    »Deine Hilfe? Großer Gott, Madam, verschon mich mit deiner Hilfe! Komm, wir gehen.«
    »Aber wer waren diese Männer? Warum haben sie dich über-fallen? Ich habe euren Streit gehört, aber ich konnte nichts verstehen. Es war leider in Französisch.«
    Er schüttelte stumm den Kopf und zog sie an der Hand den Pfad entlang zur Villa. Er hatte Todesangst um sie gelitten, denn Georges Cadoudal hatte noch als letztes eine Drohung gegen sie ausgestoßen. So wie er Janines Leben zerstört hatte, so würde er Douglas’ frischvermählte Frau zugrunderichten.
    Auch in der Kutsche sagte er nichts, bis sie ihn endlich fragte: »Ich habe noch nie jemanden so zuschlagen sehen. Gegen Tony hast du nicht in der Art gekämpft.«
    »Tony wollte ich verprügeln, nicht umbringen.«
    »Wo hast du gelernt, so zu kämpfen?«
    Er wandte sich ihr im trüben Licht der Kutsche zu. Ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht bei der Erinnerung. »Ich war damals in Portugal und lernte einige Mitglieder einer Bande in Oporto kennen, die die gemeinsten, niederträchtigsten und dreckigsten Kämpfer waren, die mir je untergekommen sind. Sie haben es mir beigebracht, und ich habe ihren Unterricht überlebt.«
    » Oh. Und wer waren diese Kerle, die dir etwas antun wollten?«
    Er nahm ihre linke Hand und hielt sie fest. »Hör mir gut zu, Alexandra. Du darfst nirgendwo ohne mich hingehen, hast du mich verstanden? Sieh mich nicht so an, vertrau mir einfach. Sag mir, daß du verstanden hast.«
    »Ja, ich habe verstanden.«
    »Natürlich hast du das nicht, aber das tut nichts zur Sache. Übermorgen kehren wir nach Northcliffe zurück.«
    »Warum?«
    »Tu, was ich dir sage, und stelle keine Fragen mehr.«
    Sie beschloß, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, wenn er einmal nicht mehr reden wollte, konnte ihn nichts mehr dazu bewegen, den Mund wieder aufzumachen. Er war der halsstarrigste Mensch, den sie kannte. Sie lehnte sich gegen die weiche Rückenlehne aus Leder, schloß die Augen und begann leise zu schnarchen.
    Sie meinte ihn leise lachen zu hören, doch war sie sich dessen nicht sicher. Sie hatte einen Plan gefaßt; keinen großartigen, aber es war zumindest ein Anfang.
    Am nächsten Tag, kurz nach elf Uhr morgens, kehrte Douglas in die Stadtvilla zurück. Sein Treffen mit Lord Avery war kurz und knapp verlaufen. Ja, Georges Cadoudal befand

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