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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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hinauskomplimentiert hatte. Zudem war der Butler recht kurz geraten. Er entsprach so ganz und gar nicht dem, was Dr. Mortimer in einem gräflichen Haushalt für angemessen gehalten hätte. Für Augenblicke stand er perplex auf der Eingangstreppe und starrte über seine Schulter hinweg auf die geschlossene Haustür der gräflichen Stadtresidenz.
    Douglas hatte sich sehr beeilt, um bei der Ankunft des Arztes anwesend zu sein. Er vermutete, daß Alexandra nicht allzu begeistert wäre, den Mann zu sehen. Doch machte er sich wirklich Sorgen um sie. Er wollte, daß der Arzt sie sofort untersuchte. Er wollte es aus seinem Munde erfahren, daß alles bei ihr gut laufen würde. Die Tatsache, daß er nicht wußte, ob sie überhaupt schwanger war, schien ihm unerheblich. Wenn sie es jetzt nicht war, dann wurde sie es früher oder später. Nein, er war besorgt, und seine Sorgen sollten von einem Mann beschwichtigt werden, der sich in diesen Dingen genau auskannte. Mortimer war ihm von seinem eigenen Arzt empfohlen worden, der vor drei Jahren seine Armverletzung behandelt hatte.
    Als er nun den Arzt vor seiner Haustür mit einem verwirrten Blick auf die geschlossene Tür stehen sah, erstarben ihm die Begrüßungsworte im Mund. Seine Miene verfinsterte sich. O Gott, etwas stimmte nicht. Sie war zu schmal; er hatte es gewußt; sie erwartete ein Kind, und sie würde sterben. Alles wäre seine Schuld. Mit heiserer und aufgeregter Stimme fragte er: »Dr. Mortimer, ist meine Frau wohlauf?«
    »Oh, Mylord! Ihre Gemahlin? Sie hat mir Tee angeboten. Ihrer Gemahlin geht es gut. Sie entspricht so gar nicht dem, was ich erwartet habe. Sie ist keine Arztbesuche gewohnt. Sie ist jung, daran wird es liegen. Sehr eigenartig. Ich muß mich beeilen, Mylord. Ach, Ihre Gemahlin, ja, ja, Mylord, Ihre Gemahlin. Ich wünsche Ihnen alles Gute, Mylord. Viel Glück. Sie werden es bestimmt brauchen.«
    Hastig eilte Dr. Mortimer die Treppen hinunter und verschwand in seiner Kutsche, die auf ihn wartete.
    Douglas hielt den Türgriff in der Hand und starrte dem Doktor nach. Er hatte einen geistig abwesenden Eindruck gemacht; er schien sinnlos vor sich hinzuplappern; er vermittelte nicht die Souveränität, die er heute in der Früh ausgestrahlt hatte, als Douglas bei ihm gewesen war. Doch würde er sicher etwas gesagt haben, wenn mit Alexandra etwas nicht gestimmt hätte. Oder?
    Er fand sie vor einem der Erkerfenster. Sie hielt die schweren
    Vorhänge beiseite und blickte starr in den gegenüberliegenden Park.
    Als sie ihn hörte, blickte sie wortlos über die Schulter. Dann widmete sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem gegenüberliegenden Park.
    »Ich bin Dr. Mortimer auf der Eingangstreppe begegnet.«
    Sie antwortete nicht.
    »Er machte einen etwas seltsamen Eindruck. Er meinte, du seist wohlauf, glaube ich zumindest, daß er das sagte. Er muß sehr früh gekommen sein.«
    Sie blieb stumm. Ihr Rücken war steif wie ein Besenstiel.
    »Hör mich an, Alexandra, ich wollte mich vergewissern, daß bei dir alles gutgehen würde. Du kannst mir doch daraus keinen Vorwurf machen, weil ich mir um dich Sorgen mache. Ich weiß, er ist ein Mann. Aber nur Männer sind Ärzte. Es gab daher keine Wahl. Ich habe versucht, mich zu beeilen, um bei seiner Ankunft zurückzusein, doch ich war verhindert. Ich wollte bei dir sein. Komm schon, so schrecklich kann es doch nicht gewesen sein.«
    »Aber nein, es war überhaupt nicht schrecklich.«
    »Warum stehst du dann da und ignorierst mich? Behandelst mich, als wäre ich Luft? So etwas bin ich von meiner Frau nicht gewöhnt. Weißt du nicht mehr? Du liebst mich doch.«
    »Oh, aber gewiß nicht, Douglas. Es ist nur Lust, nichts weiter. Du hast mich neulich schon davon überzeugt. Was deinen verehrten Herrn Doktor betrifft, nun, ich hoffe, dieser aufgeblasene Dummkopf kommt mir nie mehr in die Quere.«
    Douglas fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Es tut mir leid, wenn er dich nicht so behandelt hat, wie ich es getan hätte. Nein, nein, das nehme ich sofort zurück. Was für eine schreckliche Vorstellung. Hat er dir nicht zugesagt? Ist er nicht sanft genug mit dir umgegangen? Hat er dich unnötig in Verlegenheit gebracht?«
    Sie wandte ihm das Gesicht mit abwesendem Ausdruck zu.
    »Gestern nacht habe ich dir erklärt, daß ich mich von keinem Mann untersuchen ließe.«
    »Außer von mir.« Sein scherzhaft gemeinter erster Schritt zur Versöhnung ging daneben.
    »Ganz recht. Dein Erinnerungsvermögen leistet dir gute Dienste, wenn es

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