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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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sintflutartige Regen eine donnernde Sinfonie auf dem Zeltdach. Die Planen flatterten beängstigend stark, und als das Unwetter immer heftiger toste, die Donnerschläge direkt über ihnen zu hören waren und ein furchtbarer Wind durchs Lager brauste, da erstarb das Lachen im Zelt.
    Die sieben standen in angstvollem Schweigen und lauschten den entfesselten Naturgewalten. Der Erdboden bebte bei jedem Donnerschlag, während der Regen immer heftiger niederging. Die sieben sahen einander furchtsam an. Mark warf einen Blick auf Abdul, und die Miene des Ägypters erschreckte ihn. In seinen Augen spiegelte sich nacktes Entsetzen wider.
    Da fiel Mark ein, daß sie sich ja an der Mündung des Königlichen Wadis befanden, und er dachte: Auch das noch!
    »He«, fragte Ron zwischen zwei Donnerschlägen, »was geschieht jetzt mit den Generatoren? Bei dieser Nässe …« Genau in diesem Moment gingen die Lichter aus, und die Ventilatoren surrten langsamer, bis sie ganz zum Stillstand kamen. Den Bruchteil einer Sekunde lang starrten alle wie versteinert in die Dunkelheit. Dann schrie jemand auf, ein anderer kreischte, und ein panisches Gedränge und Geschiebe setzte ein.
    »Bewahren Sie Ruhe!« schrie Mark. »Wir haben Taschenlampen und Laternen! Bleiben Sie ruhig, und verlieren Sie nicht gleich den Kopf! Setzen Sie sich hin, wenn Sie können!«
    Mit einem Schlag herrschte absolute Dunkelheit. Mark hatte noch nie eine so vollkommene Finsternis erlebt, eine so rabenschwarze, undurchdringliche Nacht. Nur in Gräbern war er schon mit einer ähnlichen Schwärze konfrontiert worden. Er unterdrückte seine eigenen Anwandlungen von panischen Gefühlen, als er über die an der Zeltwand stehenden Kisten fiel, die er gleich darauf hektisch durchwühlte. Er fand vier Taschenlampen und zwei batteriebetriebene Laternen, die er unter seinen Gefährten verteilte. Sieben gespenstische
    Gestalten, deren Gesichtszüge in dem unnatürlichen Licht verzerrt wirkten, horchten mit Grauen auf das tobende Unwetter.
    Jasmina mußte schreien, um gehört zu werden. »Die Fellachen in der Arbeitersiedlung! Sie haben keinen Schutz!«
    »Wir können nichts tun!« Mark hielt sich die Ohren zu. Er kam sich vor wie unter einer umgedrehten Plastikschüssel, über die das Wasser rauscht.
    »Und die Dorfleute!« rief sie. »Ihre Häuser werden sich auflösen!«
    »Dort hat es auch schon früher geregnet, Jasmina!«
    »O Gott«, entfuhr es Ron, »meine Ausrüstung! Was, wenn das Zelt undicht ist? Mein ganzes Fotopapier, mein Filmmaterial!«
    Ein krachender Donnerschlag ließ eine der Laternen umkippen. Als Mark nach vorne langte, um sie wieder aufzurichten, schloß sich eine schlanke, braune Hand um sein Handgelenk. Der Griff war so fest, daß es ihn schmerzte. Er schaute in Abduls Gesicht. Der Ägypter wirkte wie eine Gestalt aus einem Horrorfilm. Das Licht trieb unheimliche Schattenspiele mit seinen Zügen, seine Wangen erschienen noch hohler, seine Augen verschwanden beinahe, und seine Nase und Backenknochen traten hervor. Abduls Kopf sah aus wie ein Totenschädel.
    »Effendi«, sagte er so ruhig er konnte, »haben Sie das Wadi vergessen?«
    »Nein, verdammt noch mal, habe ich nicht.«
    »Wir müssen hier weg.«
    »Wie denn? Sollen wir etwa durch den Regen und die Schlammfluten rennen? Es gibt kilometerweit keinen Zufluchtsort! Wir würden keine fünfhundert Meter weit kommen, ohne uns zu verirren und voneinander getrennt zu werden. Nicht einmal die Geländewagen kommen bei diesem Unwetter durch!«
    »Wenn wir hierbleiben, Effendi …«
    Mark starrte seinen Vorarbeiter wütend an und riß sein Handgelenk los. Tiefe Druckstellen hatten sich in seinem Fleisch gebildet. »Wir können sowieso nichts tun. Also brauchen wir die anderen gar nicht erst damit verrückt zu machen.«
    Mark blickte zum Zeltdach auf. Im Geiste sah er das Wadi – den Wasserlauf, der nur wenige Meter vom Camp entfernt in die Ebene mündete. Eine Schlucht, die sich durch Jahrhunderte launenhafter Wü
    stenstürme und blitzartiger Überschwemmungen in die Hochebene eingegraben hatte. Deshalb war keines der Dörfer in der Nähe des Wadis gebaut worden: Eine wahre Sintflut würde sich plötzlich in das ausgetrocknete Flußbett ergießen, wie bei einem Dammbruch ins Tal hinabstürzen und alles, was im Weg lag, mitreißen. Nichts würde dem Ansturm des Wassers standhalten.
    Hör schnell wieder auf, beschwor Mark das Unwetter in Gedanken. Panik ergriff ihn. Hör bald auf! Zieh weg vom Plateau. Laß es nur

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